Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
Vom Netzwerk:
Malhamota für ihn?
    »Findest du?«
    »Ja, ehrlich! Und du glaubst, dass wir beide wie sie sein könnten?« Mein Herz pochte heftig, als ich diese Frage stellte, die ich für mich längst mit einem Ja beantwortet hatte.
    »Wer weiß?«, sagte Rin. Dann schaute er mich an, lächelte und schüttelte sanft den Kopf, so, als habe er sich gerade selbst bei einer Notlüge ertappt. »Was rede ich denn da, ich bin mir längst sicher, dass das mit uns was ganz Besonderes ist«, murmelte er schließlich, nachdem er mich lange wie in Gedanken versunken betrachtet hatte. »Mit dir ist alles schöner, intensiver.« Er strich über meine Wange.
    »Selbst eine kleine Berührung löst in mir großes Glück aus. Das muss eine Bedeutung haben.« Er küsste mich, riss sich schließlich aber von mir los und ging zur Tür. »Lass uns reingehen und frühstücken. Du hast doch sicher Hunger, oder?«
    Ich folgte ihm. Tief in meinem Inneren fühlte ich, dass er recht hatte. Seine Worte beschrieben, was auch ich fühlte. Das konnte unmöglich ein Zufall sein. Rin bedeutete mir mit einer galanten Handbewegung, mich auf das Bett zu setzen, während er in der Küche verschwand und kurz darauf mit einem Tablett zurückkam. Er reichte mir einen hellen Brotfladen.
    »Hier ist noch Honig.« Er deutete auf ein bauchiges Glas mit einer goldbraunen zähen Flüssigkeit. Ich bestrich meinen Kanten und probierte ihn.
    »Mmh, das schmeckt sehr gut!« Viel besser als Pemmikan.
    »Freut mich.«
    »Willst du nichts essen?«
    »Ich habe schon gegessen. Entschuldige. Ich bin heute sehr früh aufgestanden, um zu meditieren und mich auf die Me’solbrem vorzubereiten.«
    »Mir kam es so vor, als würdest du die ganze Zeit bei mir liegen.« Das war äußerst merkwürdig. Ich hätte mein Leben verwettet, dass es so war. Doch offenbar hatte ich lediglich eine äußerst blühende Fantasie.
    Rin küsste mich auf den Mund und legte beide Hände sacht auf meine Wangen. »Ich finde es sehr schön, dass du das sagst.«
    Den Vormittag verbrachten wir in seiner Hütte. Arm in Arm ließen wir die Zeit einfach verstreichen. Für mich war es, als wäre ich endlich zu Hause angekommen. DasGefühl hierherzugehören wurde immer stärker. Und der Abschied wurde dadurch umso schmerzvoller. Es tat unendlich weh. Ich versuchte, mich damit zu trösten, dass es nur fünf Tage und Nächte waren, die wir voneinander getrennt sein würden. Aber wie sollte es erst werden, wenn ich wieder in Berlin war?
    »Ich komme zu dir, sobald ich kann«, versprach Rin und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Er nahm mich in die Arme und hielt mich fest. Ich wollte so gern bei ihm bleiben. Mehr über ihn und seinen Stamm erfahren, seinen Körper und seine Lippen erkunden, einfach nur bei ihm sein. Aber das ging nicht.
    Rin packte seine Sachen zusammen. Viel benötigte er nicht. Einige Talismane, Ketten und Armreifen sowie die feuerrote Feder. »Ich muss jetzt aufbrechen«, sagte er, nachdem er alles beisammenhatte. Ich sah den Stolz in seinem Blick und teilte seine Vorfreude auf das Ritual, zugleich blutete mein Herz. Ich vermisste ihn schon jetzt. Als er mich noch einmal in den Arm nahm, wollte ich ihn gar nicht mehr loslassen. Wie beneidete ich Malhamoti und Malhamota, die durch nichts voneinander getrennt werden konnten!
    Schweren Herzens löste ich mich von ihm und machte mich auf den Weg zum Desert Spring, während er in den Tiefen der Wälder verschwand. Das Moped schob ich neben mir her. Es war nur noch Schrott. Ich zweifelte, dass die Pwaytons es würden retten können.
    Entsprechend lange dauerte mein Heimweg. Ich fühlte mich leer. Der Gedanke, Rin nun für einige Tage nicht sehen zu dürfen und ihn danach nur für wenige Tage zuhaben, setzte mir zu. Ich war völlig in Gedanken versunken und merkte nicht mal, dass ich das Ortsschild längst hinter mir gelassen hatte. Wie ferngesteuert blieb ich vor dem Café stehen.
    »Was ist denn mit dir passiert?«
    Ben Pwayton stand plötzlich neben mir. Seine Stimme riss mich in die Wirklichkeit zurück. »Hattest du einen Unfall?«, fragte er erschrocken und zeigte auf das Moped. Es sah stark ramponiert aus.
    »Ja. Mir ist aber nichts passiert.«
    »Bist du sicher?«
    Er befühlte meinen Kopf.
    »Ich dachte, du bist Mechaniker, kein Mediziner?«
    »Eine Erste-Hilfe-Ausbildung habe ich trotzdem. Also, was ist passiert?«
    »Ich bin gegen einen Baum gefahren. Habe die Kontrolle verloren.«
    »Du hättest tot sein

Weitere Kostenlose Bücher