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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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und Zeigefinger. Er schien für diese Jahreszeit zu dick gefüttert, würde aber seinen Dienst tun, und Pway überließ ihn mir gern. Für sich würde er ein älteres Modell mit einigen Flicken mitnehmen.
    »Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    »Für dich gern.«
    Er nahm mir den Schlafsack wieder ab, da berührten sich versehentlich unsere Hände. Ich zuckte zurück. Seine Haut war sehr rau.
    »Nur ein Versehen«, versicherte Pway, aber er sah mich trotzdem merkwürdig an. Ich hielt seinem Blick nicht stand.
    »Willst du noch mit uns essen? Meine Mom hat Kuchen gebacken. Der ist zwar nicht so gut wie der aus dem Desert Spring, aber man kann ihn essen.«
    »Nein danke. Ist es in Ordnung, wenn ich den Schlafsack hierlasse?«
    »Klar.«
    Ich wollte gehen, aber Pway fiel ein, dass er mir unbedingt etwas erzählen musste. »Hast du schon das Neueste gehört?«
    »Kommt drauf an, was es ist.«
    »Der Sheriff hat rausgefunden, dass sein Sohn nicht nur ein Mitglied dieser Jugendbande, sondern sogar deren Anführer ist.«
    »Wow!« So viel Cleverness hätte ich dem alten Hunter gar nicht zugetraut.
    »Hunter ist ausgeflippt, als er davon Wind bekam.«
    »Wie hat er denn überhaupt davon erfahren? Doch nicht etwa durch eigene Ermittlungen?«
    »Wo denkst du hin? Die Bande hat versucht, bei Roy einzubrechen. Aber der hatte eine Kamera installiert. Die Beweise gingen direkt an den Sheriff.«
    Halleluja, es gab doch einen Gott. »Und wie geht es mit den Jungs weiter?«
    »Keine Ahnung.« Pway zuckte mit den Schultern.
    »Ich werde dranbleiben und dich informieren, wenn ich mehr weiß«, versprach er.
    »Das ist nett, danke, Pway.«
    Ich machte mich auf den Weg zum Desert Spring. Kaum hatte ich das Haus der Pwaytons verlassen, verspürte ich eine starke Vertrautheit in mir, eine leise Stimme, die mich rief. Sie gehörte Rin. Aber wie konnte das sein? Er war doch in sein Dorf zurückgekehrt.
    Ich erreichte die Mitte der Straße und entdeckte eine Gestalt, die am Zaun lehnte und auf mich wartete. Die breiten Schultern, die gerade Körperhaltung und die athletische Statur ließen keinen Zweifel zu. Es war Rin. Ich rannte zu ihm.
    Sogleich nahm er mich in die Arme. Seine Lippen erstickten meine Worte, und seine Hände glitten über meine nackten Oberarme bis zu meiner Taille und hielten diese fest umschlossen.
    »Ich dachte … du wärst … längst aufgebrochen«, stieß ich atemlos hervor. Ich war so glücklich, ihn zu sehen.
    »Ich wollte, aber ich konnte nicht.«
    »Soll das heißen, du bleibst in Calmwood?«
    Er schüttelte den Kopf. Dabei flogen seine Haare durch die Luft. »Ich wollte dich noch einmal sehen. Dich spüren.«
    »Aber was ist mit dem Ritual? Ich dachte, es beginnt heute Nacht?«
    »Nein. Heute sitzen die Ti’tibrin am Lagerfeuer, singen alte Lieder und erzählen sich Geschichten aus früheren Zeiten. Es ist eine Einstimmung, und es wäre gut, dort zu sein, aber die erste Prüfung ist erst morgen früh. Der Siruwathi, der Älteste, wird ein Auge zudrücken, wie du weißt, ist er mein Vater.«
    Seine Finger strichen zärtlich meine Arme hinauf. Ich bekam eine Gänsehaut. Diese Berührungen waren so sanft, so zärtlich, dass ich glaubte, wahnsinnig zu werden. Ich wollte mehr.
    »Komm mit rein«, flüsterte ich.
    »Deine Tante ist noch wach.« Rin deutete zu dem hell erleuchteten Fenster im zweiten Stock.
    »Scheint so. Aber das macht nichts. Sie weiß von uns.«
    »Ich wäre aber viel lieber mit dir allein. Ganz allein.«
    Sein intensiver Blick jagte mir einen heißen Schauer über den Rücken. »Und was schlägst du vor?«
    »Komm mit.«
    Wir rannten nach Norden. Anfangs konnte ich kaum mit ihm Schritt halten. Er schien es sehr eilig zu haben. Ich fiel zurück. Dann aber packte er meine Hand, und es kam mir vor, als würden meine Füße kaum den Boden berühren, so, als würde ich schweben. Die Luft war angenehm frisch, sanft strich der Sommerwind über meine Arme. Die Sterne funkelten eindrucksvoll über uns. Es gab nichts, dass diesen Moment hätte trüben können. Schließlich hatten wir die Häuser hinter uns gelassen, und die weite Landschaft erstreckte sich in ihrer beeindruckenden Weite vor uns. In der Ferne sah ich die dunklen Umrisse der Felsen, dort begannen die Black Hills.
    »Willst du es sehen?«, fragte er mich und hielt inne. Sein Atem ging ruhig. Er war kein bisschen aus der Puste. Ganz im Gegensatz zu mir.
    »Was?« Ich wusste erst nicht, was er meinte. Rin lachte, und erst da begriff

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