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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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Bewegung aufgewacht war.
    »Hörst du das auch?«, flüsterte ich aufgeregt.
    »Was?«
    »Das Trommeln. Das Horn.«
    Wir schwiegen, und er lauschte in die Stille hinein. Doch da war nichts. Vom Zirpen der Grillen und dem gelegentlichen Rufen eines Käuzchens abgesehen.
    »Du hast sicher schlecht geträumt«, beruhigte er mich.
    »Ich habe ja noch gar nicht geschlafen.«
    »Dann hast du vielleicht eine blühende Fantasie? Ich höre jedenfalls nichts.«
    Wir legten uns wieder hin. Möglicherweise hatte er recht. Meine Nerven waren so angespannt, dass ich sicherlich schon Dinge hörte, die gar nicht da waren.
    Ich versuchte weiterhin vergeblich einzuschlafen. Es war zu warm in meinem Schlafsack, also ließ ich meine Arme draußen. Von wegen, sich aneinander wärmen.
    Wenigstens hatte Pway seine Versuche, mich anzumachen, eingestellt. Ich hoffte, dass es dabei blieb. Kurz bevor mich endlich die Müdigkeit übermannte, erklang es erneut. Nun war ich mir sicher, das gleichmäßige Trommeln konnte keine Einbildung sein.
    »Da ist es wieder.«
    »Jetzt höre ich es auch«, sagte Pway zu meiner Erleichterung. Ich war also nicht verrückt.
    Plötzlich machte sich jemand am Reißverschluss unseres Zeltes zu schaffen. Ich knipste rasch eine kleine Taschenlampe an und richtete ihren Strahl auf den Eingang. Ira schaute durch den Spalt. Geblendet kniff sie die Augen zusammen. »Autsch.«
    »Sorry.« Ich richtete den Strahl der Taschenlampe nach unten.
    »Dürfen wir zu euch rein?«
    »Natürlich.«
    Sie krabbelten herein, Ira setzte sich zu meinen Füßen, Jack neben mich. Beide wirkten unendlich müde, ihre Augen waren leicht geschwollen, vermutlich hatten sie bereits geschlafen. Im Gegensatz zu mir.
    »Was ist denn los?«, fragte Pway gereizt. »Hat man denn hier nie seine Ruhe!«
    »Wir haben plötzlich diese Trommeln gehört«, erklärte Ira. »Weiß jemand von euch, was das zu bedeuten hat?«
    »Vielleicht hat das was mit dem Geistertanz zu tun?«, warf Pway ein und richtete sich schließlich auch auf. Er sah ziemlich fertig aus. Seine blonden Haare standen nach allen Seiten ab.
    »Geister?« Ira wurde blass. Ihre Hand tastete nach Jacks.
    »Das sind doch keine echten Geister«, meinte er.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Jetzt sagt mir nicht, ihr habt damals im Schulunterricht nicht aufgepasst, was es mit dem Geistertanz auf sich hat«, unterbrach Pway die beiden. Ich wusch meine Hände in Unschuld. Den Geistertanz hatten wir im Unterricht nicht durchgenommen.
    »Klärt ihr eine Unwissende auf?«, bat ich.
    »Der Geistertanz wurde als friedliches Mittel von den Ureinwohnern eingesetzt, um gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen zu demonstrieren. Männer und Frauen verschiedener Stämme versammelten sich, bildeten Kreise und tanzten zum Klang der Trommeln«, erzählte Pway, und alle lauschten ihm gespannt. »Sie hofften, die Eroberer würden verschwinden, damit sie zu ihren alten Lebensweisen zurückkehren könnten.«
    »Soweit ich weiß, waren die Tänze aber nicht in den Black Hills«, sagte Jack.
    Pway zuckte nur mit den Schultern.
    »Wann war das denn überhaupt?«, wollte ich wissen.
    »Um 1860 herum.«
    »So etwas in der Art hatte ich mir gedacht. Und wer tanzt nun dort draußen?«
    »Wahrscheinlich sind es die Geister der Ureinwohner.« Pway machte eine Spukgeste. Aber keiner von uns konnte darüber lachen.
    »So ein Unsinn«, meinte Jack schließlich, doch auch er klang nicht vollends überzeugt.
    »Du hältst das also für Unsinn? Wir können ja mal nachsehen, was sich dahinter verbirgt«, schlug Pway vor. Ich hielt nichts von dieser Idee. Vielleicht waren es die Kentauren, die ihre Me’solbrem feierten. Wenn dieanderen sie sahen, wäre das äußerst fatal! Aber Pway und Jack gerieten zusehends mehr in Abenteuerlaune.
    »Okay. Ich bin dabei. Was ist mit dir, Ira?« Jack schaute sie aufmunternd an, aber Ira schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre blonden Haare durch die Luft flogen. »Niemals! Ich bin doch nicht von allen guten Geistern verlassen.«
    »Geister, das ist das richtige Stichwort«, neckte Pway. »Ihr Mädels könnt ja gerne hierbleiben.«
    »Gut«, mischte ich mich ein. Irgendwer dort draußen hatte in sein Horn geblasen, und ich konnte nur hoffen, dass es nicht Kronn war. Sonst säßen wir alle in der Klemme.
    Pway schien mit meiner Antwort alles andere als zufrieden. Er machte eine beleidigte Miene und zuckte mit den Schultern. »Na schön. Aber was passiert, wenn die Geister zum Lager kommen,

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