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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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und ihr seid allein?«
    Ira sah mich ängstlich an.
    »Aua«, zischte Jack. »Du drückst mir ja fast die Hand ab.«
    »Entschuldige!«
    »Unsinn, hier kommt niemand her«, sagte ich.
    »Woher weißt du das?«
    »Eben, woher weißt du das?«, machte Pway Ira nach. »Ernsthaft, ich fände es besser, wenn wir zusammenblieben.«
    »Das sehe ich genauso. Ira bleibt bei mir.« Jack nahm sie besitzergreifend in den Arm und lachte.
    »Ganz meine Meinung. Nur sollten wir hier auf dem Campingplatz bleiben, wo wir in Sicherheit sind.«
    »Vor Geistern ist man nirgends sicher.« Jack und Pway krochen aus dem Zelt. Ira folgte ihnen. Ich war plötzlich allein, was mir nicht sonderlich behagte. Also ging ich auch nach draußen, gezwungenermaßen. Falls es tatsächlich die Kentauren waren, die wir hörten, würde ich zumindest Schadensbegrenzung betreiben können.
    »Wahrscheinlich sind das nur ein paar Kinder, die Musik machen«, versuchte Ira, alle zu beruhigen, doch der Versuch misslang.
    »Um diese Uhrzeit?« Ich war nicht die Einzige, die echte Zweifel an dieser Theorie hatte.
    Wir kramten unsere Sachen zusammen, schnallten die Rucksäcke auf und folgten den Klängen. Pway und ich nahmen je eine Taschenlampe mit. Die beiden Jungen gingen voran. Ira fasste nach meiner Hand. Sie zitterte. Ich versuchte, ihr ruhig zuzureden, aber es hatte kaum einen Sinn. Je lauter das Trommeln wurde, desto nervöser wurde sie.
    Es klang gespenstisch. Ein monotoner, gleichmäßiger Rhythmus. Dumpf. Pochend.
    »Vielleicht sollten wir doch lieber umkehren?«
    »Spinnst du, Ira? Doch nicht so kurz vor dem Ziel!«, erwiderte Pway.
    »Es wird sich gleich aufklären. Alles ist ganz harmlos«, versprach ich und hoffte, dass ich recht hatte.
    Wir folgten dem Weg um den Sheridan Lake herum. An einer Kreuzung blieben wir stehen. Ira trat nervös von einem Fuß auf den anderen, während Jack und Pway versuchten, sich zu orientieren. In Richtung Norden wurde das Trommeln lauter.
    »Dort entlang.«
    Wir folgten Pway, der mutig voranschritt. Plötzlich kreischte Ira auf und sprang in die Luft. »Da ist etwas! Nehmt es weg! Schnell!«
    Sofort brach Panik aus. Jack stürzte zu ihr, hob sie auf den Arm, und Pway hatte plötzlich ein Taschenmesser in der Hand. Auch ich war einige Schritte zurückgewichen und suchte den Waldboden mit meiner Taschenlampe ab. In Iras Nähe entdeckte ich einen zusammengerollten Igel, der sich genauso erschreckt hatte wie sie.
    »Mann, das ist doch nur ein Stachelschwein«, schimpfte Pway. »Reißt euch mal zusammen.«
    »Ein Igel«, verbesserte ich ihn.
    »Völlig gleich. Habt euch nicht so.«
    Wir gingen weiter. Die Anspannung wuchs mit der Lautstärke der Trommeln. Jetzt waren auch Stimmen zu hören. Laute, leise, hauchende, murmelnde Stimmen. Ich verstand nicht, was sie sagten.
    Jack legte schützend den Arm um Ira, und ich wünschte inständig, Rin wäre bei mir gewesen, um mich ebenfalls zu beruhigen. Stattdessen stand plötzlich Pway neben mir.
    »Keine Sorge«, sagte er leise. »Ich werde uns verteidigen. Wenn nötig.« Lässig wirbelte er mit seinem Messer herum.
    »Steck das lieber weg, sonst verletzt du noch jemanden.« Er zog eine Grimasse, tat es aber dennoch.
    Langsam erklommen wir den Hügel. Die Bäume sahen wie riesige spindeldürre Schattengestalten mit langen Armen und Fingern aus, die wiederum tausende Verzweigungen hatten. Als das Horn erneut erklang, zuckte ich vor Schreck zusammen. Pway nutzte die Gelegenheit, um meine Hand zu ergreifen.
    »Nur ein Horn«, sagte er, weil er offenbar glaubte, ich hätte das nicht erkannt. Ich löste mich aus seinem Griff und brachte Abstand zwischen uns.
    Endlich gelangten wir auf den Gipfel des Hügels. Von hier aus hatten wir einen guten Blick. Am Fuße des Felsens brannte ein riesiges Feuer auf einem freien Platz, der von mehreren Ständen umgeben war. Und tatsächlich tanzten einige Männer und Frauen in Kostümen zum Rhythmus der Trommeln. Sie sahen allerdings nicht wie Geister aus, sondern viel mehr wie Animateure, die zu viel Bier getrunken hatten.
    »Was zum Geier ist hier los?«, fragte sich nicht nur Pway, doch er war der Einzige, der es aussprach.
    »Jetzt erinnere ich mich, was auf den Plakaten am Schwarzen Brett des Campingbüros stand.« Ira schlug sich die Hand gegen die Stirn. »Das ist gar keine Veranstaltung für Touristen. Die feiern hier ihr 20 -jähriges Jubiläum!«
    »Das hätte dir früher einfallen sollen«, sagte Pway gereizt.
    Nacheinander gingen wir den

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