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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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weil ich nicht weiß, wo dieses Dorf ist. Aber Sie wissen es. Sie waren dort, haben dort gelebt. Sie kennen den Weg. Zeigen Sie ihn mir. Bitte.«
    Roy brach in heiseres, ächzendes Gelächter aus. »Das kann nicht dein Ernst sein, Mädchen. Du erwartest, dass ich dich nach Ven’Callas bringe?«
    In der Tat, genau das erwartete ich.
    »Das ist unsere einzige Chance.«
    Das Lachen verklang. Roys Gesicht wurde sehr ernst, die Falten auf seiner Stirn noch tiefer. »Nein. Nev, nev, nev.«
    »Bitte, Roy.«
    Er schob mich zur Seite und ging zur Tür. Aber ich ließ mich nicht abwimmeln.
    »Roy, Sie sind meine letzte Hoffnung.«
    Er hielt inne und atmete tief durch. Starr blickte er zur Tür. Er hatte nicht einmal den Mut, mich anzusehen. »Es geht nicht. Tut mir leid.«
    »Warum nicht?«, fuhr ich ihn in meiner Verzweiflung an.
    »Du weißt nichts«, sagte er fatalistisch.
    »Wenn Sie es nicht für mich tun wollen, dann tun Sie es für Rin. Er ist Ihr Freund.«
    »Es liegt nicht daran, dass ich ihm oder dir nicht helfen möchte. Ich kann es einfach nicht tun.«
    »Warum nicht, verdammt noch mal?« Ich war so laut geworden, dass meine Stimme durch die ganze Straße hallte. Aber das war mir egal.
    Roy ließ gequält die Schultern hängen. Sein Anblick erschreckte mich. Ich hatte damit gerechnet, dass sich die Fronten noch mehr verhärten würden. Dass er mich zum Teufel schicken, mich angehen, vielleicht sogar beleidigen würde. Schließlich nahm ich auch kein Blatt vor den Mund. Stattdessen fingen seine zu Fäusten geballten Hände zu zittern an.
    »Ich wünschte, ich könnte es. Verzeih mir, dass ich ein Feigling bin.« Er drehte sich zu mir um, und ich sah Tränen in seinen Augen.
    Meine Wut kühlte ab, so rasch, als kippte jemand einen Eimer kalten Wassers über eine Feuerstelle, die ohnehin nicht mehr richtig brannte.
    »Ich kann nicht mehr zu meinesgleichen zurück. Der Weg ist für immer versperrt.« Seine Stimme war nur noch ein Hauchen. »Akzeptier das bitte.«

9. K APITEL
    D er Weg zum Desert Spring kam mir unendlich lang vor. Tränen verschleierten meine Sicht. Das Licht eines vorbeifahrenden Autos blendete mich. Ich hob schützend die Hand vor meine Augen und wich zur Seite. Was sollte ich jetzt tun? Ich war enttäuscht und wütend auf Roy, weil er mir seine Hilfe verweigert hatte, aber zugleich konnte ich ihn verstehen, empfand sogar Mitleid. Wenn die Gemeinschaft für die Ti’tibrin alles war, musste er als Verbannter Höllenqualen leiden, und jede Erinnerung an alte Zeiten machte es wahrscheinlich sogar noch schlimmer. Mehr durfte ich vermutlich nicht von ihm erwarten. Er hatte mir bereits sehr geholfen, indem er mich in Dinge eingeweiht hatte, die ich eigentlich gar nicht wissen durfte.
    Ich überlegte, wie ich nun am besten vorgehen sollte. Da ich keine Ahnung hatte, wo sich Ven’Callas befand, würde ich die Black Hills Meter für Meter durchkämmen müssen. Eine schier unlösbare Aufgabe, denn die Black Hills erstreckten sich bis nach Wyoming.
    »Jorani, warte!«
    Ich hatte das Desert Spring fast erreicht, als Isaac neben mir auftauchte.
    »Warte«, sagte er und hielt mich an der Schulter fest.
    »Isaac, was machst du denn hier?«
    »Ich will … dir helfen, Ven’Callas zu finden.«
    »Du? Aber …«
    »Ich habe alles mitbekommen. Gehört, wie mein Vater dich im Stich ließ. Aber ich tue das nicht.«
    »Du weißt, wo Ven’Callas ist? Warst du schon mal dort?«
    »Nicht direkt. Aber als ich vor einigen Jahren mit Dad die Black Hills erkundete, hat er mir gesagt, wo es sich befindet. Ich musste versprechen, es niemals zu verraten, aber dich würde ich hinführen, Jorani.«
    »Du würdest für mich dein Wort brechen?«, fragte ich erstaunt.
    Isaac scharrte verlegen mit dem Turnschuh im Kiesboden. »Es ist doch ein Notfall, oder nicht?«
    Ich erkannte meine Chance und nickte eilig. »Isaac, wenn du mir den Weg zeigst … dann … wäre ich dir ewig dankbar.«
    Er lachte heiser. »Warte hier. Ich hole Dads Truck.« Dann rannte er los. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
    Wenige Augenblicke später saß ich auf der Beifahrerseite von Roys Pick-up-Truck. »Es ist schon verdammt spät«, sagte ich. Die Digitalanzeige des Radios zeigte 0.30 Uhr an.
    »Ein Grund mehr, aufs Gas zu treten.« Und Isaac tat es. Wir bretterten über den Highway, der um diese Uhrzeit fast völlig leer war. Das erlaubte es uns, bis ans Limit zu gehen. Sheriff Hunter wäre nicht begeistert gewesen. Schließlich bog Isaac in eine

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