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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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Tag verschlafen, fühlte mich aber immer noch wie gerädert.
    Kein Wunder, dass sich meine Tante Sorgen machte.
    »Alles okay, ich komme gleich runter«, rief ich.
    »In Ordnung.«
    Ihre Schritte entfernten sich. Ich massierte meine Schläfen, musste erst einmal zu mir kommen. Ich hatte wie ein Stein geschlafen. Und erst jetzt kehrte die Erinnerung an die letzte Nacht zurück. Ich war erleichtert, wie gut alles geklappt hatte und dass es Rin gutging. Zumindest den Umständen entsprechend. Ohne Isaac und Hevova hätte ich das nicht geschafft.
    Ich schleppte mich unter die Dusche. Herrlich warmes Wasser prasselte auf mich nieder. Während ich mein Haar wusch, überlegte ich, ob ich heute mit meiner Tante zum Mount Rushmore fahren sollte. Der Berg stand auf meiner Liste mit den Sehenswürdigkeiten, die ich unbedingt besichtigen wollte.
    Als ich nach unten kam, standen Tante Abigail und Roger in der Küche. Gespannt beobachteten sie, wie der Kuchen im Ofen aufging. Der wahre Grund, warum sie sich hierhin zurückgezogen hatten, lag auf der Hand. Hier unten fühlten sie sich unbeobachtet. Meine Tante achtete sehr darauf, was die Leute über sie sagten. Und noch war ihre Verbindung zu Roger nicht offiziell. Ein schüchternes Küsschen fand den Weg auf seine Wange. Sie waren wirklich süß, erinnerten an Teenager, wie sie so erfolglos versuchten, ihre Beziehung vor mir geheim zu halten.
    »Habt ihr vielleicht Lust auf einen Ausflug zum Mount Rushmore?«, fragte ich.
    »Oh … hast du mich erschreckt«, sagte Tante Abigail und klopfte sich mit der flachen Hand gegen die Brust. »Das ist … aber lieb, dass du fragst. Leider haben wir viel zu tun. Die Arbeit macht sich nicht von allein.«
    Sie setzte ein Verlegenheitsgrinsen auf. Ich verstand.Die beiden wollten lieber Zeit für sich allein haben. Unter diesen Umständen konnte ich ihnen nicht böse sein.
    »Der Kuchen scheint übrigens fertig zu sein«, stellte ich fest, nachdem ich einen kurzen Blick in den Ofen geworfen hatte, und zwinkerte meiner Tante zu. Dann zog ich mich ins Café zurück. Zu schade, dass mein Moped noch bei den Pwaytons in der Werkstatt stand. Ich wäre sonst allein zum Rushmore gefahren.
    »He, Jorani!«, rief plötzlich jemand hinter mir. Isaac saß an dem kleinen Tisch, an dem Rin und ich Pizza gegessen hatten.
    »He, Isaac!«, begrüßte ich ihn und setzte mich zu ihm. »Danke nochmals für deine Hilfe.« Ich wusste gar nicht, wo ich mit dem Danken anfangen sollte, nach allem, was er für mich getan hatte. Vor allem bekam ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran dachte, dass er die ganze Nacht auf dem unbequemen Sitz des Pick-up-Trucks verbracht hatte. Ein echtes Wunder, dass er jetzt schon wieder so frisch aussah.
    »Kein Problem.« Er lächelte. »Auch für mich war das ein kleines Abenteuer. Selbst wenn ich das meiste nur indirekt, durch deine Erzählung, mitbekommen habe.«
    »Schön, dass du dem Ganzen etwas Positives abgewinnen kannst. Schmeckt’s?«
    »Ja, deine Tante kocht einen erstklassigen Eintopf.«
    Ich lachte. »Freut mich.«
    Er nahm einen Löffel und pustete darauf. »Und was hast du heute vor?«, wollte er wissen. »Noch ein Abenteuer erleben?«
    »Ich weiß nicht. Wollte eigentlich zum Mount Rushmore.«
    »Den hast du noch nicht gesehen, obwohl du schon fast zwei Wochen hier bist?«
    »Na ja, es gab immer viel zu tun.«
    »Verstehe. Was hältst du davon, wenn ich für dich den Fremdenführer spiele?«
    »Ja, wieso nicht?« Mir gefiel die Idee. Isaac kannte sich gut in der Gegend aus. Und zu zweit machte es mehr Spaß als allein.
    »Cool. Wann wollen wir los?«
    »Iss deine Suppe auf, dann können wir meinetwegen sofort aufbrechen. Es sei denn, du hast heute etwas anderesvor?«
    »Nein, das passt ausgezeichnet.«
    Er begann, schneller zu essen. »Pass auf, dass du dir nicht die Zunge verbrennst.«
    »Keine Sorge, so heiß ist es gar nicht mehr.«
    Nachdem er aufgegessen hatte, lief Isaac zum Haus seines Vaters, um sich dessen Wagen auszuleihen. Ich wartete am Gartenzaun vom Desert Spring und beobachtete Bob Pwayton, der die Dellen eines Choppers ausbeulte. Irgendwann würde ich meiner Tante noch beibringen müssen, was mit ihrem Moped passiert war. Gott sei Dank hatte sie im Moment völlig andere Dinge im Kopf. Ihr fiel gar nicht auf, dass es nicht mehr in der Garage stand.
    Der Pick-up-Truck hielt neben mir.
    »Komm, steig ein«, rief Isaac mir zu.
    Ich lief um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und hätte mich fast

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