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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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die Psychologin Werner Brennickes Angebot zur Meuterei zurückgewiesen hatte. Andererseits glaubte er auf beiden Seiten durchaus die Tendenz zu einer Verschärfung des Tonfalls zu spüren. Und eine gesteigerte Aggression.
    »Ich zeige das hier jetzt Inger Lieson, falls niemand etwas dagegen hat«, verkündete Goldstein, indem er die Fotos durch die stickige Luft schwenkte wie eine Trophäe. »Und Sie«, wandte er sich wieder an Jüssen, »schicken auf der Stelle ein Team von Spurensicherern in Maik Voigts Magdeburger Wohnung. Oder ich sorge dafür, dass Sie ab sofort nichts mehr mit diesem Fall zu tun haben, ist das jetzt angekommen?«
    Der Koordinator der Background-Ermittlungen antwortete nicht, sondern erhob sich einfach und verließ wortlos den Raum.
    Goldstein folgte ihm mit den Fotos.
    »Idiot«, raunte Hinnrichs. Und beinahe widerwillig fügte er hinzu: »Aber recht hat er ...«
    Da bin ich mir nicht mehr so sicher, dachte Verhoeven. Doch er behielt seine Gedanken für sich.
    »Ich bekomme hier gerade die Ergebnisse des Genabgleichs rein«, meldete Luttmann, indem er mit noch immer geröteten Augen überflog, was sein Monitor ihm anzeigte. »Die Hand aus der Schachtel gehört Iris Kuhn.«
    Verhoeven tauschte einen Blick mit seinem Vorgesetzten, und er sah, dass Hinnrichs genau dasselbe dachte wie er. Nicht Winnie! Gott sei Dank!
    Als ihnen bewusst wurde, dass das, was sie erleichterte, mit großer Wahrscheinlichkeit den Tod einer anderen Frau bedeutet hatte, senkten beide eilig den Blick.
    »Laut gerichtsmedizinischem Gutachten wurde die Hand postmortal abgetrennt«, fuhr Luttmann denn auch folgerichtig fort, und die Nachricht, so wenig unerwartet sie auch war, löste unter den Anwesenden betretenes Gemurmel aus.
    Iris Kuhn war tot …
    Nach Ablauf der Frist bekomme ich den Namen und das Geld. Falls nicht, können Sie sechs Särge bestellen.
    Sechs Särge. Verhoeven sah auf seine Hände hinunter, die verknotet wirkten. Das bedeutet andererseits, dass wir noch immer eine Chance haben, die anderen zu retten.
    »Die Laboranalyse des Verpackungsmaterials hat leider auch nicht viel ergeben«, sickerte gleich darauf Luttmanns Stimme in sein Bewusstsein. »Eine Geschenkschachtel, wie sie die Entführer verwendet haben, kann man in jedem Kaufhaus kriegen. Die beigelegte Karte ist von Hand auf Visitenkartengröße zurechtgeschnitten. Die Buchstaben R. GOLDSTEIN sind ebenfalls von Hand geschrieben, und zwar – und hier wird’s interessant – von zwei Personen, die beide abwechselnd einen Buchstaben übernommen haben.«
    Mit von der Partie war damals übrigens Maiks bester Freund, Andreas Barth. Die beiden waren seit Kindertagen sozusagen unzertrennlich ...
    »Gewöhnliche Kugelschreibertinte«, fuhr Luttmann fort. »Gewöhnliches Packpapier. Keine Fingerabdrücke.« Der junge Kriminaltechniker seufzte wie jemand, der wusste, dass die Überbringer schlechter Nachrichten gemeinhin keinen leichten Stand hatten. »Übrigens auch nicht am Tesafilm.«
    Hinter Verhoeven ging die Tür auf und Goldstein kehrte zurück. »Frau Lieson hat in Maik Voigt den Mann wiedererkannt, den sie zusammen mit Ylva Bennet auf diesem Empfang gesehen hat«, verkündete er.
    Dann wissen wir also jetzt, mit wem wir es zu tun haben, dachte Verhoeven. Aber hilft uns dieses Wissen irgendwie weiter? Seine Augen suchten die Uhr auf dem Tisch. Die Zeit läuft ab, und wir haben noch immer keine Ahnung, wo wir suchen sollen.
    Das Klingeln gleich mehrerer Handys fegte die trüben Gedanken abrupt beiseite, und überrascht stellte Verhoeven fest, dass auch sein eigenes Handy dabei war. Er nahm den Anruf entgegen, und das, was er hörte, trieb ihm von jetzt auf gleich einen gehörigen Schwall Adrenalin durch die Adern. An Hinnrichs’ Miene sah er, dass sein Vorgesetzter ganz offenbar die gleiche Nachricht bekommen hatte.
    »Wir haben Sichtkontakt zu zweien der mutmaßlichen Entführer«, rief in diesem Augenblick auch Luttmann.
    »Wo?«, schrie Goldstein.
    »Vor dem Haus von Jussuf Mousas Hausarzt.«
    Der Unterhändler begriff sofort. »Wer hat das veranlasst?« Hinnrichs erhob sich und jeder Zoll seines Körpers strahlte
    eine souveräne Autorität aus. »Ich habe das veranlasst.« Goldsteins Adleraugen fixierten den Leiter des KK 11 mit einer
    Mischung aus Interesse und Misstrauen. »Und verraten Sie mir auch,
    wer Ihnen das Personal für eine solche Aktion bewilligt hat?« »Ich denke nicht, dass das jetzt wichtig ist«, sagte Verhoeven,
    doch sein

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