Schattenriss
Vorgesetzter war ganz offenbar entschlossen, dem
Unterhändler keine Antwort schuldig zu bleiben.
»Niemand«, entgegnete er ruhig. »Es sind meine Leute, die diese Überwachung übernommen haben, und sie haben sich frei willig für diesen Einsatz zur Verfügung gestellt.« Burkhard Hinnrichs straffte die Schultern. »Sonst noch Fragen?«
Goldstein schüttelte langsam den Kopf, während sich ein Lächeln über seine Lippen breitete, das gefährlich aussah. »Tun Sie so etwas nie wieder«, sagte er leise, aber mit äußerster Bestimmtheit.
Dann drehte er sich zu Luttmann um und verfolgte genau wie alle anderen gebannt die Funksprüche, die aus den Lautsprechern von dessen Laptop sickerten.
12
»Und?«, fragte Werneuchen.
»Er ist noch drin«, antwortete Bredeney.
»Warum dauert das so lange?«
»Keine Ahnung. Vielleicht muss der Doktor erst seinen Computer anschmeißen«, bemerkte Bredeney mit dem ihm eigenen trockenen Humor. »Oder aber er hat sich vor dem ungebetenen Gast zu Tode erschrocken und unser Geiselnehmer muss ihn erst mal reanimieren.«
»Sein Kumpel jedenfalls wird langsam, aber sicher nervös«, befand Werneuchen mit einem bangen Blick in den Rückspiegel. »Er hat schon mal den Motor angelassen.«
»Ich an seiner Stelle wäre auch nervös«, entgegnete Bredeney. »Ich meine, wenn man bedenkt, dass sie ...«
Neben ihm schnappte Werneuchen hörbar nach Luft. »Ach du Scheiße ...«
Bredeney ließ die Canon sinken. »Was ist?«
»Oh Gott, fahrt bloß weiter!«, flehte Werneuchen anstelle einer Antwort. »Los doch, Leute, macht gefälligst, dass ihr Land gewinnt. Und kommt bloß nicht auf die Idee ...«
Im Außenspiegel erkannte Bredeney ein gutes Stück die Straße abwärts einen Streifenwagen, der zügig näher kam. Er wand sich um seinen Sitz herum, hob die Kamera wieder ans Auge und richtete sie auf den wartenden Wagen.
»Was macht er?«
»Sitzt da und wartet.«
Die Streife war jetzt fast auf gleicher Höhe mit dem Passat. »Fahrt, fahrt, fahrt«, flüsterte Werneuchen beschwörend. Und Bredeney stöhnte: »Verdammt, Junge, behalt bloß die
Nerven, hörst du?«
Werneuchen war sich nicht sicher, ob der Kollege ihn oder den Geiselnehmer meinte.
Die Scheinwerfer des Streifenwagens leuchteten ihnen aus den Rückspiegeln entgegen, als der Wagen an dem wartenden Passat vorbeiglitt, und sie wollten eben aufatmen, als der Fahrer ein paar Meter weiter den Blinker setzte und am rechten Fahrbahnrand anhielt.
»Scheiße, jetzt haben die das mit dem kaputten Scheinwerfer gesehen«, stöhnte Werneuchen, der in seinem Sitz kleiner zu werden schien.
Oskar Bredeney hingegen hatte bereits das Funkgerät in der Hand und gab die Nummer des Streifenwagens an die Zentrale durch. »Wir brauchen so schnell wie möglich eine Funkverbindung zu den Kollegen«, rief er atemlos. »Sofort!«
»Zu spät«, flüsterte Werneuchen. »Einer von ihnen steigt gerade aus.«
Gebannt verfolgten die beiden Kommissare, wie der uniformierte Beamte, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, das Fahrzeug verließ und mit gemessenen Schritten auf den Passat zuging. Er trat neben die Fahrertür und wartete geduldig, bis die Scheibe herunterschnurrte. Dann sagte er etwas, und der Fahrer schaltete den Motor aus.
»Verbindung zu 219 steht«, meldete die Zentrale.
»Oskar Bredeney, KK 11«, schrie Bredeney in sein Funkgerät. »Bleiben Sie jetzt ganz ruhig und hören Sie mir zu. Wir stehen nur ein paar Meter von ihnen entfernt, der dunkelblaue Audi.« Er sah, wie der Beamte hinter dem Steuer den Kopf wandte. »Das hier ist eine verdeckte Operation. Und wir haben berechtigten Anlass zu der Annahme, dass es sich bei dem Fahrer des Fahrzeugs, das Sie gerade überprüfen, um einen der Geiselnehmer handelt, die gestern die Sparkassenfiliale in der Hohenzollernstraße überfallen haben.«
Dem Beamten schien buchstäblich die Luft wegzubleiben. »Wir wollten nur ...«, stammelte er. »Der Scheinwerfer ist ...«
»Ich weiß«, fiel ihm Bredeney ins Wort. »Aber die Entführer sind zu zweit, und der andere muss jeden Augenblick aus dem Haus dort hinter ihnen kommen. Also pfeifen Sie jetzt auf der Stelle Ihren Kollegen zurück und machen Sie, dass Sie hier wegkommen, verstanden? Denken Sie sich was aus ...«
»Verstanden«, schepperte die Stimme des Beamten zurück, und Bredeney konnte sehen, wie der Mann den Verschluss seines Sicherheitsgurts löste.
»Hey, die sind schon fertig«, rief Werneuchen, der sah, wie der
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