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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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vollkommen wertfreier Miene. »Sie könnten die Pistole also genauso gut im Wagen deponieren. Nur für den Fall, dass Sie in eine Situation geraten, in der Sie sie brauchen können.«
    »Ich werde nichts riskieren«, sagte Verhoeven bestimmt.
    Dann schnappte er sich ohne ein weiteres Wort die Reisetasche mit dem Geld, die einer von Jüssens Männern ihm reichte, und rannte los.
     
     
     

7
     
    Er war kaum aus der Haustür, als Burkhard Hinnrichs stirnrunzelnd auf das Display seines Pagers blickte. Er wollte sich eigentlich nicht ablenken lassen, nicht in einer Situation wie dieser, aber die Nummer, die das Display anzeigte, war ihm bestens bekannt. Also zückte er sein Handy und rief den Absender der Mitteilung zurück.
    »Haben Sie Neuigkeiten für uns?«
    »Kann man so sagen«, antwortete Lübke, dessen sonore Bassstimme an diesem Nachmittag irgendwie heiser klang. Fast atemlos. »Nachdem die Pappschachtel und der Rest der Verpackung so wenig gebracht haben, habe ich mir die Hand der toten Kassiererin noch einmal vorgenommen.«
    »Und haben Sie was entdeckt?«
    Lübke bejahte. »Ich mach’s kurz: Da war Staub unter den Fingernägeln der Toten, in dem sich Lackspuren und Farbreste in einer ungewöhnlichen Konzentration und Zusammensetzung befinden. Und ein ganz ähnlicher Staub befand sich auch auf der Kleidung des toten Geiselnehmers.«
    »Farbreste?« Hinnrichs schob seinen Stuhl zurück. »Was bedeutet das?«
    Hermann-Joseph Lübke antwortete mit einer Gegenfrage: »Haben Sie schon eine Idee, wohin diese Kerle die Geiseln verschleppt haben könnten?«
    »Leider nein.« Der Leiter des KK 11 blickte zu Goldstein hinüber, der mit dem Rücken zu ihm stand und wie gebannt auf den Monitor der beiden Kommunikationstechniker starrte, wo das Signal von Verhoevens Handy als winziger roter Punkt flimmerte. »Gewisse Leute hier sind zwar der Ansicht, dass wir uns auf ein ganz bestimmtes Gebiet konzentrieren sollten, aber das ist natürlich Vabanque.«
    Er hatte absichtlich laut gesprochen, doch Goldstein drehte sich nicht um.
    »Suchen Sie lieber nach einem Ort, an dem Farben und Lacke verarbeitet oder hergestellt wurden«, entgegnete derweil Lübke. »Eine stillgelegte Fabrik oder Ähnliches. Die Farbreste, die wir gefunden haben, sind nämlich alt.«
    Hinnrichs horchte auf. »Sind Sie sicher?«
    »Nein«, schnappte Lübke. »Jetzt, wo es um Winnie geht, mache ich selbstverständlich dumme Witze.«
    »Verzeihen Sie, ich wollte nicht ...«
    »Schon gut«, knurrte Lübke. »Und halten Sie mich auf dem Laufenden. Sobald Sie den Aufenthaltsort der Geiseln ermittelt haben, möchte ich dabei sein.«
    Hinnrichs bedankte sich und stand auf, um die Informationen, die er soeben erhalten hatte, an Luttmann weiterzugeben.
    »Zu Farben und Lacken habe ich vielleicht was«, nickte der junge Kriminaltechniker. »Warten Sie ...« Er hämmerte ein paar Befehle in die Tastatur. »Ja, hier: Auf der Liste, die die Kollegen erstellt haben, gibt es tatsächlich eine stillgelegte Lackfabrik.«
    »Wo?«
    »Irgendwo auf halber Strecke zum Frankfurter Flughafen.« Die Aufregung goss einen Hauch von Rot über Luttmanns Porzellanteint. »Das würde auch von der Richtung her passen«, setzte er mit einem anerkennenden Blick in Goldsteins Richtung hinzu.
    Der Unterhändler trat zu ihnen, aber er reagierte in keiner Weise auf die Bemerkung seines Bildspezialisten. Vielleicht machte es ihm zu schaffen, dass er jetzt nur noch aus dem Hintergrund heraus agieren konnte und selbst keinen Kontakt mehr zu dem Geiselnehmer hatte. »Sieht nach einem ziemlich großen Ding aus«, befand er beim Anblick der Satellitenaufnahmen, die Luttmann unterdessen aufgerufen hatte.
    »Die Firma hatte früher an die dreihundert Mitarbeiter«, nickte der Kriminaltechniker.
    »Und wie lange steht sie jetzt leer?«
    »Elf Jahre.«
    Goldsteins Augen hefteten sich aufs Neue an den Monitor. »Scheiße noch mal, das könnte es sein!«, murmelte er. »Schick sofort jemanden hin, der die Lage sondiert.«
     
     
     

8
     
    Das Handy klingelte bereits, bevor Verhoeven die Autotür geöffnet hatte. Auf dem Display stand schlicht Anruf. »Na?«, fragte Maik Voigt. »Sind Sie schon unterwegs?«
    »Augenblick.« Verhoeven warf die Reisetasche mit dem Geld auf den Beifahrersitz und startete den Wagen. »Ich bin so weit«, sagte er dann. »Wohin soll’s gehen?«
    »Geradeaus auf die Biebricher Allee.«
    Viel Verkehr. Geschickter Schachzug! Verhoeven gab Gas. Einer von denen muss ganz in

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