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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Fahndungsfotos flüchtiger Bankräuber. Was auch immer. Alles in allem waren rund zwanzig Beamte anwesend. Einige trugen die Uniform des Spezialeinsatzkommandos, andere waren zivil gekleidet und überflogen mit konzentrierten Mienen die hastig erstellten Informationsblätter, auf denen die ersten spärlichen Erkenntnisse über den Banküberfall und die Schüsse am Kochbrunnenplatz festgehalten waren.
    »Gütiger Himmel, hier kommt man sich ja vor wie in einem Kontrollzentrum der NASA«, flüsterte Hinnrichs.
    »Nobel, was?«, grinste ein Beamter des Spezialeinsatzkommandos, der die Bemerkung aufgeschnappt hatte.
    »Wahrscheinlich warten die Jungs vom Geisberg schon seit geraumer Zeit auf eine Gelegenheit wie diese«, spöttelte ein anderer, dessen Sprache seine norddeutsche Herkunft verriet. »Damit sie mit ihrem teuer bezahlten Equipment glänzen können. Aber in ihrer rheinischen Lethargie haben sie wohl nicht damit gerechnet, dass es je zum Einsatz kommt.«
    Verhoeven sah nach der hinteren Wand, wo eine Reihe von Bildschirmen scheinbar unbeachtet vor sich hinflimmerte. Der Anblick der verwaisten Monitore verstärkte seine Unruhe. Wir haben noch immer nicht die leiseste Vorstellung, worum es hier eigentlich geht, dachte er. Und mit jeder Minute, die wir im Dunkeln tappen, vergrößert sich der Vorsprung der Entführer.
    An der Stirnseite des Konferenztisches entdeckten sie Kai-Uwe Luttmann, einen jungen Kriminaltechniker, der als Experte für Computersimulationen und die Auswertung von Bild- und Tonmaterialien aller Art galt. Der junge Softwarespezialist hatte sein Laptop vor sich auf dem Tisch stehen und schielte mit einem Auge nach dem Monitor, während er zuerst Hinnrichs und anschließend Verhoeven eine geradezu erschreckend kalte Hand reichte. Luttmann war zweiunddreißig Jahre alt, wirkte jedoch mit seinem glatten, pastelligen Teint und den etwas zu langen hellblonden Haaren mehr wie ein Abiturient. Zu seiner schlichten grauen Anzughose trug er ein dunkelblaues Sweatshirt, das roch, als käme es geradewegs aus der Waschmaschine, und weiße Tennisschuhe aus dem Discounter.
    »Sind das die Bänder aus der Sparkasse?«, fragte Hinnrichs, indem er über Luttmanns Schulter hinweg auf dessen Monitor sah.
    Der Techniker bejahte. »Ich bin gerade dabei, die verschiedenen Perspektiven chronologisch aufeinander abzustimmen«, erklärte er, während er mit fliegenden Fingern eine Reihe von Befehlen in die Tastatur seines Laptops tippte.
    Wenige Augenblicke später warf ein Beamer an die gegenüberliegende Wand, was die Überwachungskameras der Sparkassenfiliale von dem Überfall aufgezeichnet hatten.
    Die Gespräche der Beamten ringsum verstummten schlagartig, und Verhoevens Herz schlug spürbar schneller, als er vor dem rechten der drei klassischen Schalter den Rücken seiner Kollegin erkannte. Sie trug dieselbe helle Fleecejacke, die sie im Büro angehabt hatte, und wartete. Ihre Körperhaltung verriet, dass sie nervös war. Verhoeven beobachtete, wie sie wiederholt das Standbein wechselte, und von Zeit zu Zeit schien sie der Frau, die vor ihr stand, einen langen, selbst noch von hinten entnervt wirkenden Blick zuzuwerfen. Dann zuckte sie plötzlich zusammen und griff in ihre Jackentasche.
    »Das ist Bredeneys Anruf«, flüsterte Hinnrichs.
    Verhoeven nickte.
    Gespannt verfolgten die anwesenden Beamten, wie Winnie Heller ihr Handy ans Ohr hob und eine Weile telefonierte. Irgendwann im Verlauf des Gesprächs wandte sie den Kopf und sah nach links.
    »Wo schaut sie jetzt hin?«, fragte Hinnrichs.
    Verhoeven zuckte ratlos mit den Schultern, doch im selben Moment beantwortete ein Umschnitt auf eine andere Kamera die Frage seines Vorgesetzten.
    Die Sequenz, die nun folgte, wirkte deutlich abgehackter als das bisher Gesehene, und Verhoeven vermutete, dass sie aus einer Reihe von Standbildern zusammengeschnitten worden war. Die Bildfolge zeigte Albert Schweh, den toten Kassierer, der seinen Schalter verlassen hatte und sich mit eiligen Schritten dem Bürotrakt der Filiale näherte. In seiner rechten Hand hielt er etwas, das Verhoeven nicht genau erkennen konnte, weil es die meiste Zeit durch den Körper des Bankangestellten verdeckt wurde. Aber nach allem, was er der stotternden Bildfolge entnehmen konnte, schien es sich um irgendein Schriftstück zu handeln. Doch bevor der Kassierer die Tür des ersten Büros erreicht hatte, wechselte die Perspektive erneut.
    Hinnrichs warf Luttmann einen fragenden Blick zu.
    »Die haben da

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