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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Darüber hinaus klang das Wort irgendwie weiblich, schon aufgrund seiner Endung. Es sei denn, es handelte sich um einen Nachnamen. Vielleicht ist der Name ja auch so eine Art Botschaft gewesen, spann Winnie Heller den Faden weiter. Eine Botschaft an jemanden, der etwas mit diesem Namen anzufangen weiß. Aber dann müsste sich die betreffende Person zum fraglichen Zeitpunkt in der Schalterhalle aufgehalten haben und ... Sie hielt unwillkürlich die Luft an, als der Gedanke sich auswuchs. Scheiße, dachte sie, vielleicht hat es ja so etwas wie einen Mitwisser gegeben! Jemanden, der den Tätern Informationen über die Bank besorgt hat. Ein Insider ...
    Halt den Mund, Jenna!
    Ihr Blick streifte die braune Polyesterdecke, die Iris Kuhns Leiche bedeckte, und sie merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Hatte die Frau mit den trotzigen Augen etwas gewusst? Und hatte Bernd, der Brutalo, die Kassiererin aus diesem Grund liquidiert? In diesem Fall wäre seine Aktion eine ganz gezielte gewesen, eine wohl überlegte Maßnahme, um sich einer lästigen Mitwisserin zu entledigen.
    Da waren’s nur noch sechs …
     
     
     

3
     
    »Ich will alles«, verkündete Goldstein, indem er nach dem Kaffeebecher griff, den die junge Polizistin ihm hingestellt hatte. »Pfui Teufel«, rief er, kaum dass er einen Schluck genommen hatte. »Was, um Gottes willen, soll das sein?«
    Die Beamtin hütete sich jedoch, die Frage zu beantworten. Stattdessen nahm sie dem Unterhändler kommentarlos den Becher aus der Hand.
    »Seien Sie so gut, und besorgen Sie richtigen Kaffee«, forderte Goldstein die junge Frau mit einem charmant-mephistophelischen Lächeln auf, das Verhoeven entfernt an Jack Nicholson erinnerte. »Etwas, das Bohnen nicht nur vom Hörensagen kennt. Glauben Sie, dass Sie das hinkriegen?«
    Die Polizistin nickte, das hübsche junge Gesicht rot vor unterdrücktem Ärger.
    »Na, phantastisch«, sagte Goldstein trocken. Dann schob er sich ungeniert die nächste Zigarette zwischen die Lippen und wandte sich wieder an die Beamten am Tisch, deren Runde sich bereits deutlich dezimiert hatte. Hubert Jüssen hatte ein paar von seinen Leuten losgeschickt, um neben den im fraglichen Zeitraum ausgestellten Strafzetteln auch die Außenkameras sämtlicher Geschäfte und Institutionen zu überprüfen, die sich in der Nähe der überfallenen Filiale und des Kochbrunnenplatzes befanden. Die Ermittler hegten die vage Hoffnung, auf diese Weise vielleicht einen Hinweis auf verdächtige Fahrzeuge oder Personen zu entdecken, sofern auf den Bändern die umliegenden Straßen oder wenigstens Teile davon zu sehen waren. »Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Und aller Voraussicht nach haben wir nicht viel Zeit, diese Arbeit zu tun. Trotzdem müssen wir vorbereitet sein, wenn es zu einem ersten Kontakt mit den Entführern kommt. Und vorbereitet bedeutet in erster Linie informiert. Also ...« Goldstein blies einen Schwall Rauch in die Luft, der in dem künstlichen Licht fast blau aussah. »Ich möchte wissen, woher die Tasche stammt, die sie für den Transport des erbeuteten Geldes benutzt haben. Ich möchte wissen, was für Schuhe sie tragen. Welche Marke ihre Sturmhauben haben. Wann und wo sie die Dinger gekauft haben. Kurzum einfach alles. Haben diese Kerle eigentlich auch irgendwas in der Bank zurückgelassen? Ich meine, außer ein paar Projektilen und leeren Patronenhülsen?«
    Luttmann schüttelte den Kopf. »Nein, sie haben alles mitgenommen.«
    »Einschließlich sämtlicher Zeugen wohlgemerkt«, ergänzte Goldstein trocken. »Apropos Zeugen: Wie weit seid ihr mit der Identifikation der Geiseln?«
    »Die Angestellte des Zeitschriftenladens hat den älteren unserer beiden unbekannten Männer inzwischen eindeutig als ihren Chef identifiziert, Quentin Jahn«, antwortete Monika Zierau, die sich auf der entgegengesetzten Seite des Konferenztischs über einen Stapel Faxe beugte. »Der andere Mann ist uns leider nach wie vor ein Rätsel. Er trägt einen Ehering, aber bislang hat sich noch niemand gemeldet, der ihn vermisst.«
    Goldstein betrachtete die unscharfe Aufnahme, die Luttmann aus den Aufnahmen der Überwachungskameras extrahiert hatte. »Er sieht irgendwie fremdländisch aus«, bemerkte er vollkommen wertfrei. »Nordafrikaner?«
    Monika Zierau nickte. »Auf den ersten Blick würde ich sagen Marokkaner. Vielleicht auch Algerier.«
    »Wie wär’s, wenn wir sein Foto an die Medien geben?«, schlug Jüssen vor.
    »Auf keinen Fall«, sagte Goldstein. »Über

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