Schattenriss
anstellen, ist mir egal.«
Dieses Mal erhob sich Hubert Jüssen höchstpersönlich, um Goldsteins Order in die Tat umzusetzen, während Büttner mit zornroten Wangen auf die Notizen hinunterstarrte, die er sich gemacht hatte.
»Sagen Sie, haben Sie die Vorgehensweise schon durch die Datenbanken gejagt?«, wandte sich Goldstein indessen wieder an den dunkelhaarigen Beamten an der hinteren Wand. »Für mich sieht die ganze Sache nämlich nicht so aus, als ob diese Jungs das zum ersten Mal gemacht hätten.«
Der Angesprochene nickte. »Bislang haben wir allerdings nichts finden können, das sich mit dem vorliegenden Überfall vergleichen ließe. Eine ungeklärte Serie von Banküberfällen im Großraum Hannover kommt am ehesten in Frage, weil die Täter auch dort immer zu zweit vorgegangen sind und darüber hinaus einen Komplizen hatten, der das Fluchtauto fuhr. Aber die Beschreibungen der Männer passen leider überhaupt nicht zu unseren Entführern. Wir sind gerade dabei, den Suchradius zu erweitern.« Er blickte fragend zu seinem Kollegen hinüber, der ein paar Monitore weiter Platz genommen hatte.
»Anfragen in acht europäischen Nachbarländern laufen«, ergänzte dieser.
»Das kann dauern.« Goldstein nahm sein Basecap ab und kratzte sich am Kopf. »Wie wird das Wetter in den nächsten Tagen?« Tage, dachte Verhoeven alarmiert. Er rechnet mit Tagen ... »Soweit ich gehört habe, soll es mild und windig bleiben«, antwortete einer der Uniformierten am Tisch.
»Mit soweit ich gehört habe ist uns leider nicht geholfen«, gab Goldstein freundlich, aber bestimmt zurück. »Also rufen Sie den Wetterdienst an und lassen Sie sich stündlich auf den neuesten Stand bringen. Wir müssen wissen, wie die Bedingungen aussehen werden.«
»Scheiße, warum melden sich diese verfluchten Mistkerle nicht endlich?«, echauffierte sich der junge Polizist, der neben Hubert Jüssen saß.
Das Warten zerrte zunehmend an den Nerven, und die Stimmung unter den Anwesenden wurde von Minute zu Minute gereizter.
»Sie werden sich schon melden«, erwiderte Goldstein, der die Aggression in den Worten des jungen Beamten zwar registrierte, jedoch in keiner Weise darauf einging. »Glauben Sie mir, das werden sie.«
»Und wann?«
»Zunächst einmal müssen sie ihre Geiseln an einen sicheren Platz bringen.« Goldstein drückte die Zigarette in seinem provisorischen Aschenbecher aus und setzte das Basecap wieder auf. »Und damit wären wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt angelangt: Wo können die hin sein? Schließlich können sie sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben, nicht wahr?«
»Kaum«, knurrte der Junge.
»Aber was sind die Optionen?«
»Sie sind zu elft, wenn man den Schützen vom Kochbrunnenplatz hinzurechnet«, fing Hinnrichs den Ball, den der Unterhändler in den Raum geworfen hatte, in gewohnt sachlicher Manier auf. »Vier Entführer und sieben Geiseln. Und elf Leute bringt man nicht mal eben in einer Gartenlaube unter.«
»Abgesehen von der Größe müsste die Räumlichkeit auch so beschaffen sein, dass die Männer ihre Geiseln gut kontrollieren können«, ergänzte Verhoeven. »Bei sieben Personen dürfte das nicht ganz so einfach sein.«
Goldsteins Adlerblick wandte sich ihm zu. »Und Sie sind ...?« »Verhoeven. Meine Partnerin ist ...«
»Oh ja, natürlich«, sagte Goldstein, und für ein paar flüchtige Sekunden glaubte Verhoeven einen Anklang von Anteilnahme in den klarblauen Augen zu erkennen. »Frau Heller, nicht wahr? Tut mir aufrichtig leid, dass sie da reingeraten ist. Aber wer weiß, vielleicht erhöht dieser Umstand ja unsere Chancen.«
Der Umstand, dachte Verhoeven. Laut sagte er: »Ja, vielleicht.«
»Diese Kerle könnten rein theoretisch auch irgendwas angemietet haben«, schlug Hubert Jüssen von seinem Platz am Kopfende des Konferenztisches aus vor. »Am ehesten wohl ein freistehendes Haus.«
»Dann setzen Sie sich mit den einschlägigen Maklern in Verbindung und überprüfen Sie sämtliche Objekte dieser Art im Umkreis von, sagen wir, fünfundzwanzig Kilometern. Nein, besser dreißig.« Goldstein blätterte zum wiederholten Mal in dem Dossier, das vor ihm auf dem Tisch lag, und allmählich begann Verhoeven sich zu fragen, welche Art von Informationen es enthielt. »Alles, was man auch nur entfernt als vorübergehend bezeichnen könnte.«
Jüssen nickte dem jungen Beamten neben sich zu, der daraufhin sofort aufsprang. »Würden Sie das bitte übernehmen?«
»Geht klar«, rief der Mann,
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