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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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sich um und wollte gehen. Doch bevor er die Tür zum nächsten Patientenzimmer öffnen konnte, stellte sich Petersen ihm in den Weg.
    «Es ist Ihre Entscheidung, Jörg: Entweder Sie kommen jetzt auf der Stelle mit zur Vernehmung aufs Präsidium, oder wir setzen uns hier zusammen, und Sie sind in einer halben Stunde durch damit.»
    Der Mann sah sie kalt an. Aber Navideh Petersen hielt dem Blick des Pflegers, der sie um gut einen Kopf überragte, stand. Sie spürte, wie ihre Wut auf den Mann überhandzunehmen drohte. Dann jedoch würde sie nichts von ihm erfahren.
    Navideh Petersen versuchte es anders: «Wir sind überzeugt, dass Maren Krohn in großer Gefahr schwebt. Jede Stunde, in der wir nach ihr suchen und sie nicht finden, erhöht das Risiko für sie.»
    Die Augen des Mannes flackerten auf. Dann richtete er sich gerade auf. «Ihre billigen Tricks können Sie sich sparen.» Vergeblich versuchte er, Navideh Petersen aus dem Weg zu schieben. Er hatte ihre Standfestigkeit unterschätzt.
    «Es geht nicht um Tricks», sagte Petersen, «sondern um das Leben Ihrer Kollegin. Maren Krohn ist verschwunden und vermutlich an Leute geraten, die sie skrupellos ausnutzen.»
    Die Aussage war gewagt. Doch sie zeigte Wirkung. Der Pfleger gab sich einen Ruck und deutete Petersen mit einem Kopfnicken an, ihm zu einer Sitzecke am Ende des Flurs zu folgen. Er setzte sich neben einem halb vertrockneten Papyrus am Fenster auf einen Ledersessel. Navideh Petersen nahm ihm gegenüber Platz.
    «Wie ist Ihr Verhältnis zueinander?», fragte sie den Mann direkt.
    «Wieso glauben Sie, dass sie in Gefahr ist?», gab der Pfleger zurück.
    Navideh Petersen zwang sich, ruhig zu bleiben. «Das sind laufende Ermittlungen. Ich darf Ihnen leider derzeit nichts Genaueres dazu sagen. Also, wie eng sind Sie mit Frau Krohn befreundet?»
    Er pfiff abfällig durch die Zähne. «Ich bin mit niemandem hier befreundet. Aber mit Maren kann man reden. Sie ist die Einzige, die versteht, was einem im Kopf rumgeht.»
    «Sie meinen Ihre Eindrücke aus Afghanistan», hakte Navideh Petersen vorsichtig nach.
    «Genau. Meine Eindrücke», sagte er und dehnte dabei das letzte Wort. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
    «Sie sind nicht der Einzige, der mit dem Anblick entstellter Leichen leben muss», entgegnete Navideh Petersen scharf.
    Der Mann stutzte. Zum ersten Mal musterte er die Frau, die ihm gegenübersaß, mit einer Spur von Interesse. «Wo, haben Sie gesagt, arbeiten Sie?»
    «Mordkommission», antwortete Petersen knapp.
    Der Mann nickte wissend, als sage dies alles.
    «Haben Sie eine Idee, wo sich Maren Krohn aufhalten könnte, wenn sie nicht zu Hause oder bei der Arbeit ist?»
    Im Flur blinkte ein rotes Lämpchen. Eine Schwester lief eilig aus ihrem Dienstzimmer und riss die Tür des Zimmers auf, neben dem das rote Signal ungeduldig blinkte.
    Der Pfleger schien völlig von der Alltagsszene eines Krankenhauses gefangen.
    Petersen wartete. Der kräftige Mann rang mit sich.
    Als er sich ihr wieder zuwandte, war aller Sarkasmus aus seiner Stimme verschwunden. «Maren liebt die Stille und die Natur. Genau wie ich.»
    Sie sah ihn gespannt an. «Und?»
    «Es gibt einen Ort, wo wir beide zur Ruhe gekommen sind.»
     
    Als Petersen zur Eingangshalle lief, erreichte sie eine SMS von Steenhoff.
    ‹Wo steckst du? Warte im Auto.›
    Kurz darauf riss sie atemlos die Beifahrertür des Wagens auf. «Hast du was herausgefunden, Frank?» Ihre Stimme vibrierte.
    «Nein. Aber du», stellte Steenhoff fest. Nur seine Augen verrieten, wie gespannt er war.
    «Es gibt einen Pfleger in der Klinik, der wie Maren Krohn länger in Afghanistan gearbeitet hat. Die beiden haben oft zusammengesessen. Komischer Typ. Scheint völlig verschlossen, obwohl er täglich wildfremde Menschen anfassen muss.»
    Steenhoff sah sie ungeduldig an. «Und?»
    «Er besitzt eine kleine Hütte nordöstlich von Bremen, bei Hambergen. Maren Krohn war schon ein paarmal dort. Angeblich, um sich vom Dienst zu erholen. Sie weiß, wo der Schlüssel zur Hütte versteckt ist.»
    Steenhoff schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. «Ruf Michael und Hans an. Wir fahren zusammen raus. Treffpunkt ist die Tankstelle in Hambergen.»
    «Und das SEK ?»
    Er zögerte. Dann sagte er entschieden: «Erst gucken wir nach, ob überhaupt jemand in der Hütte ist.»

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    «Komm endlich raus, du Schwein!»
    Seine Stimme überschlug sich vor Wut.
    Wie in einer Endlosschleife zogen die Bilder aus Afghanistan an

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