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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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ausgiebig. Aber eigentlich waren ihre Gedanken woanders.
    ‹Warum ruft er nicht zurück?›
    Sie strich über den weichen Stoff, um sich abzulenken, doch es gelang ihr nicht. Zwei, drei Stunden war es her, dass sie in Steenhoffs Büro angerufen hatte, um sich, wie besprochen, fürs Wochenende mit ihm zu verabreden. Doch statt Frank war eine Kollegin von ihm ans Telefon gegangen. Ob die Frau ihren Anruf überhaupt ausgerichtet hatte?
    Die Polizistin wirkte auf Chris Lorenz kurz angebunden. Fast abweisend. Vor allem, als Chris die Bemerkung mit dem Kuchen machte, die sie im selben Moment bereute. Es hatte locker klingen sollen, aber in den Ohren der Beamtin hörte es sich vermutlich unpassend an.
    Chris Lorenz steckte die Jacke zurück in die Tasche und betrachtete die Zeitung, die aufgeschlagen vor ihr auf dem Tisch lag. Das Blatt war voll mit Berichten, die im Zusammenhang mit dem Anschlag am Montag standen. Sicherlich hatte Frank viel zu tun und rief deswegen nicht gleich zurück.
    Sie bestellte sich noch einen heißen Kakao mit Sahne. Dann widmete sie sich erneut ihrer Lektüre. Lustlos blätterte sie durch den Politikteil.
    ‹Eine, höchstens zwei Stunden warte ich noch›, nahm sie sich vor.
    Wie satt sie es hatte, auf den Anruf eines Mannes zu warten!

[zur Inhaltsübersicht]
    25
    Das Team mit dem IMSI -Catcher traf schneller als erwartet in Bremen ein. Am frühen Abend saßen die Beamten in der Dienststelle des Mobilen Einsatzkommandos und begannen mit ihrer Arbeit. Sie hatten Glück. Anders als das von Andrea Voss war Farids Handy die ganze Zeit über eingeschaltet geblieben. Der Funkturm, in den sich seine Mobilfunkzelle eingeloggt hatte, stand im Werderland und besaß eine große Reichweite.
    Ein Kollege vom Mobilen Einsatzkommando fuhr mit dem Finger über die Landkarte, die auf dem Monitor zu sehen war.
    «Eure Zielperson hält sich irgendwo in dieser Region auf.»
    Steenhoff, Petersen und Wessel beugten sich vor, um besser sehen zu können. «Genauer kannst du es nicht sagen?», fragte Steenhoff.
    «Nein. Nicht von hier aus. Ab jetzt müssen die Kollegen aus Niedersachsen übernehmen. Die können eure Zielperson vor Ort mit ihrem IMSI -Catcher suchen. Ihr müsst nur sagen, wo die anfangen sollen.»
    Steenhoff und Petersen studierten die Landkarte. Was hatten Farid und Andrea Voss in dieser dünnbesiedelten Marschgegend zwischen Lesum und Weser zu suchen?
    «Was wollen die beiden da?», stöhnte Petersen. «Außer ein paar Bauernhöfen und ein paar Sportbootvereinen gibt es da weit und breit nichts.»
    «Zufällig fährt bestimmt keiner in diese Ecke», merkte Michael Wessel an.
    Petersen und Steenhoff wechselten einen besorgten Blick.
    Steenhoff wählte eine Nummer aus seinem Handyverzeichnis und ging ein paar Meter beiseite, um die anderen nicht zu stören. Als er sich wieder umdrehte, sah er noch beunruhigter aus.
    «Ich habe gerade mit der Redaktion gesprochen. Andrea Voss hat sich auch bei denen den ganzen Tag nicht gemeldet. Sie haben ihr seit mittags mehrere SMS geschickt, da sie dringend eine bestimmte Telefonnummer von ihr brauchen. Aber sie ruft nicht zurück.»
    «Mist!», entfuhr es Michael Wessel.
    Steenhoff zog sich seine Jacke über. «Wir müssen uns beeilen.»
     
    Kurz bevor die Burger Heerstraße über die Lesum ging, bogen die vier Zivilfahrzeuge in hoher Geschwindigkeit nach links in die Lesumbroker Landstraße ein. Sobald sie in die Nähe von Gehöften kamen, verlangsamte der Tross seine Fahrt.
    Über den feuchten Wiesen links und rechts der Straße hatte sich Bodennebel gebildet. Nur die windschiefen Zäune zerteilten die weite Landschaft.
    In dem Dorf Lesumbrok hielt die Kolonne an, setzte die Fahrt jedoch nach wenigen Minuten fort. Im vordersten Fahrzeug saß das Team aus Niedersachsen mit drei Spezialisten, dann folgte der Wagen mit Steenhoff, Petersen und Wessel. Und schließlich kamen zwei Fahrzeuge mit SEK -Beamten.
    Draußen wurde es langsam dunkel.
    «Wir haben ihn», hörte Steenhoff einen der Männer aus dem ersten Fahrzeug über Funk triumphierend sagen. «Sie sind in der Nähe der Moorlosen Kirche.»
    «Wo?», fragte Michael Wessel verständnislos.
    «Die Moorlose Kirche ist eines der letzten Überbleibsel von Mittelsbüren», erklärte Navideh Petersen und kümmerte sich nicht um die überraschten Gesichter ihrer Kollegen. «Das Dorf wurde in den fünfziger Jahren aufgegeben, als die Stahlhütte gebaut wurde. An dem Platz steht schon seit dem 13. Jahrhundert eine

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