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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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immer mehr zur Farce. Anstatt endlich dem Problem auf den Grund zu gehen, veranstalten wir bloß ein Selbstzerfleischungsprogramm. Das ganze Misstrauen, mit dem sich die alten und auch viele der jüngeren Schattenschwingen begegnen, schlägt mir langsam auf den Magen.«
    Ranuken sah mindestens so bedröppelt aus, wie ich mich fühlte. Entgegen seiner sonstigen Art saß er still da, bis auf ein paar Muscheln in seinen Händen, die er rhythmisch aufeinanderschlug. »Weißt du, man kann sich nicht jahrhundertelang meiden, weil man die gemeinsame Geschichte nicht erträgt, und dann plötzlich wieder Hand in Hand gehen. Die trauen sich alle gegenseitig nicht über den Weg, daran ändert auch diese Nummer an der Ruine so schnell nichts.«

    »Auf der einen Seite sind wir Schattenschwingen vollkommen anders als die Menschen, aber auf der anderen Seite …« Ich zuckte mit den Schultern.
    »Die menschliche Seite, die du ansprichst, ist der Auslöser für die ganzen Probleme, gegen die wir jetzt mehr denn je ankämpfen müssen«, erklärte eine eindringliche Stimme in meinem Rücken. »Machtgier und Feigheit sind typisch menschliche Eigenschaften.«
    Asami war unbemerkt hinter uns getreten. Einer alten Gewohnheit gehorchend, fuhr ich beim Klang seiner Stimme zusammen. Dass er sich mir unbemerkt näherte, gefiel mir nicht. Genauso wenig wie mein sich sofort auftuendes schlechtes Gewissen, für das es gar keinen Grund gab. Es hatte ganz den Anschein, als ob seine Maßregelungen wegen meines unerlaubten Wechselns in die Menschenwelt sich stärker in mir eingebrannt hatten, als ich mir eingestand. Zu guter Letzt hatte ich mich zwar als der Stärkere von uns beiden erwiesen, aber bei irgendeinem dummen Teil meiner Persönlichkeit war diese Nachricht leider nicht angekommen.
    »Ich fände es wirklich gut, wenn du diese Anschleicherei bleiben ließest. Was soll das denn, sich einfach hinter uns stellen und zu lauschen?« Mein Ton fiel schärfer aus als beabsichtigt, aber Asami konnte einen auch wirklich bis aufs Blut reizen. Nicht, dass ihm das etwas ausmachte.
    »Es ist nicht meine Schuld, wenn ihr unaufmerksam seid.« Erst als er bemerkte, wie ich mein Gesicht verzog, nickte er einlenkend. »Wie du willst, das nächste Mal werde ich auf mich aufmerksam machen. Nur, Samuel: Du würdest gut daran tun, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Achte auf deine Umgebung. Jemand Unwichtiges wie Ranuken kann unbeschwert durch die Sphäre gehen, aber bei dir sieht das anders aus.« Mit einer Arroganz, die nur
Asami an den Tag legen konnte, überging er Ranukens lautstarken Protest. Stattdessen sah er mich mit einer Ernsthaftigkeit an, der ich mich nicht entziehen konnte. Meine müden Glieder waren genauso vergessen wie das einlullende Rauschen des Meeres. Wenn Asami die Aufmerksamkeit von jemandem haben wollte, dann bekam er sie auch. Den Trick musste er mir bei Gelegenheit beibringen. »Allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz ist in unserem Kreis alte Magie ausgeübt worden. Niemand sollte die Gelegenheit bekommen, bei dir zu nisten, nur weil du unaufmerksam bist.«
    »Zu nisten? Was meinst du damit?«
    Mit der einen Hand strich Asami seine langen Haarsträhnen nach hinten, während die andere auf dem Griff seines Katanas aus Bernstein ruhte. Bei jedem anderen hätte ich darauf getippt, dass diese Gesten ein Gefühl von Sicherheit vermitteln sollten. Aber den Ersten Wächter konnte doch auch das ominöse »Nisten« – was auch immer das war – wohl kaum aus seinem inneren Gleichgewicht bringen, oder?
    »Ich kenne nur einen Bruchteil der Techniken, derer sich die Schattenschwingen vor dem Krieg bedient haben«, setzte Asami abwägend an. »Allerdings braucht man auch nur ein paar zu kennen, um zu verstehen, dass das Nisten eine der wichtigsten war. Besonders der Schatten hat davon ausreichend Gebrauch gemacht. Ich glaube sogar, dass er es war, der diese Kunst entwickelt hat. Eine neben vielen anderen dunklen Künsten, durch die die Sphäre fast zerstört worden ist.« Als würde er ein besonders kompliziertes Muster analysieren, stierte Asami in die Luft, während seine Kieferknochen mahlten. »Wenn jemand herrschen will, ohne seine Macht offen zu demonstrieren, schleicht er sich ins Bewusstsein anderer Schattenschwingen und benutzt sie als Marionetten, die seinen Willen durchsetzen. Auf diese Weise ist der Schatten unbemerkt bis ganz an die Spitze aufgestiegen, weil niemand
seine wahren Absichten durchschaute. Die Aufmerksamkeit lenkte

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