Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
bestimmt wunderschön, aber drinnen ist es auch sehr gemütlich. Du könntest dich umschauen, ob dir eins der Zimmer zusagt. Ich würde mich nämlich darüber freuen, wenn du einige Zeit als Gast bei mir bleiben würdest.«
    Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf Shirins Gesicht ab. »Das ist wirklich großzügig von dir, wobei man bei mir wohl eher von einem Flüchtling als von einem Gast sprechen sollte. Wenn mir nach dem Krieg jemand prophezeit hätte, dass ich eines Tages bei den Menschen Unterschlupf suchen würde, weil ich die Sphäre nicht länger ertrage, hätte ich mir bestimmt umgehend ein Ende bereitet. Und jetzt ist es so weit und es fühlt sich nur halb so schlimm an, wie ich befürchtet hatte. Sieht ganz so aus, als wäre meine Würde inzwischen ganz erloschen. Lass uns ruhig reingehen, mich kümmert es nicht einmal mehr, in einem Menschenhaus eingesperrt zu sein.«
    Ranuken, der die ganze Zeit überraschend ruhig dabeigestanden hatte, tauschte einen erschütterten Blick mit mir aus. Diese Rede hatte rein gar nichts mit der Shirin gemein, die ich vor Kurzem erst kennengelernt hatte. Die Shirin, die
sich gegen den Ersten Wächter und sogar gegen den Rat gestellt hatte, um die Freiheit ihres Schützlings zu verteidigen.
    »Gut, lasst uns reingehen.«

    Was das Kochen anbelangte, war ich ganz die Tochter meiner Mutter: außer Buntem Essen , wie meine Familie mein instinktiv zusammengemischtes Spezialgericht nannte, bekam ich nichts Gescheites zustande. Vor allem nicht unter Druck. Heute verkochten die Makkaroni, weil ich erst daran dachte, die Eieruhr zu stellen, als es bereits zu spät war. Und dass ich mich mit den Mengenangaben für die Soße schwertat, war schon fast eine Pflichtübung. Ranuken sah das Ganze zu meiner Erleichterung nicht annähernd so kritisch wie ich. Er lugte mir hoch interessiert über die Schulter, wobei er die Hälfte der Makkaroni bereits im trockenen Zustand verputzt hatte, bevor das Wasser überhaupt sprudelte. Shirin hingegen hatte sich mitten in der Hausführung aus allem ausgeklinkt, indem sie ohne ersichtlichen Grund einfach im Wohnzimmer stehen geblieben war, als habe ihr jemand die Energie abgeschaltet.
    Diese Mittagessen-Nummer veranstaltete ich ohnehin nur, um mir etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Während Ranuken alles wegputzte, was ich ihm vorsetzte, inklusive des Parmesanstücks, das eigentlich zum Kleinhobeln gedacht gewesen war, fragte ich mich, wie ich mit der Situation am klügsten umging. Zweifelsohne würde sich unser Haus für die nächsten Tage in eine Anlaufstelle für Schattenschwingen verwandeln. Shirin und Ranuken waren bestimmt erst die Vorhut. Sobald Sam mehr Zeit bei uns verbrachte – was ich schwer hoffte –, würde auch Kastor nicht lange fernbleiben. Und auch wenn mir bei dem Gedanken ganz anders wurde: Es war nicht einmal auszuschließen,
dass Asami plötzlich vor der Tür stand. Die ich ihm knallhart vor der Nase zuschlagen würde, nicht ohne ihm zuvor eine eindeutige Geste mit den Fingern demonstriert zu haben.
    Sam hielt sich zwar bedeckt, was den Ersten Wächter anbelangte, aber ich registrierte trotzdem, dass sich die Beziehung der beiden nicht bloß gewandelt, sondern auch vertieft hatte. In der kurzen Zeit seit der Versammlung hatte Asamis Einfluss auf Sam unleugbar zugenommen. Zwar jagte mir der Gedanke an diesen schwarz-weißen Krieger unter den Schattenschwingen eine Heidenangst ein – wie sollte es auch anders sein, schließlich hatte er ausdrücklich meinen Tod gefordert. Aber Sams Überzeugung, dass Asami mir von nun an kein Haar mehr krümmen würde, färbte auf mich ab. Dadurch wurde er vielleicht nicht mein Freund, doch es machte die Vorstellung erträglich, dass Sam mit jemandem Zeit verbrachte, der die Menschen, also auch mich, zutiefst verachtete. Zumindest versuchte ich mir das tapfer einzureden.
    »Willst du das noch essen?«, unterbrach Ranuken meinen Gedankengang und deutete auf meine unangerührte Pastaportion. Falls ihm seine Gier peinlich war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. »Da versucht schon eine Fliege drauf zu landen. Das muss mal langsam weg.«
    Ich schob ihm den Teller hin. »Nimm ruhig. Nudelpampe ist nicht so meins. Sollten wir nicht versuchen, Shirin auch an den Tisch zu bekommen?«
    »Brauchst keine Angst zu haben, dass sie verhungert. Wir Schattenschwingen essen nur, weil es uns Spaß macht. Genau wie all die anderen Dinge, die typisch menschlich sind«, erklärte mir Ranuken mit

Weitere Kostenlose Bücher