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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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seine Schwingen nur mit Gewalt würde öffnen können. Damit tat ich das, was wir Schattenschwingen am wenigsten ertrugen: Ich engte ihn ein. Sofort begannen die Zeichnungen auf seinem Rücken zu vibrieren, ein Strom, der auch meinen Körper durchfuhr. Trotzdem gab ich nicht nach. Asami stöhnte auf, unternahm jedoch keinerlei Anstalten, sich zu befreien. Dabei wäre es ihm allein schon wegen meiner geschwächten Aura ein Leichtes gewesen, meinen Griff abzuschütteln. Stattdessen ertrug er ihn.
    »Das habe ich mir gedacht: Wenn es hart auf hart kommt, gilt für dich immer noch die Regel, dass ein Samurai sich niemals gegen seinen Herrn auflehnt – selbst wenn dieser einem Menschenmädchen verfallen ist«, höhnte ich. »Du kannst dein Gesicht zu einer Maske versteinern und große Töne spucken, aber ich kenne dich. Für dich hat sich zwischen uns nichts verändert, unabhängig von meiner Entscheidung, der Sphäre den Rücken zuzukehren. Du wirst stur an deinem Weg festhalten. Wenn ich für dich und deine Pläne bedeutungslos geworden wäre, dann würdest du dir nichts von mir gefallen lassen. So wie von allen anderen auch.«
    Scharfe Schatten zeichneten sich unter Asamis Wangenknochen ab, und noch mehr als sonst traten Muskeln und Knochen unter seiner weißen Haut hervor, als habe er in letzter Zeit an Gewicht verloren. Trotz aller Kraft und Geschicklichkeit wirkte er beinahe zerbrechlich. Ich fragte mich, wie es ihm seit unserem letzten Treffen ergangen war.
    »Du solltest besser zuhören«, flüsterte er. »Ich habe nicht gesagt, dass du für mich unwichtig geworden bist, sondern dass du deine Bedeutung für mich falsch einschätzt. Das ist es, woran sich nichts geändert hat. Du weigerst dich zu begreifen, wie viel du mir bedeutest. Darin siehst du die einzige Chance, deine Mensch-Spielerei fortzusetzen.«
    Eine Sekunde noch hielt ich Asami umfangen, dann gab ich ihn frei und stand betreten da. Meine Überlegenheitsgeste hatte sich in den Beweis verwandelt, dass Asami auf unerklärliche Weise an mich gebunden war. Nicht unerklärlich für eine Schattenschwinge … aber für mich schwierig zu erfassen.
    Es dämmerte bereits. An die früher anbrechende Dunkelheit hatte ich mich noch nicht gewöhnt, nach meinem Geschmack hätte es für immer so lange hell sein können wie im Sommer. Asamis schwärzlich glimmende Aura verschmolz mit ihrer Umgebung, und doch erkannte ich ihren Umriss deutlich. Genau wie zuvor beim Anblick des Wolkenpalasts erschienen mir nur Asami und ich echt … und alles andere wie ein Traum. Ein ziemlich blasser Traum. In seiner Gegenwart erahnte ich die Schattenschwinge, die ich gewesen wäre, wenn ich mich nicht für einen anderen Weg entschieden hätte.
    »Lass mich eins klarstellen: Egal ob Mila mich erwartet oder nicht, ich habe nicht vor, mehr Zeit als nötig in deiner Gegenwart zu verbringen. Zwischen uns beiden gibt es nichts zu besprechen, es gibt keinen Grund, warum wir uns länger als nötig miteinander abgeben sollten, Asami.«
    Zu meiner Überraschung verzog er das Gesicht, als hätte ich ihm Schmerzen zugefügt. Etwas, das mein harter Griff nicht vermocht hatte. »Warum nennst du mich nicht bei meinem wahren Namen, nachdem ich ihn dir offenbart habe? Willst du mich demütigen oder ist es dir gleichgültig?«
    Ertappt. Ich biss auf meine Unterlippe. Okay, das war unfair gewesen. Denn abgesehen davon, dass ich mit Asami nichts mehr zu tun haben wollte, weil er eine Schattenschwinge war, gab es keinen Grund, ihn zu verletzen, nur weil seine Gegenwart eine Schwäche in mir bloßlegte, die ich nur schwerlich ertrug. Ich hatte mein Schattenschwingen-Dasein für Mila aufgegeben, doch das änderte nichts daran, dass ich unter dem Verlust litt. Asami dafür büßen zu lassen, war ziemlich schwach. Zwar hatte ich es nicht absichtlich darauf angelegt, ihn mehr als nötig zurückzuweisen, und doch tat ich es unentwegt und auf eine brutale Art dazu.
    »Glaub mir, ich wollte dich nicht demütigen. Es ist einfach nur so …« Überfordert verschränkte ich die Hände hinterm Nacken. »Dass du plötzlich vor mir stehst, ist schwierig für mich. Schließlich habe ich nicht damit gerechnet, dich jemals wiederzusehen. Ich habe es mir nicht einmal ansatzweise vorstellen können, nicht nach dem, wie wir auseinandergegangen sind.«
    Asami schwieg, aber sein Blick lag auf mir, und ich wünschte mir inständig, er würde das Meer oder meinetwegen auch meine Füße betrachten, denn es war mir unmöglich, ihn

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