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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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fasste er in etwas Warmes und Klebriges.
    Evy, bitte sag etwas! Sein stummer Ruf löste sich auf, ohne eine Antwort zu erfahren. Sie hörte ihn nicht. Panik trieb ihn an den Rand des Wahnsinns, und er zählte die Sekunden, in denen sein Herz die Energie durch seinen Körper pumpte.
    Nach und nach gewannen die Bilder vor seinen Augen
an Schärfe. Er wartete nicht, bis er seine volle Kraft wiedererlangt hatte, und drehte sich auf die Seite, sobald seine Verfassung es zuließ. Ihm stockte der Atem. Wenn er geglaubt hatte, Hermanns Leiche wäre der Höhepunkt an vorstellbarer Zerstörung und Grausamkeit, so stellte das jetzige Bild alles in den Schatten. Zerquetschte Leichenteile übersäten den Boden, die Innereien und zermalmten Knochen bedeckten die Steine, während das Blut zentimeterhoch auf dem Boden zu stehen schien.
    Im Augenwinkel registrierte er eine Bewegung, und als er den Kopf wandte, sah er Evelyn zusammenbrechen.
    » Mi vida! « Der Schrei kratzte in seiner Kehle.
    Aus dem Gang stürmten weitere Metamorphe in den Saal. Neben sich entdeckte er eine abgerissene Hand, die eine Pistole umklammerte. Adrián wollte danach greifen und schrie vor Schmerzen auf. Seine Rechte gehorchte ihm nicht, jede Bewegung brachte Qualen. Er erinnerte sich, wie Linnea ihm die Hand zertrümmert hatte, als sie von ihm Informationen über Conrad und den Clan verlangt hatte, die er nicht hatte geben wollen. So musste er die Waffe mit der Linken packen. Er feuerte, aber keine Kugel traf das Ziel. Unter dem Beschuss zogen sich die Bestien zurück, doch er ahnte: Viel Zeit blieb ihm nicht. Er quälte sich auf die Beine. Darauf bedacht, nicht auszurutschen, taumelte er zur Tür und schlug sie zu. Das Schloss rastete ein.

    Adrián lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er musste … überlegen, einfach nur überlegen, wie er hier rauskommen könnte. Doch allein das schien eine allzu große Anstrengung zu sein, die Wände begannen vor seinen Augen zu verschwimmen. Er blinzelte und konzentrierte sich. Wie oft hatte Linnea vor seinem Käfig gestanden und ihn verhöhnt, er genieße die Ehre, in ihrem persönlichen Zwinger untergebracht zu sein, in den man nur mit einem einzigen Schlüssel hineingelangen könnte. Wie lange würde es wohl dauern, bis die Biester die Schlüssel auftrieben? Egal, auch wenn es sich nur um wenige Minuten handelte - noch war der Kampf nicht verloren.
    Über die Leichen stolperte er zu Evelyn und sank vor ihr auf die Knie.
    »Wach auf, mi vida! «, beschwor er sie.
    Keine Reaktion.
    Sie ist gestorben, damit du leben kannst … Der Saal schien zu schwanken, während Adrián die Finger in etwas Klebrig-Weichem unter sich vergrub und gegen seinen Schmerz und den Frust kämpfte. Im Rücken hörte er Schläge gegen die Metalltür und Rufe, die gedämpft zu ihm drangen. Mochten die Bestien doch über ihn herfallen! Er bettete Evelyns Kopf in seinen Schoß. Sie war zu ihm gekommen, um ihn zu retten. Viel wichtiger aber war: Sie war zu ihm zurückgekommen.
    Adrián streichelte über ihr Haar. Heute trug sie es offen, genau so, wie er es liebte. Nur roch sie nicht mehr nach Veilchen, sondern nach Blut.

    »Bitte, wach auf«, flüsterte er. »Lass mich nicht allein.«
    Reglos lag sie da. Ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu. Mit dem Daumen strich er über ihre Wange. Durch den Druck zeichneten sich schwarze Schatten unter ihrer Haut ab, die seltsame Muster zogen und wieder verschwanden.
    Hinter der Tür ertönte Tumult. Vermutlich ordneten sich die Metamorphe zu einer neuen Offensive. Adrián umklammerte die Pistole. Die Bestien durften ihm Evelyn nicht nehmen. Auf keinen Fall!
    Am anderen Ende des Saals wurde es laut. Adrián richtete die Pistole auf die Quelle des Lärms - von dieser Seite hatte er keinen Angriff erwartet. Eine Metallplatte hob sich einen Spalt vom Boden ab und der zerquetschte Torso eines Mannes rutschte von ihr herunter.
    Adrián schoss in den Spalt und verfehlte erneut sein Ziel. Und das, wo Maria früher immer gewitzelt hatte, er würde mit links töten. Von wegen!
    Die Falltür schlug zu.
    »Halt!«, rief jemand unter der Erde. »Ich will euch helfen.«
    Die Pistole im Anschlag, beobachtete Adrián, wie aus dem Loch im Boden ein blonder Schopf auftauchte. »Kommt hierher, schnell.«
    Adrián zielte auf die Stirnmitte des Unbekannten. Sein Finger rutschte ungeduldig über den Abzug. Es war ein junger, vermutlich noch unerfahrener Metamorph
- das Schimmern, das ihn umgab, ließ keine Zweifel zu. Es war

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