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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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krummes Messer in einer ledernen Scheide und mit einem Löwenkopf am Griff zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
    Conrad saß auf der cremefarbenen Ledercouch, zurückgelehnt und ein Bein über das andere geschlagen. Als Evelyn und Maria eintraten, erhob er sich, was vornehm, nahezu aristokratisch wirkte. Adrián begrüßte er mit einem Kopfnicken. »Schön, Sie gesund zu sehen. Nach Ihrem Unfall und anderen Begebenheiten haben wir uns Sorgen um Ihr Wohlergehen gemacht.«
    »Und ich erst.«

    Evelyn schaute von einem zum anderen. »Warum? Ihr seid unsterblich.«
    »Sicherlich«, bestätigte Conrad und machte eine Pause. Er sprach wie immer ruhig und prononciert, doch der Blick, den er Evelyn zuwarf, gefiel ihr ganz und gar nicht. So abschätzend. Als glaube er, sie gehöre nicht hierher, sie wäre nicht eine von ihnen.
    Evelyn lachte nervös. »Na, machen Sie es nicht so spannend.«
    Conrad fuhr unbeirrt fort: »Der Vorgang des Auferstehens aus dem Grab ist schwieriger, als es klingt, wenn man davon erzählt. Es gibt genügend Nachzehrer, die sich nie aus dem Wiedergänger-Zustand materialisieren konnten und bis in alle Ewigkeiten als Geister durch die Welt streifen müssen. Nicht sonderlich amüsant, wenn Sie mich fragen. Deshalb sollte man es nie so weit kommen lassen und nach Möglichkeit erst gar nicht in den Sarg gelangen.« Er wandte sich wieder zu Adrián. »Motorradunfälle gehören dazu. Wie konnte das denn ausgerechnet Ihnen passieren?«
    »Irgendwo in St. Pauli haben die Viecher mich aufgespürt und verfolgt. Ich bin auf die Reeperbahn abgebogen, und da hätten sie mich fast erwischt. Irgendetwas musste ich tun. Ich wusste, ein Unfall würde Aufmerksamkeit erregen, und die Metamorphe würden sich nicht trauen, mich offen anzugreifen. Da kam dieser Laster angefahren, und … ich habe zu spät bemerkt, dass ich unter ihm nicht hindurchpasse. Zumindest nicht mit dem Motorrad.«

    »Das war sehr riskant«, sagte Maria. »Dieser Laster hätte dich direkt ins Grab befördern können.«
    »Ihr habt Recht, Gran Princesa , aber wenn schon abtreten, dann wenigstens hollywoodreif. Zugegeben, ich habe mich wirklich verschätzt. Die Metamorphe haben versucht, im Krankenhaus an mich zu gelangen. Kaum zu glauben - die Königin persönlich! Aber Evy hat sie super abgelenkt.«
    Wieder flog Conrads unergründlicher Blick zu Evelyn, doch er sagte nichts. Um diesem Blick nicht standhalten zu müssen, ergriff sie das Wort. »Wer sind eigentlich diese Metamorphe?«, wollte sie wissen.
    Maria sah Conrad an, doch dieser machte keine Anstalten, irgendetwas zu erklären. Bloß ein kurzes Nicken. Die Lady wiegte den Kopf. »Stimmt, das haben wir dir noch gar nicht erklärt. Tja, es sind unsere größten Feinde, das hast du sicherlich mitbekommen. Sie sind in Gemeinschaften organisiert, die jeweils von einer Königin angeführt werden. Das macht es ihnen einfacher, die Angriffe auf uns zu koordinieren. Sie jagen, entführen, foltern uns.«
    Evelyn dachte an den Hund, der Adrián zerfleischt hatte, und schaute zu dem geschwungenen Messer mit dem Löwenkopf. Damit hätte sie das Biest sicherlich in die Flucht schlagen können. »Was genau sind es für Wesen? Untote wohl eher nicht.«
    »Nein. Bevor sie ihr Seelentier gefunden haben«, erklärte Maria weiter, »sind sie von den Menschen nicht zu unterscheiden. Sie nennen sich Anwärter,
und erst wenn sie die Verbindung mit ihrem Seelentier hergestellt haben, werden sie zu vollwertigen Metamorphen. Sie können geistig mit dem Tier verschmelzen und agieren in dessen Körper.«
    »Und welche Tiere sind es?« Sie fragte sich, warum das Messer so eine Faszination auf sie ausübte. Wie es sich wohl anfühlen würde, es in der Hand zu halten? Halt. Woher kam bloß dieser Drang, die Waffe unbedingt besitzen zu wollen?
    »Es gibt verschiedene Seelentiere. Vom Adler bis zum Hamster - wir haben schon alles erlebt. Metamorphe haben bereits viele aus unseren Reihen entführt. Wir wissen nicht, was sie mit ihnen anstellen, versuchen aber, unseresgleichen zu finden und zu befreien. Denn manchmal, ja, manchmal spüren wir die Qualen unserer Brüder und Schwestern, als wären es unsere eigenen. Das ist die düstere Seite der Telepathie.«
    Als Evelyn sich von der Waffe abwandte, sah sie direkt in Conrads braune Augen. Was ging in seinem Kopf gerade vor? Sie hätte alles gegeben, da reinspähen zu dürfen. Dieser Mann war ihr unheimlich und auf eine seltsame Weise vertraut wie jemand, dem sie nach vielen

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