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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Bloß keine Gedanken zulassen. Bloß nicht erlauben, verletzt zu werden.
    Nacht - kalter Waldboden - und feuchte, gierige Hände, die den Slip hinunterreißen und ihre Oberschenkel
spreizen, sie weiten wie eine Weihnachtsgans zum Ausstopfen.
    Na mach schon, forderte sie Adrián in Gedanken. Nimm es dir, das willst du doch, oder?
    Warum zögerte er? Die Kälte des Marmors unter ihren Füßen wurde zur Kälte ihrer Seele.
    Nacht. Immer wieder diese Nacht, das Keuchen und die groben Stöße in ihr Fleisch, die ihr Inneres auseinanderzureißen scheinen.
    Evelyn griff nach Adriáns Hemd. Ratschend gab der Stoff nach, Knöpfe schossen in alle Richtungen und trommelten auf den Boden. Mit ungeschickten Griffen öffnete sie seinen Gürtel und zerrte an dem Reißverschluss. Verdammt, musste er ausgerechnet jetzt klemmen?
    Adrián umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. »Was ist mit dir?«
    »Nichts. Was soll schon sein?« Sie entwand sich ihm und machte sich weiter an seinem Reißverschluss zu schaffen. Bloß nicht nachdenken, dann wird es schneller vorbei sein.
    Er packte ihre Arme. »Das ist also ein ›Nichts‹ für dich.« Evelyn las ihm eher von den Lippen, als dass sie ihn hörte. »Nur leider bin ich für ein Nichts nicht zu haben, tut mir leid.«
    Er ließ sie frei und stolperte einige Schritte rückwärts.
    Wenn er jetzt geht, verlierst du ihn. Für immer.

    Das Wasser lief über den Wannenrand, strömte die Stufen hinab und spülte kleine Schaumwölkchen zu ihren Füßen. Evelyn sah, wie er die Hand auf den Türknauf legte, und hatte das Gefühl zu ertrinken.
    Wenn er jetzt geht …
    Bitte bleib! Es kam einem Schrei gleich, obwohl sie keinen Ton verloren hatte. Adrián öffnete die Tür. Evelyn starrte in seinen Rücken. Ihre Augen brannten.
    Wenn er geht …
    Die Stelle in der Mitte ihrer Stirn, die er zuvor mit den Fingern berührt hatte, schien zu glühen. Bitte bleib, lass mich nicht allein! Ohne dich kann ich nicht sein. Zögernd wandte Adrián sich um.
    »Bitte geh nicht.« Sie wollte ihn einholen, umarmen, wieder seine Berührungen spüren, konnte sich aber kaum bewegen. Ihre Füße waren wie in Zementklötze gegossen. »Verlass mich nicht. Ohne dich bin ich tot.«
    »Evy, ich …«
    Lass mich nicht fallen. Du bist der Einzige, der mich auffangen kann. Sie schloss die Augen, die sich mit Tränen füllten. Er hörte sie nicht, vielleicht schirmte die Mauer, die sie aufgebaut hatte, ihn weiterhin ab. Vielleicht glaubte er ihr auch nicht. Sie musste reden, ihm alles erzählen, alles erklären! Die Worte stockten und rieben ihr die Kehle wund. Kein Ton drang über ihre Lippen.
    Auf einmal war er wieder bei ihr. Sie spürte seine Umarmung. Er hielt sie fest, sie würde nicht fallen.

    Ich bin da, mi vida, streifte es ihren Kopf. Keine Wand mehr zwischen ihnen. Nichts, was sie trennen konnte.
    Evelyn berührte sein Gesicht, strich mit den Daumen über die hohen Wangenknochen, zeichnete mit einem Zeigefinger das kantige Kinn nach. Sie wollte ihn fühlen, mit allen Sinnen, ihn in sich aufnehmen, wie sie es mit seinen Gedanken getan hatte. Sie fragte sich, was ihn in ihren Augen so anziehend, so anders machte. Er war kein Schönling. Dennoch ritzte sich sein Gesicht tief in ihren Verstand ein: die ausdrucksvollen Augen und die sinnlichen Lippen, die Nase mit dem winzigen Höcker und das markante Kinn.
    Evelyn zögerte einen Sekundenbruchteil und streifte ihm das Hemd von den Schultern. Ihre Finger tasteten über seine Muskeln, wie die einer Blinden. Er ließ sie seinen Körper erkunden, Zentimeter für Zentimeter, bis sie vertraut mit ihm wurde.
    Ihre Hand wanderte über seinen Bauch und berührte den sperrigen Reißverschluss. Adrián umschloss ihre Finger. »Bist du dir sicher?«
    »Ja, das bin ich.«
    Sie öffnete den Reißverschluss - ohne Hast ging er erstaunlich leicht auf - und streifte die Hose von seinen Hüften.
    Adrián drückte sie an sich. »Oh Evy …«
    »Oh Adrián«, neckte sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Bei all seiner äußeren Härte war er auf eine süße Art unglaublich kitschig.

    »Schon wieder nimmst du mich nicht ern…« Weiter kam er nicht, denn sie verschloss seinen Mund mit einem Kuss. Einen Augenblick, der Evelyn einer Ewigkeit gleichkam, hielten sie einander fest, kaum atmend, um die Vertrautheit zwischen ihnen nicht zu zerstören. Dann zog er ihr das T-Shirt über den Kopf. Kurze Zeit später standen sie nackt voreinander,

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