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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Stimmchen ihr ein: Mit dem wirst du fertig! Nie zuvor empfundene Wildheit und Kampflust erwachten in ihr. Fast wünschte sie sich, es darauf ankommen zu lassen.
    Ihr Entführer stellte sich schützend vor sie, und Evelyn starrte verblüfft in seinen Rücken.

    »Noch ein Schritt«, knurrte er den Kerl an, »und ich beiße dir die Kehle durch.«
    Der junge Mann hob die Hände. Obwohl auf seinen Lippen ein freches Grinsen spielte, trat er zurück. »Immer mit der Ruhe, Bello. Willst du einen Keks?« Der Greifvogel, sein Seelentier vermutlich, thronte auf dem Ast und ordnete das Gefieder wie eine High-Society-Dame vor einem wichtigen Ball. Während der Wolfshund nur darauf wartete, sich an der Seite seines Herrchens in den Kampf zu stürzen, interessierte sich der Vogel entschieden wenig für die Situation, in der sein menschlicher Partner steckte.
    »Mach weiter so«, drohte Evelyns Entführer. »Gib mir einen Grund, dir deine Eingeweide zu zeigen.«
    Der freche Ausdruck verschwand aus dem Gesicht des jungen Mannes. Mit einem Schlag wurde er ernst und konnte die Anspannung nicht mehr vertuschen. »Ich will gar nicht deine Lorbeeren ernten. Ich will nur helfen, damit die Kreatur dir nicht nochmal entwischt.«
    Meinte er mit »Kreatur« etwa sie? Evelyn schubste ihren selbst ernannten Beschützer zur Seite und trat vor. »Du willst ihm helfen? Na wag es, greif mich an! Gib mir den Grund, dir deine Eingeweide zu zeigen.«
    Er wich noch einen Schritt zurück, bemühte sich aber, sie zu ignorieren. »Linnea wird uns beide vierteilen, wenn die da uns davonläuft. Du weißt selbst, wie wild sie auf die Bestie ist.«
    »Auf die ›Bestie‹?« Evelyn sprang vor, schnell wie ein Windstoß, und landete direkt vor dem Kerl. Er
stolperte und fiel fast in die Büsche, aus denen er gekommen war. Rasch warf er einen Blick zu dem Vogel, der nicht gerade so aussah, als brenne er darauf, ihm zu helfen. Mit einer Hand packte Evelyn den jungen Mann am Hals und drückte zu. Unter ihren Fingern pulsierte seine Schlagader. Seine Aura glomm in ihren Augen auf und versprach einen Leckerbissen.
    Der Vogel schüttelte die Federn zurecht und sauste auf Evelyn hinunter. Sie hörte das Flattern der großen Schwingen und sah die Krallen, die auf ihre Augen zielten. Zur Abwehr riss sie die andere Hand vor das Gesicht und sah, wie der schwarze Nebel erschien. Langsam stieg der dunkle Dunst vom Boden auf.
    Wir werden dir dienen … dienen … dienen …
    Wie damals bei Adrián durchbrach eine der Schattenkreaturen die Membran und bohrte sich in Evelyns Brust. Dünne Rauchschwaden stiegen von der Haut auf, als verdampfe die Oberfläche. Kälte fror ihr Inneres ein. Was als Nächstes geschah, durchlebte Evelyn wie ein fremder Beobachter aus dem eigenen Körper heraus. Sie wandte sich zur Seite und hätte im nächsten Augenblick den Vogel am Hals gepackt und umgedreht, da wurde sie zu Boden gezerrt.
    Ein Schwindelanfall überkam sie. Alles ringsherum flimmerte ihr vor den Augen, und sie brauchte einige Atemzüge, um zu sich zu finden. Die Beherrschung über ihren Körper kehrte zurück. Kein Nebel mehr, keine Stimmen, keine Schattenwesen. Schwer lastete das Gewicht ihres Entführers auf ihr.

    »Pfeif dein Vieh zurück«, zischte er seinem Gegenüber zu.
    »Sie hat mich angegriffen!«
    »Ich habe gesagt: Pfeif dein Vieh zurück. Aber plötzlich.«
    Der junge Mann nickte mit verzerrter Miene. Sein Vogel flog einen Kreis und machte es sich auf dem Ast gemütlich.
    »Geht es dir gut?«, hauchte der Mann Evelyn ins Ohr. »Du blutest.«
    Sie fühlte ein warmes Rinnsal aus ihrer Nase sickern.
    »Schon okay«, wisperte sie. Sein Gesicht, so nah vor dem ihren, ließ ihr Herz schneller schlagen. Doch nicht das allein versetzte sie in Aufregung. Es war sein Duft. In jeder anderen Situation hätte sie ihn als unangenehm empfunden - er roch schlichtweg nach Hund. Aber darunter mischte sich eine andere, fremde Note, deren Wirkung Evelyn nicht zu erklären vermochte. Dieser Duft nahm ihr die Angst und erweckte Vertrauen.
    »Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?«, wiederholte er.
    Nein, ganz sicher nicht. Aber er war nicht Adrián, der ihre Gedanken hätte hören können.
    »Du erdrückst mich«, keuchte sie.
    Der Mann sprang auf die Beine und half ihr hoch. Behutsam klopfte er Blätter und Grashalme von ihrer Kleidung ab. »Entschuldige.«

    »Ich werde es überleben.« Anscheinend wollte er ihr nichts tun, er beschützte sie sogar. Evelyn rang sich ein flüchtiges

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