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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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ließ den Stab auf ihn niedersausen. Sein Gegner duckte sich, diesmal aber nicht schnell genug. Die Spitze schlitzte sein Hemd auf. Der Mann drehte sich um und zielte mit dem Bambusrohr auf Adriáns Beine, um ihn zu Fall zu bringen. Doch Adrián fiel von seinem Podest
aus über ihn her und riss ihn zu Boden. Den Stahl gegen den Hals seines Gegners gedrückt, zischte er: »Es ist besser, du sagst mir, was ich wissen will!«
    Conrad röchelte. Sein Gesicht färbte sich rot. Er hörte auf, sich zu wehren, streckte eine Hand aus und schöpfte etwas vom Boden. In der nächsten Sekunde traf eine Handvoll Erde Adrián ins Gesicht. Der Dreck juckte ihm in den Augen, er blinzelte - und wurde zur Seite geschleudert. Ein Fuß presste ihn nieder.
    »Gütiger Gott, Sie lieben sie tatsächlich. Pech, dass sie Ihnen niemals gehören wird.«
    Adrián stockte der Atem. Seine Angst um Evelyn wurde nahezu greifbar. »Was hast du mit ihr gemacht?«, flüsterte er.
    Sein Widersacher blickte auf ihn herab. Die Grübchen in seinen Wangen schienen Adrián zu verspotten. »Ich kann Sie nicht töten, Rivas, das ist mir bewusst. Aber ich kann Sie für ein Weilchen ins Nirvana schicken.«
    Conrad holte aus.
    Verzeih mir, Evy , strich ein müder Gedanke durch Adriáns Kopf. Ich habe dich im Stich gelassen.

20. Kapitel
    E velyn spürte alle Blicke auf sich ruhen. Sie ballte die Hände und spuckte aus: »Meine Mutter ist Helga Behrens, die für mich gesorgt und mich großgezogen hat. Jede andere Person hat das Recht auf diese Bezeichnung schon vor langer Zeit verloren.«
    Die Frau machte eine beschwichtigende Geste. »Ach Lynn, ich weiß, was du gerade empfindest.«
    Diese Abkürzung ihres Namens setzte ihr nur noch mehr zu. »Einen Scheißdreck wissen Sie!«
    Und plötzlich wusste sie nicht, ob sie toben oder heulen sollte. Am liebsten alles zugleich.
    Die Schlangenfrau deutete mit einem Nicken zur Tür. »Finn? Lass uns allein«, sagte sie, und an Kilian gerichtet: »Du auch. Keine Sorge, ich werde ihr nichts antun.«
    Finn murrte etwas und verzog sich nach draußen. Auch Kilian machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Evelyn hielt ihn am Ärmel seines T-Shirts zurück.
    »Geh nicht!«, bat sie ihn, weil er der Einzige hier war, dem sie ein wenig vertraute.
    »Ich bin in der Nähe«, versprach er. »Keine Sorge.«
    Er verließ sie, und Evelyn blieb allein mit der Frau
zurück, die behauptete, ihre Mutter zu sein. Einige Minuten lang herrschte Stille. Auf leisen Sohlen schlich Evelyn in die Nähe des Messerblocks. Die Fremde war blind, das sollte sie nicht bemerkt haben. Nur ein Griff - und die Waffe wäre in ihrer Hand.
    »Du wirst das Messer nicht brauchen. Ich habe nicht vor, dich anzugreifen«, hörte sie die Frau lispeln, was beinahe freundlich klang. Ihre Art erinnerte Evelyn unangenehm an Conrad. Stille Wasser waren tief - das hatte sie bereits gelernt und fiel nicht mehr auf diese zurückhaltende Art herein.
    »Woher …?« Sie brach ab.
    »Ich bin blind wie eine Schlange. Das habe ich von meinem Seelentier geerbt. Genauso wie die Infrarotsicht.« Die Fremde schmunzelte. »Eine nette und vor allem sehr bunte Angelegenheit. Ganz ohne irgendwelche verbotene Substanzen - so mancher Halbstarke würde mich darum beneiden. Ansonsten kann ich nur riechen, wenn ich züngele, was allerdings weniger nützlich ist.« Ihr Gesicht wurde ernst. Sie streckte eine Hand aus. »Mein Name ist Linnea Andersen.«
    Evelyn ignorierte die Begrüßung. Je länger sie die Frau musterte, desto mehr hatte sie die unangenehme Vorstellung, dass diese Unbekannte ihre Mutter sein könnte. Obwohl Linnea jünger als sie aussah, verstand Evelyn allmählich, warum sie im Krankenhaus gedacht hatte, die Schlangenflüsterin schon einmal gesehen zu haben. Die zierlichen Züge ähnelten den ihren, ebenso die Stupsnase und die blassen Sommersprossen.

    Die Frau seufzte und senkte den Arm. »Ich habe gehofft, das würde das Eis zwischen uns brechen. Ich freue mich wirklich, dich endlich sprechen zu können.«
    »Ich kann nicht gerade dasselbe von mir behaupten«, erwiderte Evelyn schroff, ohne ihre Abneigung verbergen zu wollen.
    »Das kann ich dir nicht verübeln. Was ich dir allerdings übelnehme, ist, dass du einen Keil zwischen mich und meine Zugehörigen zu schlagen versuchst. Spaltung wäre der Tod unserer Gemeinschaft.«
    »Deine Zugehörigen sind mir schnuppe. Du kannst sie behalten.«
    »Aber du bist ihnen nicht egal. Kilian würde dir bis ans Ende der Welt folgen,

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