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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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waren arme Leute, die man vermutlich beim Mundraub oder Taschendiebstahl erwischt hatte. Andere waren Betrunkene; wieder andere wirkten wie religiöse Eiferer, die vielleicht zur falschen Zeit ein bisschen zu viel Politik unter ihre Predigten gemischt hatten. Sie alle verfolgten mit unverhohlenem Interesse, wie Silberdun und Eisenfuß vorbeigeführt wurden und dachten wohl, dass es sich bei den beiden um Unseelie-Beamte handelte. Etwas, das man hier zweifellos nur selten zu Gesicht bekam.
    Sie gingen an einem weiteren Zellentrakt vorbei, dann in einen dunklen Gang und eine nur spärlich beleuchtete Steintreppe hinauf. In den Korridoren standen in regelmäßigen Abständen Wachen. Selbst wenn Silberdun die Kraft gehabt hätte, seine Begleiter zu überwältigen und abzuschütteln, er hätte nirgendwohin fliehen können.
    Nach ein paar weiteren Gängen und Treppen wurden sie in einen schlichten, fensterlosen Raum gebracht, in dem auf einem Podest ein Mann in einer braunen Robe auf einem hochlehnigen Stuhl saß. Vor ihm stand ein Pult mit einem aufgeschlagenen Buch, links und rechts von ihm je eine Wache. Der Mann lehnte sich vor, als die beiden Gefangenen eintraten. Er hatte etwas Gieriges im Blick, das Silberdun abstieß. Dieser Mann wollte was von ihnen, so viel war klar.
    Der alte Wachmann verbeugte sich vor dem Mann, der zurücknickte. Der junge Bursche zwang Eisenfuß und Silberdun auf die Knie.
    Der alte Wachmann sagte: »Vermelde untertänigst, dass die beiden unbekannten Fae vor den ehrenwerten Magister Eyn Wenathn gebracht wurden.«
    In einer Ecke des Raums saß ein Schreiber an einem kleinen Tisch, der nun eifrig ein liniertes Blatt Papier zu bekritzeln begann. »So wurde es vermerkt«, sagte er.
    Magister Wenathn lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und befeuchtete seine Lippen. »Sagt mir Eure Namen.«
    Silberdun wollte sich schon erheben, doch die behandschuhte Rechte des jungen Wachmannes drückte ihn an der Schulter wieder zu Boden. »Ich bin Hy Wezel, und das ist mein Begleiter En Urut. Wir sind Bürger des Unseelie-Kaiserreichs und verlangen, auf der Stelle freigelassen zu werden.«
    »Ja, ich hab mir Eure Papiere angesehen«, sagte Wenathn. »Ausgezeichnete Fälschungen. Aalhändler, was? Wirklich köstlich.«
    »Das ist alles ein schreckliches Missverständnis«, sagte Eisenfuß. »Wir kamen gerade aus Mag Mell, um -«
    »Seid still«, unterbrach ihn Wenathn. »Wenn Ihr bei Eurer Geschichte bleiben wollt, soll es mir recht sein. Doch als Magister dieses Kollws habe ich das Recht, Euch zu verhören, bevor ich Euch an unsere gnädigen Unseelie-Schutzherren übergebe.«
    Silberdun stutzte. Hatte da ein Hauch von Verachtung in dem Wort »Unseelie« gelegen?
    Eisenfuß leckte sich über die Lippen und wollte erneut sprechen, doch Wenathn unterbrach ihn abermals.
    »Und wenn ich das tue«, fuhr er fort, »werdet Ihr höchstwahrscheinlich als Spione des Seelie-Königreichs enttarnt werden. Ich kann nur vermuten, dass das nicht in Eurem Sinne ist.«
    »Wir sind, was wir sagten«, meinte Eisenfuß. »Wir wurden ohne erkennbaren Grund von diesen Wachen angegriffen. Mein Partner und ich -«
    Nun unterbrach ihn Silberdun. »Wenn wir wirklich Seelie-Spione wären«, sagte er langsam, »wäre das für alle Seiten äußerst unerfreulich. Tatsächlich würde es zu großen Verwicklungen führen.« Er sah Wenathn eindringlich an.
    Wenathn wandte sich an den Schreiber. »Streicht diese letzte Bemerkung«, sagte er, dann richtete er das Wort an die Wachen: »Lasst uns allein. Ich würde die Gefangenen gern nicht öffentlich befragen.«
    Der Schreiber erhob sich und raffte seine Papiere zusammen. Dann trottete er zur Tür und bedeutete den Wachen, ihm hinaus zu folgen. Der junge Wachmann öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, doch der Schreiber unterbrach ihn. »Ihr habt den Magister gehört«, sagte er. »Kommt jetzt.«
    Kurz darauf waren Wenathn, Silberdun und Eisenfuß allein im Zimmer.
    »So lasst uns denn wie vernünftige Männer miteinander reden, ja?«
    Eisenfuß richtete sich ein Stück auf. »Hört mir zu«, sagte er, wie Paet es ihm eingeschärft hatte. »Wir sind niemand anders, als wir Euch sagten.« In seine letzten Worte legte er ein wenig Führerschaft, doch Wenathn schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.
    »Lasst es gut sein, Freund«, meinte Silberdun. »Er weiß sehr genau, wer wir wirklich sind.«
    Eisenfuß starrte ihn an. »Hy Wezel!«
    »Ja, es stimmt«, sagte Silberdun. »Wir sind in Wahrheit

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