Schattenspäher
aufeinander zu, ihre Klingen glänzten im Licht der untergehenden Sonne. Die Fußtruppen kämpften mit Schwert und Pike. Von überall waren Schreie, gebrüllte Befehle, trommelnde Hufe und das endlose Klirren von Metall auf Metall zu hören. Und Mauritane war mittendrin, trieb seine Kommandanten vorwärts, rief seine eigenen Befehle.
Natürlich konnte er nicht selbst mitkämpfen. Zwar trug er eine Klinge - es war noch immer die, welche er aus dem Gefängnis von Crere Sulace mitgenommen hatte -, doch die hatte er seit Monaten nicht mehr benutzt. Befehlshaber zu sein war ja schön und gut, aber als er sah, wie seine Männer vorrückten, da hätte er alles darum gegeben, um als Kavallerieoffizier auf einem meisterhaft berührten Pferd ihre Einheit anzuführen.
Nach zwei Stunden hatten sie Claret eingenommen, doch es gab Verluste. Und ihre Späher wussten zu berichten, dass mehrere Hundertschaften Unseelie-Verstärkung schon auf dem Weg zu ihnen waren.
Mauritanes Strategie stützte sich darauf, dass sie Elenth am vierten Tag ihres Feldzuges eingenommen hatten. Wenn die Stadt erobert und die Versorgungslinien gesichert worden waren, hätten sie vielleicht eine Chance, den direkten Angriff der feindlichen Haupttruppen zurückzuschlagen. Truppen, die in einem Gewaltmarsch gerade die Grenze bei Selafae überschritten hatten, wo ein halbes Bataillon von Mauritanes Fünftem Regiment abgestellt worden war für den Fall, dass Mab gleichwohl in Sylvan einzumarschieren drohte.
Schon bald würden Mabs Schlachtflieger hier auftauchen und Feuerbälle und Pfeile auf sie abschießen. Und dann würde eine ihrer Flaggstädte sich ihrer annehmen, deren Bewohner auf andere fliegende Städte verteilt worden waren. Der Krieg am Boden war erst der Anfang.
Das Problem mit den fliegenden Städten und ein Grund dafür, dass Mab sie nur zögernd in die Schlacht warf, war, dass man sie sehr wohl vom Himmel holen konnte. Diese Erfahrung hatten Mauritane und seine Gefährten in der Schlacht von Sylvan gemacht. Sie hatten damals die Stadt Mab infiltriert und die seltsamen hybriden Kreaturen vernichtet, die in den Kammern der Elemente und Bewegung die Energie bereitstellten, welche die Unseelie-Städte in der Luft hielt. Diesmal hatte Mauritane Elemente-Geschosse in petto, mit denen man die Unterseite dieser Städte bombardieren konnte. Inzwischen kannte er die Position der Kammern der Elemente und Bewegung in den meisten Flaggstädten, und dies war Paet und seinen Schatten zu verdanken. Falls also eine der fliegenden Städte am Horizont erschien, war es ihm so möglich, sie mit einem einzigen Schuss vom Himmel zu holen.
Sie rückten weiter vor. Sie kämpften. Männer und Frauen fielen. Zu viele. Unter diesen Umständen war es alles andere als gewiss, dass sie Elenth überhaupt erreichten, geschweige denn, einnahmen.
Am zweiten Tag marschierten sie größtenteils voran und trafen dabei nur gelegentlich auf einige versprengte Unseelie-Kompanien, die im Kampfgetümmel von ihren Bataillonen getrennt worden waren. Sie wurden ohne Schwierigkeiten besiegt, doch selbst in diesen Scharmützeln verlor Mauritane wieder Soldaten.
Einen Tagesmarsch südlich von Elenth kam es zu einem weiteren Gefecht bei Tiefental. Wieder siegten Mauritanes Truppen, doch die Verluste schmerzten auch hier. Wie auch die niederschmetternden Berichte seiner Generäle entlang der Front.
Hatte er seine Truppenstärke zu wenig konzentriert? Hatte er die Flexibilität der Unseelie womöglich unterschätzt?
Und noch immer kein Lebenszeichen von Silberdun. Laut Paets letztem Bericht waren er und seine Freunde vor drei Tagen plötzlich in einer Raumfalte verschwunden und seitdem verschollen. Es hatte zwar niemand ausgesprochen, doch es schien fast sicher, dass man sie nie wiedersehen würde. Wenn Hy Pezho tatsächlich neue Einszorn-Waffen besaß, dann würde ihn nichts und niemand mehr aufhalten können. Und nichts, was Mauritane unternahm, würde irgendetwas daran ändern.
Am vierten Tag erreichten sie schließlich Elenth, nur um festzustellen, dass die Stadt bereits vom gesamten Adler-Regiment und fünf weiteren Bataillonen der Unseelie belagert wurde. Sowie von drei Annwni- Einheiten.
Mauritane hatte nur sechs Bataillone zu seiner Verfügung und unter ihnen bereits schwere Verluste zu beklagen.
Das würde nicht einfach werden. Sie sahen einer schweren Schlacht entgegen. Zeit, sich einer der Fae-Tugenden zu besinnen.
Unter dem Schutz der weißen Flagge ritt Mauritane hinaus,
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