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Schattenspiel

Schattenspiel

Titel: Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Fernsehinterview gewonnen und wollte nun ein Vorgespräch mit ihr führen. Sie mußte fit sein. Wach, konzentriert. Wenn sie die ganze Zeit über einen geeigneten Fluchtweg aus dem Restaurant nachdachte, würde sie kaum richtig mitbekommen, was die Adjani sagte.
    Daheim fand sie zwei Briefe im Briefkasten. Der eine kam von der Agentur Isabelle Adjanis, und man teilte Natalie darin höflich mit, Madame Adjani sei derzeit nicht in der Lage, Interviews zu geben. Man bedaure dies sehr, hoffe aber auf Verständnis.
    Natalie fluchte, knäulte den Brief zusammen und feuerte ihn in eine Ecke.
    Der zweite Brief trug einen New Yorker Poststempel. Zuerst dachte Natalie, der Absender sei einer ihrer Freunde aus der amerikanischen Zeit, aber dann fiel die Einladung aus dem Umschlag. »Glaubt David im Ernst, daß ich mich von ihm einladen lasse?«

    Am späten Nachmittag kam Claudine von einem Besuch bei ihrer Familie zurück. Aus irgendeinem Grund schienen ihre Eltern und zahllosen Onkel und Tanten immer zu glauben, sie nage am Hungertuch, denn sie wurde jedesmal mit Bergen von Lebensmitteln eingedeckt, wenn sie einen Tag in der eleganten Wohnung in der Avenue Foch verbrachte. Natürlich nur feinste Delikatessen. Sie baute sie vor Natalie auf dem Wohnzimmertisch auf.
    »Tarte aux six legumes, Pate de Madame Bourgeois, Poulet de Bresse, Langoustines grilles und sauce tartare... Und eine frische Baguette hab’ ich auch noch mitgenommen.« Claudine strahlte. »lm Kühlschrank steht noch eine Flasche Champagner. Weißt du was, ich könnte ein Luxus-Buffet machen, nur für uns beide!« Sie unterbrach sich. »Ach nein, du mußt ja heute abend mit der Adjani essen!«
    »Vergiß es«, sagte Natalie müde, »Madame hat abgesagt.«
    »Was? Dieses Biest! Aber das ist genau ihre Art. O Liebling, das tut mir leid. Ich weiß, du bist jetzt sehr enttäuscht.«
    »Schon gut, Claudine — was hieltest du davon, wenn ich eine Einladung von David Bellino annehmen würde, eine Einladung nach New York?«
    »David Bellino? Du wolltest ihn nie wiedersehen!«
    »Ich weiß. Aber etwas an dieser Einladung... ich kann dir nicht sagen, was es ist... übrigens, die anderen kommen auch alle.«
    »Wer?«
    »Meine Freunde von früher. Steve, Mary und Gina, das behauptet er jedenfalls. Aus irgendeinem Grund möchte David uns alle in New York versammeln, und ich würde gerne den Grund herausfinden.«
    »Glaubst du, das ist klug? Meinst du nicht, es wühlt alles wieder auf? Du warst bisher immer felsenfest entschlossen, David nie im Leben wiederzusehen!«
    »Ich wollte keine Aussprache. Ich wollte ihm nicht zuhören, wenn er versucht, sein Verhalten von damals zu erklären und zu rechtfertigen. Aber dazu kommt es diesmal nicht. Die anderen sind dabei...«

    »Natalie!« sagte Claudine warnend. Natalie stand auf, trat ans Fenster und blickte hinaus in den Novemberabend. »Claudine, ich weiß nicht, warum, aber ich werde nach New York fliegen.
     
    »Sie haben tatsächlich im Grunde kein Motiv?« fragte Kelly.
    Natalie sah ihn an. »Ich könnte Ihnen nicht sagen, warum ich gekommen bin, Inspektor.«
    Er musterte sie einen Moment lang ebenso offen wie sie ihn, dann nickte er. »Ich verstehe. Ja, ich kann mir das vorstellen. Sie wurden von einem Gefühl geleitet... ganz im Gegensatz zu Mr. Steve Marlowe.«
    Abrupt hatte er den Gesprächspartner gewechselt. Steve schrak zusammen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, ich denke mir das. War das nicht möglicherweise auch der Grund, weshalb Sie Mary Gordon in der Mordnacht zu einem Gespräch unter vier Augen aufsuchten? Sie suchten einen Mitstreiter für Ihren Vorstoßversuch bei Mr. Bellino. Was wollten Sie ihm sagen? ›Du hast mein Leben zerstört, nun mach es gut mit zehntausend Dollar? Mit hunderttausend Dollar?‹ Sie kamen hierher, um Geld zu erbitten, Mr. Marlowe, davon bin ich überzeugt.«
    Steve war blaß geworden, aber zum erstenmal seit langem trug sein Gesicht einen Ausdruck von Würde. »Ja. Meine Lage ist ziemlich verzweifelt. Sie wissen, ich bin ein zweites Mal im Gefängnis gewesen, und der Job, den ich nach meiner Entlassung gefunden habe — als Kassierer in einem Londoner Parkhaus — war bedroht. Ich lebte wieder zur Untermiete, in einem winzig kleinen Zimmer, und ich wußte an keinem Tag genau, ob ich am nächsten noch Arbeit haben würde. Können Sie sich das vorstellen, was für ein Leben das ist?« Er sah sich im Kreis um, und dann sagte er plötzlich heftig: »Sie suchen ein Motiv für den Mord an

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