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Schattenspiel

Schattenspiel

Titel: Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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wieder fallen. »Jetzt, wo wir unter uns sind, könnte der Täter doch gestehen. Wir schwören, wir verraten ihn nicht. Also – wer war es?«
    »Du kannst alt und grau werden, Gina, du wirst immer geschmacklos bleiben«, sagte Steve.
    Er und Gina sahen einander an. Die alte Feindseligkeit war auf einmal wieder da, Emotionen, von denen sie geglaubt hatten, sie seien längst verschüttet.
    Mary wirkte ganz erschreckt. »Nicht streiten jetzt. Bitte nicht jetzt!« Sie nahm einen sechsarmigen Kerzenleuchter, der auf einem Beistelltischchen stand, und stellte ihn mitten auf den Fußboden. Langsam zündete sie alle Kerzen an, dann löschte sie die Lampe. »Jetzt ist es wirklich wie früher. Damals hatten wir auch immer Kerzen brennen.«
    »Und hörten Musik von Bob Dylan.«
    »Und rauchten. Hunderte von Zigaretten.«
    »Heute wird in den Schulen nur noch wenig geraucht«, sagte Natalie, »alle leben gesundheitsbewußt. Rauchen nicht, trinken nicht, ernähren sich von Salat, Sojasprossen und Milchshakes. Und joggen täglich ihre Runden.«
    »Wir haben immer Drogen gebraucht«, meinte Steve düster, »Milchshakes hätten uns nicht weitergeholfen.«
    »Milchshakes hätten uns zu Tode frustriert. Wir glaubten eher an ein bißchen Marihuana«, sagte Gina. »Und außer, daß wir inzwischen auch joggen, sind wir schon irgendwie die Alten geblieben. «
    Natalie lächelte. »Ganz die Alten. Nur, daß es unter uns jetzt einen Mörder gibt.«
    »Hör doch auf!« bat Mary schaudernd.
    »Warum?« Gina neigte sich vor, um sich ihre Zigarette an einer
Kerze anzuzünden. »Warum sollen wir es nicht aussprechen? Ich finde ja ohnehin, wir könnten einander längst reinen Wein einschenken.«
    »Vielleicht warst du es ja selber, Gina«, sagte Steve. »Schließlich warst du zuletzt noch bei David und hast mit ihm über Geld gesprochen. Vielleicht hast du plötzlich die Beherrschung verloren. «
    »Eine interessante Theorie, Steve«, entgegnete Gina, und ihre Augen wurden schmal.
    Laura lachte; es klang leicht hysterisch. »Erzählen Sie Ihren Freunden doch, was sich bei David abgespielt hat. Es war schließlich eine bühnenreife Szene.«
    »Oh! Haben Sie Mäuschen gespielt, Laura?«
    »Ich habe Sie beobachtet, wie Sie in Davids Büro gingen, Gina. Und ich bin Ihnen gefolgt. Sie sahen aus wie auf einem Raubzug – sehr schön und leicht bekleidet. Ich dachte mir, es ist besser, ich behalte Sie im Auge.«
    »Und dann haben Sie an der Tür gelauscht?«
    »Sie haben es mir sehr leicht gemacht. Sie haben nur die äußere Tür geschlossen. Nicht die innere, die schalldicht gepolstert ist. Ich konnte jedes Wort verstehen.«
    Laura und Gina sahen einander an. Ihre Blicke waren eher abschätzend als feindselig. »Ihnen war jedes Mittel recht, um von David Geld zu bekommen, Gina«, sagte Laura. »Sie hätten sich mit dem Teufel verschworen, um an Geld zu gelangen, und zur Not verschworen Sie sich eben auch mit David Bellino.«
    »Vielleicht dürften wir anderen auch erfahren, was sich an jenem Abend zugetragen hat«, sagte Natalie. »Offenbar sind ja einige interessante Dinge besprochen worden.«
    »Gina«, sagte Laura, »trug ein Nachthemd aus schwarzer Spitze und darüber den Bademantel, den sie auch jetzt anhat. Sie war stark geschminkt. Und sie sah schön aus wie keine Frau, die ich je gekannt habe. Schön und sehr entschlossen. Sie ging schnurstracks zu Davids Büro.«
    »Schön und sehr entschlossen«, wiederholte Gina. »Eines haben Sie offenbar übersehen, Laura: Ich war auch sehr verzweifelt.
Hat Ihnen jemals eine Horde von Gläubigern im Nacken gesessen? Wissen Sie, wie es ist, wenn man Ihnen alles, alles was Sie haben, Stück um Stück wegpfändet? Und Sie dabei auch noch einen Mann an sich hängen haben, der jeden Tag mehr zusammenbricht, von dem Sie wissen, daß er es nicht aushalten wird, zu verlieren, was seiner Familie seit Generationen gehört hat? Oh, Laura, in einem haben Sie recht: Jedes Mittel hätte ich genutzt, um von David Geld zu bekommen. Jedes. Ich ging zu ihm, gehüllt in den Duft eines teuren Parfums, und ich dachte, wenn ich könnte, ich würde ein Messer nehmen und ihm das Geld aus den Rippen schneiden.«
     
    »Herein«, sagte David ruhig. Gina öffnete die Tür, schlüpfte ins Zimmer, schloß die Tür sofort wieder und lehnte sich von innen dagegen. Zu ihrem Erstaunen sah sie eine Pistole auf sich gerichtet. David saß kerzengerade in seinem Schreibtischsessel und hielt die Waffe mit kaum merklich zitternder Hand. »Ach,

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