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Schattenspiel

Schattenspiel

Titel: Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sich an mir fest, nur ich hab’ niemanden. Manchmal denke ich, ich werde närrisch vor Einsamkeit. Eines Tages werde ich um Hilfe rufen, und es wird keiner da sein. Es war auch keiner da nach Johns Tod. Nur Charles. Charles, das große Baby, das mich braucht...« Ihre Stimme verklang.
    David stand auf, kam um den Schreibtisch herum und neigte sich über sie. »Ich bin auch einsam, Gina. Viel einsamer, als ihr alle denkt. Im Grunde genommen habe ich niemanden.«
    »Du hast Laura!« Das kam rasch, aber der kurze Seitenblick, der ihn dabei streifte, verriet David, daß Gina es besser wußte.
    »Laura«, sagte er, »mein Gott, Laura! Laura betrügt mich.«
    »Sicher?«
    Davids Mund zeigte auf einmal einen fast brutalen Ausdruck. »Eine Ratte bleibt immer eine Ratte. Sie gehört in die Abwässerkanäle unter der Stadt. Du kannst sie in einen goldenen Käfig setzen, es wird sich nichts daran ändern, daß ihr Zuhause woanders ist. Und so ist es mit Laura. Sie kommt aus der Bronx, und sie wird dort immer ihre Wurzeln haben. Unsere Welt ist ihr fremd.«
    »Deshalb muß sie dich doch nicht betrügen!«
    »Sie geht eigene Wege, über die sie eisern schweigt. Ich spüre, daß da ein anderer Mann ist. Ich werde daraus meine Konsequenzen ziehen. Ich werde ihr eine hübsche Überraschung bereiten.«
    »So?«
    »Ich werde mich morgen mit meinen Anwälten in Verbindung setzen. Wir müssen ein neues Testament machen. Laura wird darin von jeglicher Erbschaft ausgeschlossen. Sie soll nicht einen Cent bekommen.«
    »Glaubst du, sie ist nur deines Geldes wegen mit dir zusammen?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen. Laura haßt mich. Sie weiß das vielleicht selber nicht genau, aber sie würde mich lieber tot als lebendig sehen. Es macht sie krank, in Abhängigkeit von mir zu sein. Und sie ist abhängig, weil sie eine Heidenangst hat, plötzlich ohne Geld dazustehen. Sie fürchtet das alte Leben mehr als die Hölle!« Er lachte, und Gina fand, sein Lachen klinge häßlich. »Aber sie wird dort wieder landen. Sie wird dort landen, weil sie von irgend etwas nicht loskommt. Die Beziehung mit mir war dann eben nur ein kurzer Ausflug in die schöne Glitzerwelt der High Society.« Er lachte wieder. Dann auf einmal wurde er von einer Sekunde zur anderen ernst. Er griff nach Ginas Händen und sagte atemlos: »Bleib bei mir, Gina! Ich habe dich bewundert, solange wir uns kennen. Gina, auch wenn du es nicht zugeben willst, wir sind einander gleich, wir verstehen uns, wir kennen jeder die Geheimnisse der Seele des anderen. Bleib bei mir, und
wir werden ein wunderbares Leben haben...« Er zog sie hoch, so daß sie dicht an ihn gepreßt stand, so nah, daß ihr Wimpernschlag seine Wangen streifte. Seine Lippen fühlten sich warm und weich an, seine Hände lagen ruhig auf ihrem Rücken.
    »Bitte«, flüsterte er, »bleib bei mir!«
    Diese Wende hatte sie nicht einkalkuliert. Sie hatte geglaubt, sie müsse ihn umschmeicheln, damit er ihr das Geld gäbe, das sie brauchte, um den totalen Bankrott von sich und Charles abzuwenden, aber nun stand er da, küßte sie und bat sie zu bleiben. Fast unbewußt preßte sie sich an ihn und erwiderte seine Zärtlichkeit; dabei überlegte sie fieberhaft. Sie brauchte etwa hunderttausend Dollar, und er konnte sie ihr geben.
    »Ich kann nicht«, sagte sie leise und ließ einen Anflug von Verzweiflung durch ihre Worte klingen. »Was soll dann aus Charles werden?«
    »Charles, ach Charles«, erwiderte er ungeduldig. »Ich gebe ihm, was er braucht! Er kriegt das Geld. Aber, nicht wahr, Liebling, du bleibst hier?«
    Gina dachte: Ich hätte keine Skrupel, dich rücklings in einen Abgrund zu stoßen – Merkst du das eigentlich nicht?
    »Du würdest Charles das Geld schicken, David? Du würdest das wirklich tun?«
    David starrte sie an. »Ja. Aber ich tue es nicht umsonst. Ich will dich dafür.«
    Gina erwiderte seinen Blick. Die Kraft ihres stahlharten Willens lag in ihren Augen.
    Diesmal, dachte sie, bin ich es, die dich aufs Kreuz legt, David!
     
    »Und das alles haben Sie mitangehört, Laura?« fragte Mary. Laura sah im Schein der flackernden Kerze sehr jung und zart aus. »Jedes Wort. Ich hörte, daß er mich enterben will und daß meine Zeit mit ihm abgelaufen ist. Wie sagte er? Eine Ratte bleibt immer eine Ratte. Es gab keine Chance für mich. Ich hatte David verloren.«
    »Was auch für Ihren Freund Ken verhängnisvoll sein würde«, ergänzte Gina.

    »Ich verstehe dich nicht, Gina, warum du diese Geschichte nicht dem

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