Schattenspiel
du bist es«, sagte er.
»Ja, ich bin es, Gina. Kein Mafiaboss, oder was immer du erwartet hast. Ich meine, wegen dieses schwarzen Dinges da, mit dem du auf mich zielst.«
David ließ die Waffe sinken. »Man kann nicht vorsichtig genug sein.«
»Richtig. Du denkst ja, daß einer von uns dich ermorden will.« Gina grinste. »Also, ich bin es nicht. Darf ich näher kommen?«
»Bitte.« David wies auf den Sessel, der seinem Schreibtisch gegenüberstand. »Setz dich!«
Gina setzte sich. Der Bademantel klappte auseinander, schwarze Spitze umhüllte ihre übereinandergeschlagenen Beine.
David betrachtete sie genau, dann fragte er: »Was willst du?«
Gina erwiderte, ohne zu zögern und ebenso direkt: »Geld.«
»Du machst nicht viel Umschweife.«
»Brauch’ ich auch nicht. Wir beide kennen uns zu gut.«
»Richtig.« David legte nun endlich die Pistole aus der Hand, aber er schien noch immer angespannt. »Ich kenne deine
schwarze Seele, und du meine. Wir brauchen einander nichts vorzumachen.«
Nur daß deine Seele um ein Hundertfaches schwärzer ist, dachte Gina, sofern du überhaupt eine hast! Aber sie lächelte. »Du hast ein paar hübsche Sünden auf deinem Gewissen, David. Möchtest du nicht ein bißchen davon wiedergutmachen?«
»Ich weiß nicht, was du meinst!«
»Du weißt es schon. Es gab einmal einen Abend, da warst du betrunken und hast zuviel geredet. Erinnerst du dich?«
»O Gott, wenn ich mich an jeden Abend erinnern wollte, an dem ich betrunken war...Da erinnere ich mich lieber an die Momente, die ich bei klarem Bewußtsein erlebt habe. Gina, Liebste, Augen hast du, die können jeden Mann verrückt machen. Ich weiß, daß dir das Wasser bis zum Hals steht, aber du gibst nicht klein bei, nicht? Nie! Genau wie ich. Ich habe dir schon mal gesagt, von dieser ganzen Bande hier sind wir die Sieger. Die, die immer gewinnen. Wir fallen auf unsere Füße, aus welcher Höhe auch immer.«
Er ist schon wieder betrunken, dachte Gina, er prahlt wie ein besoffener Pferdekutscher. Sie merkte, wie Zorn in ihr aufstieg. David, du verdammter Narr, wie lange wirst du dir einbilden, der Größte zu sein? Wie lange wirst du durchs Leben gehen, unberührt von den Trümmern, die du hinter dir zurückläßt? Und wann wirst du begreifen, daß dein Geld dir gar nichts nützt, und du dir weder Freundschaft noch Liebe kaufen kannst? Wer bist du denn schon? Ein einsamer Mann, der in seinem Luxusappartement mit einer Pistole herumläuft, weil er niemandem mehr über den Weg traut! Und dessen Hände zittern, wenn sie eine Waffe halten! Schau dich doch an!
Aber sie lächelte schon wieder, trotz ihrer finsteren Gedanken, und es war das Lächeln, von dem John einmal gesagt hatte, so grinsen die Schurken in den Spielhöllen von San Remo einander beim Pokern zu.
»Sehr schmeichelhaft, daß du uns in einem Atemzug nennst. Denn für eine Siegerin stehe ich nicht allzu glorreich da. Charles und ich segeln gerade in den perfekten Bankrott. Uns wird
nichts mehr bleiben, verstehst du, absolut nichts! Charles hat gigantische Schulden gemacht, um sein verdammtes Musical zu finanzieren, und wir werden vermutlich ein Leben lang nichts anderes tun, als das abzubezahlen. Und wenn wir sterben, werden immer noch Schulden dasein. Genauso habe ich mir mein Leben immer erträumt!«
»Spring ab«, sagte David gleichmütig. »Was hast du mit Charles’ Schulden zu schaffen? Komm nach New York, ich beschäftige dich jederzeit bei Bredow. Ich mache dich zur Pressesprecherin, wenn du willst. Lieber Himmel, Gina, du wirst doch nicht so blöd sein und gemeinsam mit dem guten Lord Charles Artany am Ende in den Schuldturm gehen! Du doch nicht!«
»Gerade ich, David. Das ist genau der Unterschied zwischen uns, den du nie begriffen hast. Du hast nicht einen Funken Verantwortungsgefühl, und andere Menschen scheren dich einen Dreck. Hauptsache, du ziehst deinen Kopf aus der Schlinge. So war es immer, und so wird es immer sein. Es ist das Geheimnis deines Erfolgs. Und ich werde immer irgend jemanden mit mir herumschleppen, für den ich sorge und den ich nicht im Stich lasse. Charles kann nicht auf eigenen Füßen stehen, also werde ich ihm vermutlich mein Leben lang meinen Arm reichen. Ich tu’s nicht gern, weiß Gott nicht, aber ich kann nicht anders. Die Zeiten werden auch wieder besser.«
»Wie edel!«
»Ich bin nicht edel. Edle Menschen lieben ihre guten Taten. Ich hasse sie. Wenn du es wissen willst, ich fühle mich einsam und allein. Alle halten
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