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Schattenspiel

Schattenspiel

Titel: Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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tief durch, ehe sie die Wohnungstür aufschloß. »Psst!« machte sie. »Ed und Rosy...«
    Er nickte und betrat ihr Zimmer. Sie schaltete nur die kleine Nachttischlampe ein, aber leider warf sie sofort einen Schein über zwei Käfer, die unter dem Waschbecken saßen. John schaute irritiert, und auf einmal wurde Gina wütend. »Ja, es ist ein Loch, in dem ich lebe«, fauchte sie. »Eng und dunkel, und nun auch noch Ungeziefer. Ich kann dir nur sagen, mein Vater war ein sehr reicher Mann, und als Kind habe ich in den besten Hotels der Welt gewohnt, aber leider ist er zu früh gestorben und
sein Vermögen mit ihm, und von Billies verdammten Bildern kann ich mir leider nichts anderes leisten als das hier!«
    »Gina, ich habe doch gar nichts gesagt!«
    »Dein Blick war sprechend genug!«
    John setzte sich aufs Bett und zog Gina neben sich. »Liebling, du bildest dir das jetzt wirklich ein. Es ist mir im Moment absolut gleichgültig, ob wir uns in einer Rumpelkammer, im Weißen Haus oder auf dem Mond befinden!« Er hatte einen Ausdruck in den Augen, den sie nie vorher an ihm gesehen hatte, und sie dachte: Es ist ihm tatsächlich gleichgültig.
    Auf einmal unruhig geworden, stand sie auf. »Ich hole uns etwas zu trinken.«
    John lächelte. »Okay.«
    Sie ging hinüber in die Küche und stellte erbittert fest, daß sich Rosy wieder einmal über ihre Vorräte hergemacht hatte. Außer einer angesäuerten Milch befand sich nichts im Kühlschrank. »Scheiße«, murmelte sie. Sie ging ins Zimmer zurück, wo John am Fenster stand und in den finsteren Schacht spähte. Als sie ihn sah, dachte sie plötzlich: Um keinen Preis darf ich dich jemals verlieren!
    Sie sagte: »Wir haben nichts zu trinken. Ich könnte höchstens einen Tee machen.«
    Er wandte sich zu ihr um. »Wir müssen doch jetzt nichts trinken. Warum bist du so nervös?«
    »Weil ich...« Sie wußte nicht, wohin mit ihren Händen, während sie sprach. »Weil ich nicht weiß, was jetzt passieren wird.«
    John kam auf sie zu, und seine Arme legten sich um ihren Körper, genau auf die Art, die sie gern hatte: Nicht zu fest, aber trotzdem mit einem sanften Druck. Sie roch den Duft von Davidoff und hörte das Schlagen seines Herzens.
    »Ich möchte, daß du mit mir nach Kalifornien kommst, Gina«, sagte er. »Nach Los Angeles.« Seine Hände strichen sacht über ihren Rücken und blieben auf ihren Hüften liegen. Sie merkte, wie ihr Körper schwer wurde, erfüllt von Wärme. John streifte ihr das Kleid über den Kopf, und sie stand in ihrer cremeweißen Unterwäsche vor ihm. Sie zitterte kaum merklich, während sie
zusah, wie er sich auszog. Schließlich lagen sie nebeneinander auf dem Bett. Es war ganz dunkel im Zimmer, nur durch den Schacht sickerte ein wenig Mondlicht und malte den Umriß des Fensters als Schatten auf die gegenüberliegende Wand. Johns Haut fühlte sich angenehm warm an. Gina lag neben ihm auf dem Bauch, eingehüllt von ihren langen Haaren. Sie war ganz entspannt und ließ sich von John streicheln wie eine Katze, sie dehnte sich und gab einen wohligen Laut des Behagens von sich. John lag auf der Seite, mit einem Arm aufgestützt. Leise sagte er: »Ich habe noch nie einen so schönen Menschen wie dich gesehen. «
    Sie hob den Kopf und schaute ihn an. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, so daß sie schwach sein Gesicht erkennen konnte, und der Ausdruck von Zärtlichkeit darin überwältigte sie. Sie rollte sich auf den Rücken und zog ihn über sich. Die Spitzen ihrer Brüste berührten seine Haut, und sie hatte das Gefühl, als öffne sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben einem anderen Menschen ganz und gar. Wie wird es sein? Wie wird es sein? jagte es ihr durch den Kopf. Sie hörte John flüstern: »Mein Liebling...«, aber sie erwiderte nichts, sondern konzentrierte sich ganz auf das Gefühl, ihn in sich aufzunehmen. Verdammte Romantikerin, sagte sie spöttisch zu sich, und gleichzeitig überschwemmte sie ein so starkes Gefühl von Liebe, daß ihr die Tränen in die Augen schossen. Als sie ein heiseres Schluchzen von sich gab, war Johns Gesicht sofort dicht über ihrem. »Nicht weinen, bitte, nicht weinen...« Aber sie weinte, wie sie bei schöner Musik weinte und bei allem, was überirdisch war, und sie wußte, daß sie John von jetzt an für immer lieben würde. Bis zu meiner letzten Sekunde, dachte sie, bis zu meiner letzten Sekunde werde ich mich nach dir sehnen, und ich werde mich erinnern, wie wundervoll es war.
    6
    »Sie ist sehr

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