Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
Vom Netzwerk:
Renard war noch erstarrt, als sie eingeliefert wurde. Aber ohne Verabreichung eines krampflösenden Medikaments ist die Starre von selbst gewichen. Bei den anderen hatte sich die Starre schon wieder gelöst, als sie eingeliefert wurden.“
    Wayne blickte sie aufmerksam an. „Wie erklären Sie sich das?“
    „Überhaupt nicht.“ Die Ärztin schüttelte den Kopf. „An diesen Fällen ist nichts normal. Das, was normal sein sollte für ein herkömmliches Kran k heitsbild, trifft nicht zu. Die Symptome passen hinten und vorne nicht z u sammen. Das beunruhigt mich nicht grundsätzlich, denn es gibt in der Regel für alles eine Erklärung, wie jeder weiß, der ‚Dr. House’ kennt.“ Sie schnitt eine Grimasse. „Wir haben Spezialisten angefordert und hoffen, gemeinsam der Sache auf den Grund zu gehen.“
    „Was beunruhigt Sie stattdessen?“
    Sie blickte erst Wayne, dann Travis mit einem Ausdruck an, der zeigte, dass sie sich nicht sicher war, ob man sie nicht für verrückt erklären würde, wenn sie damit herausrückte.
    Wayne blätterte in der Akte. „Ich sehe, was Sie meinen. Die Leute laufen herum, obwohl sie ansonsten auf nichts reagieren.“
    Sie nickte. „Katatonische Leute laufen nicht in der Gegend herum, und das apallische Syndrom geht einher mit Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Schlafstörungen. Das ist hier nicht der Fall. Sobald es dunkel wird, fallen die Patienten in ganz normalen Schlaf und legen sich zu dem Zweck völlig no r mal ins Bett, decken sich sogar zu. Sie wachen erst wieder auf, wenn sie Lichtreizen ausgesetzt sind. Erstaunlicherweise reagieren sie nur auf Tage s licht, nicht auf künstliche Beleuchtung. Darüber hinaus treiben Harn- und Stuhldrang sie zur Toilette, wo sie in der Lage sind, sich ganz normal zu e r leichtern und sich abzuputzen. Sie sind also noch zu gewissen motorischen Handlungen fähig. Und das passt zu keinem Symptom, keiner Krankheit, mit der ich schon mal zu tun hatte. Meine Kollegen auch nicht. Nur Mrs. Renard reagiert absolut nicht. Wenn sie nicht messbare Hir n ströme hätte, wäre ich geneigt, sie für hirntot zu halten. Aber das ist sie ganz und gar nicht.“
    Sie blickte wieder von einem zum anderen. Ganz offensichtlich brannte ihr etwas auf der Seele, das sie einerseits gern loswerden wollte, sich andererseits aber nicht zu sagen getraute.
    Wayne beugte sich leicht vor und blickte sie mitfühlend an. „Es muss schwer für Sie sein, Ihren Patienten nicht helfen zu können.“
    Sie nickte heftig. „Das können Sie laut sagen.“
    Er wartete, dass sie noch etwas sagen würde, aber sie schwieg. „Sie haben einen Verdacht, Dr. Singer. Welchen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Keinen, der von irgendeiner wissenschaftlichen Grundlage gestützt würde.“
    Travis warf ihm einen kurzen Blick zu. Wayne musste nicht die Gedanken seines Partners lesen, um zu wissen, was er dachte. Er selbst dachte dasselbe: dass sie auf der richtigen Spur waren und hier etwas gefunden hatten, das definitiv in ihr Ressort fiel.
    „Ich würde gern die unwissenschaftliche Grundlage erfahren, Doktor. Und glauben Sie mir, egal wie unglaublich die klingt, wir halten Sie deswegen ganz sicher nicht für verrückt. Wir haben schon mit sehr vielen Fällen zu tun g e habt, die auf den ersten, zweiten und sogar dritten Blick keine rationale Erkl ä rung zu haben schienen und sich nur noch mit Dämonenwerk erklären li e ßen.“
    Sie seufzte und gab nach. Sie zählte an den Fingern auf: „Die Leute essen und trinken nichts mehr, waren aber noch in der Lage, sich Blase und Darm zu erleichtern, bevor wir ihnen Katheter gelegt hatten. Sie legen sich ganz normal schlafen. Den Rest der Zeit sitzen sie aufrecht, als würden sie auf etwas warten. Selbst wenn wir sie hinlegen – wogegen ihr Körper sich ve r steift –, richten sie sich wieder auf, sobald wir sie loslassen, in einer Weise, die wirkt, als wären sie Marionetten, bei denen man die entsprechenden Fäden zieht.“ Sie tat einen tiefen Atemzug. „Wir sind hier im Süden, Agents, mit einem hohen Anteil an schwarzer Bevölkerung. Die alten Mythen und L e genden, die unsere Vorfahren aus Afrika mitgebracht haben, sind immer noch lebendig.“
    Wayne nickte. „Auf dem Hintergrund dieser Legenden würden die Sym p tome, die Sie beschrieben haben, zu den klassischen Zombies des Voodo o kultes passen.“
    Sie nickte ebenfalls. „Aber wir sind uns natürlich darüber einig, dass es so etwas wie Hexerei nicht gibt.“
    Sowohl Wayne wie auch

Weitere Kostenlose Bücher