Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
hinüberschwimmen zu können. Die Bäume auf der anderen Seite wirkten winzig, kaum halb so groß wie mein kleiner Finger.
    »Was ist los, Garrett?«, fragte Hallas und setzte sich zu mir, um seine Pfeife anzuzünden. »Hast du noch nie einen Fluss gesehen?«
    »So einen großen noch nie, nein.«
    »Wenn es nach mir ginge, könnte ich auf diesen Anblick auch verzichten. Ein Fluss bedeutet einen Kahn. Und ich hasse Kähne!«
    »Du hast doch nur furchtbare Angst, ein Bad zu nehmen, Hallas«, stichelte Met, der in unserer Nähe stand.
    »Gnome haben vor gar nichts Angst! Aber Kähne sind einfach nichts für uns, Met!«
    »Für Gnome ist nur die Streithacke was«, mischte sich jetzt auch Deler ein. »Keine Sorge, Hallas, du wirst ganz ohne Schwierigkeiten übersetzen! Denn das ist kein Kahn, das ist eine Fähre.«
    »Mit anderen Worten: ein großer Kahn!«, brummte Hallas und stieß einen Rauchring aus.
    »Er wird seekrank«, erklärte Met.
    Hallas stieß weitere Rauchringe aus und blickte finster zum Wasser hinüber.
    »Seekrank, das ist doch gar nichts!«, tönte Kli-Kli. »Ich kann nicht schwimmen!«, verkündete er mit einem schwer nachvollziehbaren Stolz.
    »Überhaupt nicht?«, hakte Hallas nach.
    »So wenig wie ein Beil! Und trotzdem habe ich keine Angst!«
    »Verflucht, du Giftstrunk, ich hab doch gesagt, Gnome haben vor gar nichts Angst!«, explodierte Hallas.
    Da kamen Aal und Arnch zurück.
    »Das wird nichts mehr, Mylord Alistan.« Arnchs Glatze glänzte vor Schweiß. »Die Stadt feiert heute irgendein Fest. Niemand arbeitet, beide Fähren liegen fest, alle sind betrunken. Vor morgen früh kommen wir nicht weg.«
    »Beim Dunkel!«, fluchte Alistan.
    Wir hielten einen Rat ab und beschlossen, unmittelbar bei den Fährstellen zu lagern, damit man uns morgen früh als Erste zum anderen Ufer brachte. Beide Fähren lagen eine Viertel-League vor der Stadt, hölzerne Dinger mit einer gewaltigen Trommel, über die ein Stahlseil lief, mit dessen Hilfe die Fähren von einem Ufer zum anderen gezogen wurden. Sie wurden von unterschiedlichen Leuten betrieben.
    »So was Dummes hab ich noch nie gehört«, sagte Bass. »Wie wollen die ihre Familie durchbringen? Sie sind ja ziemlich weit weg von der Stadt – dafür sitzt ihnen die Konkurrenz aber gleich im Nacken!«
    »Vergiss nicht, dass sie ständig Waren für das Grenzkönigreich und Soldaten übersetzen«, hielt Ohm dagegen. »Und die Armee zahlt fabelhaft.«
    »Außerdem gibt es im ganzen Umkreis nur diese beiden Fähren. Die nächste Fährstelle ist dann erst wieder vierzig League weiter nördlich«, ergänzte Arnch.
    Wir trafen den Fährmann in seinem Haus an. Der Alte weigerte sich strikt, uns sofort überzusetzen, selbst mit allem Gold Sialas war da nichts zu machen.
    »Meine Leute feiern alle, wer sollte denn da die Trommel drehen? Die kommen nachher und schlafen sich aus. Morgen früh geht’s dann weiter, da setzen wir die ehrenwerten Herren gern über«, krächzte der Fährmann.
    »Hör mal, Großväterchen, wir können auch zu deinem Nachbarn gehen und seine Fähre nehmen!«
    »Macht das, gute Herren, ich hindere Euch nicht daran. Aber es wird nichts nützen, das schwöre ich bei allen Göttern. Bei ihm sieht es nämlich nicht viel anders aus. Bis morgen früh wird niemand arbeiten, wir haben einen Feiertag.«
    Immerhin überließ der Alte Markhouse, Miralissa und Egrassa mit Freuden sein Haus. Zufrieden lauschte er dem Geräusch, das die in seine Tasche prasselnden Münzen machten, und stapfte selbst in die Stadt.
    Da es nicht genug Betten gab, mussten wir anderen am Flussufer schlafen. Die Wilden Herzen nahmen es gelassen hin, sie waren schließlich daran gewöhnt, in der Schneetundra der Öden Lande zu nächtigen, wo nur das Feuer und eine Decke den Schlafenden von der Kälte und dem Tod trennten. Was sollten sie sich da über eine Nacht am Fluss beklagen? Bass aber murrte: »Nicht nur, dass ihr mich sonst wohin entführt, nein, jetzt darf ich auch noch die Mücken füttern! Beim Dunkel!« Und mit einem einzigen Schlag gegen die Stirn erledigte er gleich mehrere Blutsauger.
    Wirklich schwirrten zahllose Mücken durch die Luft. Die kleinen Mistviecher waren am Abend aufgetaucht und hatten beschlossen, sich ein Festgelage zu gönnen. Von überall her hörte ich Flüche und Schläge. Selbst dass Dutzende von Mücken im Licht verreckten, schreckte ihre hungrigen Gefährten nicht. Obendrein ging kein Wind, der die blutsaugerische Bande zur Flussmitte hätte

Weitere Kostenlose Bücher