Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Patient …«
    »Das kann ja noch ewig dauern«, brummte Aal.
    Diesen Eindruck hatte nicht nur der Garraker. Einige der Studenten machten keinen Hehl aus ihrer Langeweile, Kli-Kli betrachtete interessiert das Messer neben der Leiche, Deler gähnte verzweifelt hinter vorgehaltener Pranke, Hallas zappelte bereits ungeduldig auf dem Stuhl und wechselte die Gesichtsfarbe allmählich von heller Blässe zu Purpurrot. Als der geschwätzige Professor bereits den zehnten klinischen Fall aus seiner Praxis auseinandernahm, verlor der Gnom die Geduld. »Bei allen Eiswürmern aber auch!«, schrie er, sprang auf und stapfte entschlossen auf Aal und mich zu.
    »Wohin wollt Ihr denn, liebwerter Herr?«, rief der Professor. »Was ist mit Euerm Zahn?«
    Nun gewannen auch die Studenten dem Geschehen wieder etwas ab. Mit offenem Mund starrten sie den Gnom an.
    Hallas blieb auf die Frage des Professors hin stehen, drehte sich um und bedachte alle Anwesenden mit einer unflätigen Geste. Der arme Professor fasste sich prompt ans Herz. Zufrieden mit dem Ergebnis, marschierte der Gnom mit stolz erhobenem Haupt zum Ausgang.
    »Einfach großartig!«, sagte Deler, als er uns einholte.
    Kli-Kli schwieg, seufzte nur tragisch und zog die Nase hoch.
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte Deler.
    »Einen trinken!«, knurrte der Gnom.
    »Was?«
    »Ich hab gesagt, dass wir jetzt alle einen trinken gehen!«, brüllte Hallas. »Bist du taub? Vielleicht hilft ja ein ordentlicher Schluck gegen diesen verdammten Schmerz!«
    Am Ausgang des Gebäudes stießen wir auf den Studenten, der uns hierher gebracht hatte. Der Gnom stürzte sich auf ihn wie ein hungriger Ghole auf Knochen mit verfaultem Mark. »Wo ist die nächste Kneipe?«
    »Kneipe?«
    »Ja! Kneipe, Schenke, Taverne oder jeder andere Ort, an dem man sich besaufen kann?!«
    »Das ist der Sonnige Tropfen . Nur durch den Park und dann nach rechts.«
    Daraufhin verlor der Gnom jedes Interesse an dem Jungen und stiefelte die Vortreppe hinunter.
    Den Sonnigen Tropfen fanden wir ohne jede Mühe. Hallas trat entschlossen ein. Wahrscheinlich war es die mieseste Schenke in der ganzen Oberstadt. Obwohl sie so nahe bei der Universität und der Schule der Magier lag, kamen hier nicht gerade die Hoffnungsträger der Stadt zusammen. Mein wachsamer Blick machte einen Tisch mit fünf Doralissern aus, an einem anderen saßen – wie das Abzeichen auf ihrer Brust zeigten – Angehörige der Gilde der Steinmetzen. Beide Gruppen maßen einander mit mürrischen Blicken, zu Handgreiflichkeiten gingen sie jedoch noch nicht über. Das dürfte sich ändern, sobald alle den nächsten Krug Wein geleert hatten.
    Auch ein Tisch, an dem ein Dutzend Seelenloser Chasseure saß, stellte einen möglichen Gefahrenherd dar. Wie es aussah, genossen die Jungs einen freien Tag. Sie ließen weder die Doralisser noch die Steinmetzen aus den Augen. Den schlichten Gesichtern der Soldaten war die finstere Entschlossenheit eingemeißelt, mit beiden Gruppen kurzen Prozess zu machen.
    Natürlich gab es auch jede Menge friedlich gesinnter Leute, dennoch knisterte die Luft vor Spannung. Der Schankwirt wuselte hin und her und versuchte, die Lage unter Kontrolle zu behalten.
    »Vielleicht sollten wir uns ein ruhigeres Plätzchen suchen?«, schlug ich vor.
    »Keine Angst, Garrett, ich bin ja bei dir!«, sagte Hallas und setzte sich an den einzigen freien Tisch, der direkt neben dem Tresen stand.
    Angst hatte ich nicht. Kämen die Stammkunden dieser Schenke einmal ins Messer und Beil, würden sie vermutlich selbst vor Angst in Ohnmacht fallen. Nein, ich hatte einfach keine Lust, gleich mitten in eine Schlägerei zu geraten.
    Vor uns tauchte eine Kellnerin auf.
    »Den vieren hier ein Bier und mir etwas sehr, sehr Kräftiges!«, sagte der Gnom.
    »Es gibt Weizenschnaps und Krudr.«
    »Misch beides, den Weizenschnaps und den stinkenden Doralisserfusel, und gib dann dunkles Bier dazu und ein bisschen Gnomenglut«, verlangte Hallas. »Ihr habt doch Gnomenglut?«
    »Ja, der Herr.«
    Falls sich die Kellnerin über die seltsame Bestellung von Hallas wunderte, ließ sie sich das nicht anmerken, sondern blickte weiter in die Runde.
    »Hör mal, Hallas«, wandte sich Deler an den Gnom, »wenn es darum geht, dein Leben zu beenden, brauchst du doch nicht diesen ganzen Mist zu trinken. Sag mir einfach Bescheid, dann befördere ich dich geradewegs ins Licht.«
    Hallas wählte eine für ihn ganz neue Taktik, um Delers Angriff zu parieren: Er überging die Worte des

Weitere Kostenlose Bücher