Schattenstürmer
schließlich Marmotte, nahm Triumphator von der Schulter und reichte mir das Tier. »Pass auf ihn auf.«
»Warte, ich komm mit dir mit.« Egrassa erhob sich vom Stuhl, griff nach dem S’kasch und verließ zusammen mit Marmotte die Schenke.
»Oh!« Met schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Sie wissen ja gar nicht, wohin!« Also rannte er den beiden hinterher.
»Äh … täusche ich mich, oder hat Egrassa wirklich seine Klinge mitgenommen?«, fragte Deler.
»Für Elfen gilt das Gesetz von Ranneng nicht, Deler«, antwortete Miralissa. »Wir dürfen überall Waffen tragen.«
»Wenn man ein Fangzahn ist, darf man sogar mit einem Katapult anrücken«, grummelte Deler so leise, dass Miralissa es nicht hörte. »Aber als ehrlicher Zwerg darf man sich nicht einmal mit einer harmlosen Streitaxt in der Stadt blicken lassen.«
Ich nahm den Ling an mich und wollte gerade eben zu Bett gehen, als mir voller Schrecken einfiel: Hatte ich eigentlich jene Pfropfen aus der Satteltasche genommen, die mich gegen Mumrs Geschnarche schützten? Wenn ich nämlich die ganze Nacht Lämplers Schnarchen ertragen müsste, würde ich kein Auge zumachen.
Kli-Kli hatte seine Decke wie immer zwischen den beiden Betten auf dem Fußboden ausgebreitet. Aus den Ohren des kleinen Nichtsnutzes ragten gut hundert Unzen Watte heraus. Diesmal hatte sich der Kobold gegen den akustischen Angriff des Wilden Herzens bestens gewappnet.
Kapitel 5
… und setzen sich fort
Am nächsten Morgen weckten mich die wütenden Schreie Triumphators. Im Halbschlaf verstand ich zunächst nicht, warum ich den Ling überhaupt hörte, wenn doch in meinen Ohren zwei wunderbare Pfropfen steckten, die jedes Geräusch von mir fernhielten.
Die göttliche Eingebung kam wie immer völlig überraschend: Ich hörte Triumphator, weil es ein kleiner grüner Kobold irgendwie fertiggebracht hatte, diese Pfropfen aus meinen Ohren zu ziehen, während ich schlief!
»Na, siehst du!«, vernahm ich Kli-Klis Stimme.
Der Ling fauchte noch lauter.
»Halt deinen Finger mal näher dran!«, sagte Mumr.
»Mach du das doch! Der beißt!«
»Tut er nicht!«
»Tut er doch! Sieh mal, wie der die Zähne bleckt!«
»Wirklich, Kli-Kli, wann hast du schon mal die Möglichkeit, ihn zu streicheln? Marmotte ist nicht da. Jetzt kannst du endlich Freundschaft mit Triumphator schließen! Glaub mir, er wird dich nicht beißen!«
»Klingt schon gut – nur glaub ich es nicht!«
»Dann eben nicht«, sagte Lämpler. »Wenn du ihn nicht streicheln willst, lass es eben. Weck Garrett, damit wir frühstücken gehen können.«
»Während hier manch einer so laut geschnarcht hat wie die gesamte Armee Miranuächs zusammen, habe ich bereits gefrühstückt«, erwiderte Kli-Kli, seufzte dann theatralisch und fuhr fort: »Also, wenn er nicht beißt, dann streichel ich ihn.«
Der Ling stieß einen Warnschrei aus, mit dem er klarmachte, dass er diese Vertraulichkeit keinesfalls billigen werde. (Das Tier konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn Kli-Kli versuchte, es zu streicheln.)
»Au! Er hat mich gebissen! Ich schwöre es beim großen wahnsinnigen Schamanen Tre-Tre: Dieses Rattenviech hat mich gebissen!«, schrie der Kobold.
»Du hast es auch nicht anders verdient!«, brummte ich und schlug die Augen auf. »Warum lässt du ihn nicht zufrieden?«
»Garrett? Auf wessen Seite stehst du? Bist du für mich oder doch für dieses zerzauste verrückte Biest? Sieh dir das an! Wie der mich gebissen hat!« Zum Beweis hielt mir Kli-Kli seinen blutigen Finger unter die Nase.
»Geschieht dir recht«, bemerkte ich schadenfroh. »Wenn Marmotte erfährt, was du mit seinem Tierchen anstellst, reißt er dir den Kopf ab.«
»Das zu glauben, darauf kann nur ein Dummkopf kommen, Garrett«, sagte Kli-Kli und beleckte den verletzten Finger.
»Nun mal ganz ruhig!«, erwiderte ich und stand auf. »Wenn hier einer der Dummkopf ist, dann du. Schon von Berufs wegen.«
»Ich mag ja ein Dummkopf sein«, willigte Kli-Kli großmütig ein. »Aber obendrein bin ich auch noch ein Weiser. Was man von dir eben nicht behaupten kann!«
»Aus welchem Grund solltest du denn ein Weiser sein?«, wollte Lämpler wissen.
»Aus welchem Grund?«, schnaubte ich, während ich mir das Hemd anzog. »Weil ihm in seiner Kindheit der Kopf mit Unsinn vollgestopft worden ist, deshalb hält er sich jetzt für einen weisen Dummkopf.«
»Vielleicht bin ich ein weiser Dummkopf, aber du, Garrett, du bist ein waschechter Dummkopf! Und weißt du auch,
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