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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Prophezeiung erfüllt? Eben! Weiter! Hat es in der Harganer Heide einen Purpurvogel gegeben? Eben! Sogar mehr als einen!«
    »Wenn Kobolde diese fliegenden Monster Vögel nennen …«
    »Wir haben es hier mit Literatur zu tun, du Dummkopf! Du verstehst aber auch nicht das Geringste von Kunst! In dem Sinn war das ja wohl ein Vogel, oder?«
    »Wenn du meinst«, erwiderte ich seufzend. Ich werde mich ja wohl nicht mit einem Dummkopf darüber streiten, ob diese Ausgeburten des Kronk-a-Mor, die uns die Schamanen des Unaussprechlichen auf den Hals gehetzt hatten, nun ein nächtlicher Albtraum mit Flügeln oder Vöglein zu nennen sind! »Von mir aus war es ein Vogel.«
    »Ha! Und hast du deinen Namen angenommen?«
    »Klar! Schon in meiner Kindheit. Ich heiße Garrett.«
    »Deine Dummheit bringt mich noch ins Grab! Bist du wirklich so dämlich, oder machst du mir das nur vor?! Ich meine nicht deinen Vornamen, sondern deinen höheren Namen! Schattentänzer – das ist dein Name! Du hast selbst eingewilligt, dass ich dich so nenne! Damit hast du deinen Namen angenommen!«
    Noch einmal verfluchte ich jenen Tag, an dem ich Kli-Kli erlaubt hatte, mich Schattentänzer zu nennen. Damals hatte ich gehofft, der kleine grüne Narr würde mich daraufhin in Ruhe lassen. Stattdessen hatte er jedoch laut herausposaunt, nun werde sich die Prophezeiung unweigerlich erfüllen – wo ich doch eingewilligt habe, diesen Namen zu tragen!
    »Was sieht denn die Prophezeiung als Nächstes vor?«, fragte ich Kli-Kli.
    »Als Nächstes?« Der Narr setzte eine verschmitzte Miene auf, sah mich an und deklamierte:
     
    »Wenn der Purpurschlüssel geht verloren,
    Gleich Regen in des Sandes Poren,
    Wenn der Weg unter Nebel verschwindet,
    Der tücht’ge Dieb neue Arbeit findet.
    Des Nachts er auf die rote Beere trifft,
    Und der Schlüssel entscheidet, wem er hilft.«
     
    »Na klar!«, antwortete ich lachend. »Ich hab’s ja immer schon gesagt. Dein wahnsinniger Schamane Tre-Tre hätte etwas weniger Fliegenpilze zum Frühstück essen sollen!«
    »Spar dir deine grundlosen Beleidigungen!« Der Kobold bleckte die Zähne. »Tre-Tre war der größte Schamane meines Volks! Selbst Arziwus kann ihm samt Orden nicht das Wasser reichen!«
    »Das sollen andere entscheiden! Und? Weißt du, was diese Prophezeiung bedeutet? Ich verstehe nämlich kein Wort davon.«
    »Weil du ein Dummkopf bist«, rief mir der Narr unverzüglich in Erinnerung. »Deshalb ist es ja auch eine Prophezeiung: Man versteht sie erst, wenn sie in Erfüllung geht! Und teilweise ist sie das ja schon: ›Wenn der Purpurschlüssel geht verloren‹. In einfachen Worten heißt das: Uns ist der Schlüssel geklaut worden.«
    »Und dieser Schlüssel soll purpurn sein?«, fragte Lämpler, der genau wie die anderen Wilden Herzen den Schlüssel nie gesehen hatte, denn Miralissa hatte ihnen diese wertvolle Reliquie der Elfen nicht gezeigt.
    »Er sieht eher aus wie aus Kristall«, gab Kli-Kli zu. Dann wandte er sich wieder an mich. »Geh jetzt was essen, Garrett, wir haben noch viel vor.«
    »Ich habe nur vor zu erledigen, was ich an Katers Grab geschworen habe: das Horn des Regenbogens zu holen und es dem Orden in die Hand zu drücken. Danach streiche ich mein ehrlich verdientes Geld ein, schnapp mir meine Begnadigung und lebe zufrieden mein Leben. Weiter habe ich nichts vor.«
    »Doch«, erwiderte Kli-Kli ernst. »Mumr und Aal sollen Marmotte und Egrassa ablösen.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Erstens musst du Marmotte den Ling zurückgeben …«
    »Den kann er sich auch holen«, unterbrach ich Kli-Kli.
    »Zweitens lässt Miralissa dich bitten, dir das Haus anzusehen und zu sagen, ob du da einsteigen und den Dienern des Herrn den Schlüssel unter der Nase stibitzen kannst.«
    »Den Schlüssel stibitzen? Denen?«, fragte ich zurück. »Ich?«
    »Na, ich ganz bestimmt nicht! Von uns beiden bist schließlich du der Dieb!«
    Es half alles nichts. Ich nahm den Ling vom Kopfkissen und setzte ihn mir auf die Schulter. »Gehen wir«, sagte ich. »Du weißt, wo wir hinmüssen?«
    »Mhm. Met ist noch nachts zurückgekommen und hat es mir vorhin beschrieben. Aal hat übrigens gesagt, er käme auch mit. Was ist mit dir, Lämpler?«
    »Von mir aus komme ich mit, aber gib mir noch eine Minute«, erwiderte Mumr und zog unterm Bett seinen grauenvollen Birgrisen hervor. Kli-Kli beäugte ihn misstrauisch, verkniff sich aber jeden Kommentar.
    »Merk dir eins«, unterrichtete ich den Kobold, als wir das Zimmer

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