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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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verließen, »bevor ich nicht gefrühstückt habe, kann von einem Spaziergang durch die Stadt keine Rede sein.«
    »Keine Sorge, du bekommst dein Frühstück. Meister Quild hat den Tisch längst gedeckt.«
    »Wohin willst du denn, Lämpler?«, fragte Kli-Kli Mumr, als wir die Schenke nach einem reichhaltigen Frühstück verließen.
    »Ich bin gleich wieder da«, antwortete er und verschwand um die Ecke.
    »Was hat er vor?«, fragte mich der Kobold verwundert. Glaubte er vielleicht, ich könne Lämplers Gedanken lesen? Natürlich antwortete ich Kli-Kli nichts, auch Aal zuckte nur die Schultern. Doch Lämpler kehrte rasch zurück. Er hatte einen Rechen und einen Flegel in Tuch eingeschlagen und geschultert.
    »Möchtest du bei der Ernte helfen?«, fragte Kli-Kli amüsiert.
    »Das ist ja wohl nicht dein Ernst, Lämpler?«, bemerkte Aal breit grinsend. »Glaubst du etwa, die Wache wird sich nicht fragen, warum dein Rechen und dein Dreschflegel in Sackleinen eingewickelt sind?«
    »Die Wache kontrolliert nur die Taschen der Bewohner dieser ruhmreichen Stadt. Für die Rechen interessiert sie sich genauso wenig wie ein Spatz für die Hofetikette!«, gab Lämpler zurück.
    »Wusst ich doch, dass diese Rolle noch mehr enthält als Rechen und Flegel!«, rief Kli-Kli. »Aber warum hast du deinen Birgrisen zum Fenster rausgeworfen?«, fragte er.
    »Wenn ich damit durch die Tür spaziert wäre, hätte Ohm was mitgekriegt.«
    Lämpler hatte alles bedacht. Ohm hatte in der Tat ein wachsames Auge auf seine Wilden Herzen. Er wollte auf keinen Fall eine Strafe abdrücken, weil sich einer seiner Männer etwas hatte zuschulden kommen lassen.
    Immerhin hatten wir jetzt jemanden mit einer guten Waffe dabei und wären gegebenenfalls nicht nur auf Dolche angewiesen (die Wurfmesser des Narren ließ ich außer Acht, er trug sie offenbar nur zur Zierde). Der Birgrisen war fast so lang wie Mumr selbst, und über das Gewicht konnte ich letztlich nur mutmaßen.
    So brachen wir auf. Die Vögel freuten sich über das Wetter und sangen laut, die Blumen blühten, der blaue Himmel strahlte, das grüne Gras leuchtete, die Sonne lachte. Wenn wir davon absahen, dass man uns den Schlüssel gestohlen hatte und wir immer noch nichts über den Verbleib von Schandmaul wussten, war es ein herrlicher Tag.
    »Ist es weit, Kli-Kli?«, fragte ich.
    »Nicht sehr«, murmelte der Narr. Er hielt sich mit der rechten Hand an meinem Ärmel fest und hüpfte auf einem Bein. Es wollte mir einfach nicht gelingen, ihn abzuschütteln, so fest hatte er sich im Ärmel verkrallt. Auf die höfliche Bitte, er möge doch aufhören, den Dummkopf zu spielen, und sich wie jeder normale Mensch auf zwei Beinen fortbewegen, ging Kli-Kli selbstverständlich nicht ein.
    »Wie weit ist nicht sehr weit ?«, hakte ich nach.
    »Och, ein Stündchen«, antwortete Kli-Kli.
    Ich stöhnte auf.
    »Wir müssen schließlich in den Südteil auf den Bunten Hügel. Das ist ein gutes Stückchen zu gehen.«
    »Eben: zu gehen. Aber gewisse Personen müssen ja hüpfen und sich lächerlich machen«, giftete ich.
    »Verzeiht, doch die Kutsche stand heute leider nicht zur Verfügung«, stichelte er zurück und hüpfte unverdrossen weiter.
    Der Schuft hatte mich natürlich angelogen: Von der Schenke bis zum Palast brauchten wir keine zwanzig Minuten.
    Der Bunte Hügel stieg besonders steil an. Als wir endlich am Palastviertel ankamen, war ich im Gegensatz zu den anderen schweißgebadet. Doch – Sagoth sei Dank – Kli-Kli hatte mich wenigstens freigegeben und den Weg auf zwei Füßen fortgesetzt.
    »Den sollten wir auf dem Rückweg nehmen!«, rief Kli-Kli begeistert, als wir den Hügel fast erklommen hatten.
    Ich folgte seinem Blick. Vor einem der Anwesen stand ein alter Karren, dessen Vorderräder mit einem Holzbalken verkeilt waren, damit er nicht hinunterrollte. »Vergiss es!«, sagte ich.
    »Sieh dir doch nur mal das Gefälle an! Da würden wir wie ein Hurrikan hinuntersausen! Aber das kann sich ein Dummkopf wie du natürlich nicht vorstellen!«
    »Die Idee gefällt mir nicht!«
    »Welche Idee?«, mischte sich Lämpler ein.
    »Dass wir wie ein Hurrikan da hinunterrasen«, antwortete ich. »Wenn du deinem Leben durch Selbstmord ein Ende setzen willst, bitte. Aber lass mich da aus dem Spiel, Kli-Kli!«
    »Du kannst einem jeden Spaß verderben, Garrett! Was soll da schon passieren?«
    »Jetzt hör mir mal zu, du hartschädliger Nichtsnutz! Dieses kleine Hügelchen ist mehr als vierhundert Yard lang! Da willst

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