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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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und listig, ein dunkler Derrien Schattenfeind. Selbst wenn er hier eine fünfundzwanzigfache Übermacht hatte, würde ihn die Erstürmung der Festung Leute kosten – Hunderte, wenn es nach Veronika ging, vielleicht sogar Tausende. Die Mauern Trollstigens waren hoch und mit großen Zinnen bewehrt, hinter denen sich die Verteidiger vor den Pfeilen der Angreifer schützen konnten, während die Schießscharten der Türme hervorragende Schussfelder boten. Ließ er ihre zweihundert Mann ziehen, würde er sich all diese Verluste ersparen. Außerdem vermied er so jedes Risiko einer Niederlage, schließlich war ihre Verstärkung schon unterwegs. Als Siegespreis winkte Åndalsnes und der Romsdalsfjord, Veronikas gesamtes Fürstentum, was als Trostpflaster wohl ausreichte, um ihre Männer ruhigen Gewissens ziehen lassen zu können.
    Aber war Veronika bereit, ihr Volk aufzugeben, um zweihundert davon zu retten? Rushais Armee hatte lange gebraucht, um sich in Formation zu bringen, ihre Verstärkung aus dem Tal war bestimmt schon auf halbem Wege. Selbst wenn es nicht so aussah, die Chance existierte, die Festung zu halten.
Pech und Schwefel
, hatte sie zu Gunnar gesagt. Sie ballte die Faust. Sie würde sich nicht von ihrem Volk abwenden, nicht jetzt in der Stunde der größten Not. Sie mussten zusammenhalten.
Wie Pech und Schwefel …
    »Warum sollten wir ihm glauben?«, rief sie nach unten. »Er istmittlerweile offenbar Euer Mann und würde alles sagen, was Ihr ihm befehlt!« Es war nicht ihre Absicht, den Kelten zu beleidigen, doch seine Miene verzog sich, als ob sie ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen hätte.
    »Bringt einen Wahrsager«, knurrte der Schatten, »wenn Ihr nicht selbst die Wahrheit seiner Worte sehen könnt.«
    »Ich sehe in seinen Worten nichts als Lüge! Wir haben eine Antwort für Euren Herrn, Schatten!«
    Tel’shatars Kapuze neigte sich kurz nach vorne. »Sehr wohl. Was soll ich ihm berichten?«
    »Nichts!«
    »Nichts?«
    »Nichts. Euer Gefangener wird unsere Nachricht überbringen. SCHÜTZEN! Erschießt ihn!«
    Der Schatten reagierte überraschend schnell, doch sein Pferd brauchte einen Augenblick, die Kommandos seiner Schenkel umzusetzen. Auf der Mauer schwirrten Bogensehnen. Zwei Pfeile bohrten sich neben ihm in den Schnee, ein weiterer traf das Pferd in die Brust und ließ es vor Schmerzen laut aufwiehern. Der Schatten stürzte, in Schulter und Bauch getroffen, aus dem Sattel und krümmte sich auf dem Boden.
    »LEIFF!«, rief sie und sah die Mauer entlang zu ihm.
    Der Krieger nickte ihr zu und zog einen der schwarzen Pfeile aus seinem Köcher. Sorgfältig legte er an, während unter ihm der Schatten mit einem schmerzerfüllten Schrei den Schaft aus seinem Bauch riss. Dann surrte eine einzelne Bogensehne, und aus der Brust Tel’shatars spross ein Pfeil mit schwarzen Federn. Der Schatten bäumte sich kurz auf, dann sackte er leblos zurück in den Schnee.
    »Dies ist die Nachricht, Devon o’Cronan, die Ihr diesem Lord Rushai überbringen werdet«, rief Veronika durch die angespannte Stille. »Wir verhandeln nicht mit Schatten!«
    Der Kelte nickte traurig. Dann lenkte er sein Pferd herum und ließ es zurück zur Armee der Schatten trotten.
    Veronika sah ihm nachdenklich hinterher. Der erste Schatten war erledigt – doch ihr war schmerzlich bewusst, dass der Tag noch viele weitere bringen würde. Sie seufzte und machte sich auf den Weg zum Glockenturm. Ihre Verstärkung musste mittlerweile doch in Sichtweite sein. Nach dem Gespräch mit dem Schatten hatte sie – und bestimmt auch ihre Männer – eine Aufmunterung bitter nötig.
     
    »Vorsichtig!«, zischte Mickey. »Schön still!«
    Kurz darauf hörte er Glas klirren, als Spider die Scheibe der Gartenlaube einschlug, zwar gedämpft durch den Mantel, den er darüber gebreitet hatte, aber immer noch sehr laut in der Stille des Nieselregens.
    »Shit!«, fluchte Spider.
    Armstrong klopfte ihm auf die Schulter. »Ist nicht dein Tag, was?«, meinte er spöttisch, als er an dem Albino vorbei nach drinnen ging.
    Spider warf ihm einen giftigen Blick zu, als er ihm folgte.
    »Los, kommt schon.« Mickey winkte Colt und Keelin nach drinnen. Dann sah er sich noch einmal um, ob der Lärm ihres Einbruchs irgendwelche erkennbaren Folgen hatte – Gesichter hinter den Fensterscheiben, Leute, die aus ihren Häusern traten, um nachzusehen – bevor er seinen Leuten folgte.
    Von innen machte die Gartenlaube nicht viel mehr her als von außen. Es war gerade Platz für

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