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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Handwerken eurer Männer müsst ihr sie im Kampfe trainieren. Ich möchte, dass ihr sie jeden Tag in den Schildwall stellt und gegeneinander antreten lasst. Nicht mit scharfen Waffen, nicht so wie heute, das war schlimm genug. Aber zum Beispiel mit Stöcken und Helmen und gepolsterten Rüstungen. Lasst euch etwas einfallen! Wenn wir tatsächlich gegen die Kelten antreten, werden wir es mit Veteranen zu tun haben, die das Ganze nicht zum ersten Mal machen.«
    »Wann sollen wir das tun?«, erwiderte Ludovic. »Sie grummeln sowieso schon darüber, dass sie so wenig Zeit für sich selbst haben.«
    »Ihr solltet ihnen klarmachen, dass ihnen das zusätzliche Training möglicherweise das Leben retten wird.« Dann erinnerte sie sich daran, wie viele Soldaten die Grundausbildung hassten, auch wenn die ebenfalls lebensnotwendig war. »Gut«, gestand sie deshalb, »das wird sie nicht interessieren. Dann macht einen Wettkampf daraus. Lasst sie gegeneinander antreten, immer im Team, gebt ihnen Namen und Wahlsprüche und macht es zu einer Ehrensache, gut abzuschneiden! Ich bin mir sicher, euch fällt schon was ein!«
    Ein Mann kam taumelnd zu ihr an den Tisch. Er war zwei oder drei Jahre älter als sie, jedoch dürr wie eine Bohnenstange.Es war ein Neuling, die harte Arbeit des Lagers hatte noch keine Spuren an seinem Körper hinterlassen. »Einen Tanz, Herrin?«, fragte er. Er hatte offensichtlich getrunken, denn er lallte ein wenig, doch damit unterschied er sich an diesem Abend kaum vom großen Rest.
    »Ich tanze nicht«, erwiderte sie lächelnd. Aber irgendwie war es nett, dass so viele fragten. Er war bereits der Fünfte
.
    Ein paar der Leute, die die Ablehnung mitbekommen hatten, buhten sie dafür aus, doch diese Blöße, sich beim Tanzen zu blamieren, wollte sie sich heute nicht geben. Sie war nicht mehr ganz stabil auf den Beinen, und außerdem war das, was die Leute vorne auf der freien Fläche bei den Musikern veranstalteten, nicht das, was Veronika unter Tanzen verstand. Um genau zu sein, verstand sie eigentlich gar nichts davon. Das letzte Mal war sie irgendwann ’95 beim Tanzen gewesen, damals, als sie noch mit Thomas zusammen gewesen war.
    Sie schüttelte ernüchtert den Kopf. War sie tatsächlich vier ganze Jahre lang nicht mehr in einer Disko gewesen? Jedenfalls hatte sie seitdem keinen Freund mehr gehabt. Wann auch? Ihre Bundeswehrkarriere hatte kaum Zeit dafür gelassen, ein Freund außerhalb des Militärs wäre undenkbar gewesen. Und die Typen innerhalb waren meist Untergebene oder Vorgesetzte gewesen, was Veronika kategorisch ausgeschlossen hatte.
    Irgendwie kam ihr bei diesem Gedanken Wolfgang in den Sinn. Allein schon der Name trieb ihr erneut das Blut ins Gesicht. Plötzlich hatte sie wieder dieses idiotische Grinsen auf den Lippen. Wenn sie sich vorstellte, sie und Wolfgang … Er war lustig und sah ganz gut aus … Doch dann schüttelte sie den Kopf. Das gäbe Mord und Totschlag. Sie musste lachen.
Mord und Totschlag …
    »Außerdem müsst ihr mehr an euch selbst arbeiten«, erklärte sie ihren Hauptmännern, auch um sich selbst von dem Gedanken an Wolfgang abzulenken. »Ihr müsst zusehen, dass ihr ein Bollwerk werdet, an dem man einen Schildwall verankern kann.« Ihre Worte ließen sie trotzdem an Wolfgang denken. Das meiste, das sie vonmittelalterlicher Kriegskunst wusste, hatte sie von ihm. »Denn wenn einer von
euch
fällt, könnt ihr sicher sein, dass die Moral eurer Männer ebenfalls den Bach hinuntergeht. Ihr müsst stark sein, für euch und für eure Krieger.«
    Sie sah in skeptische Gesichter. Ingomar hatte die Schweinsäuglein etwas zusammengekniffen, so dass sich seine buschigen Augenbrauen in der Mitte berührten, Ludovic hatte die mit Drachen und Feuerzungen tätowierten Arme vor der massigen Brust verschränkt. »Warum habt Ihr uns ausgewählt, wenn Ihr nicht zufrieden mit uns seid?«, fragte Rolf und fasste damit die Gedanken der Anderen zusammen.
    »Ich habe euch ausgesucht, weil ihr Leute anführen könnt«, antwortete Veronika. Ingomar setzte zu einer Erwiderung an, doch sie schnitt ihn ab: »Ihr könnt kämpfen, das wollte ich nicht in Frage stellen. Aber ihr seid nicht die Besten. Und das solltet ihr sein.«
    »Wir haben doch jetzt schon alle Hände voll zu tun mit den Sachen, die Ihr uns aufgetragen habt!«, murrte Ugo. Er hielt mit seinen strahlendblauen Augen mühelos ihrem Blick stand.
    Veronika zuckte mit den Schultern. »Ich habe euch befördert, und dafür will ich etwas

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