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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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sein würde. So gingen sie los.
    Das Erste, das ihm auffiel, war, dass es neben den Stiefelabdrücken keine anderen Spuren im Schlamm gab. Was auch immer sie gehört hatten, es war entweder auf Beinen wie den ihren gelaufen oder auf gar keinen Beinen. Aber war da nicht auch ein
Knurren
gewesen? Was bewegte sich auf zwei Beinen und
knurrte
? Was zum Teufel hatte er gehört? War tatsächlich etwas hinter ihnen her gewesen? Oder hatte das alles zur Furchtaura eines Phantoms gehört? Und wenn ja: Warum hatte es sie nicht angegriffen? Dass es sich manifestieren konnte, hatte es an den toten Fomorern ja eindrucksvoll genug bewiesen!
    Sie passierten die tote Frau. Baturix konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, in seiner Panik an ihr vorbeigelaufen zu sein. Sie wirkte nicht mehr halb so furchteinflößend wie vorhin. Bald darauf fanden sie auch ihre Ausrüstung, zuerst die Schilde, die sie als Letztes abgeworfen hatten, dann die Speere.
    »Machen wir, dass wir hier wegkommen!«, erklärte Veroclöt, nachdem auch Hastus seinen Speer gefunden hatte.
    »Nein«, erwiderte Baturix ruhig.
    »Was hast du vor?«
    »Ich möchte mir diesen Stein genauer ansehen.«
    »Du wirst uns umbringen!«, warf Hastus ein. Die Hysterie begann, sich wieder in seine Stimme zu schleichen.
    Baturix lächelte grimmig. Er konnte sich an eine Situation erinnern, in der
er
an Hastus’ Stelle gewesen war und das Gleiche gesagt hatte.
Danke, Scipio
, murmelte er in Gedanken,
für die Lektion, die du mich gelehrt hast!
»Wir haben den Auftrag, um den See herumzugehen. Furcht ist kein ausreichender Grund, uns diesem Auftrag zu entziehen.«
    »Aber das Phantom!?«
    »Ich habe bisher keines gesehen. Kommt jetzt! Wer nicht will, kann hier gerne auf mich warten.«
    Er atmete erleichtert auf, als niemand auf seinen Vorschlag einging.Er hätte nicht gewusst, ob er alleine den Mumm gehabt hätte, noch einmal diese Lichtung zu betreten. Doch nun waren sie zu viert und hatten sogar ihre Ausrüstung wieder. Was auch immer passierte, sie waren jetzt besser gewappnet als vorher.
    Wieder erreichten sie die Lichtung. Der Nebel, der jetzt anstelle des Regens zwischen den Bäumen hing und langsam über den See zog, wirkte gespenstisch. Die alles überschattende Furcht fehlte jedoch. Baturix trat auf den Stein zu.
    Es war ein etwa ein Meter großer grauer Steinblock. Auf einer Seite waren orangerote Symbole aufgemalt. Baturix beugte sich zu ihm nach unten und ließ sich eine der Fackeln geben.
    Es waren Runen. Die Symbole waren ein Text, der in einem Halbkreis am Rand des Steins aufgetragen war.

     
    Ein Schauer lief über Baturix’ Rücken. Es waren keine Klauenzeichen der Ratten, wie er sie einmal gesehen hatte, und auch nicht die merkwürdigen Schattenrunen, die Derrien als Narben in seinem Gesicht trug.
    »Das ist ein germanischer Kultplatz«, erklärte Veroclöt hinter seinem Rücken.
    Konnte es ein germanischer Wächtergeist gewesen sein, der die Fomorer angegriffen hatte? Hatte er versucht, sie als Kelten ebenfalls von dem Heiligtum fernzuhalten? Würde er es weiter versuchen?
    »Sollen wir ihn umstoßen?«, fragte Veroclöt.
    »Dann hast du mehr Mut als ich«, gab Baturix zurück. Falls seine Theorie stimmte, würde das den Geist erst richtig wütend machen.
    »Baturix.« Liscorix deutete mit der zweiten Fackel auf einen Pfad, der von der Lichtung weg nach Südwesten führte. »Der sieht frisch aus.«
    Baturix stand auf und entfernte sich vorsichtig von dem Stein.
Du bist nicht meine Religion
, schickte er eine Botschaft an den Stein,
aber ich bin nicht dein Feind.
Vielleicht konnte der Geist ja Gedanken lesen …
    Der Pfad war mehr als zwei Meter breit und eigentlich nicht mehr als eine große Schleifspur. Büsche und Sträucher waren geknickt und gebrochen und dürr geworden, hier und da schoss bereits neues Unterholz in die Höhe. Etwas war hier entlang transportiert worden, nicht heute, aber auch nicht vor allzu langer Zeit. Es schien, dass sie nicht die Einzigen waren, die von dem Heiligtum wussten.
    Kann es dieser Dämon gewesen sein, der angeblich im Nordmeer sein Unwesen treibt?
Der Gedanke ließ ihn erschauern. Doch das frische Unterholz war unbeschädigt. Wenn der Pfad von dem Dämon stammte, war er schon seit einiger Zeit nicht mehr hier gewesen. »Sehen wir nach«, erklärte er mit pochendem Herzen.
    Gemeinsam machten sie sich daran, dem Pfad zu folgen. Er führte schnell abwärts zu dem Fjordarm, den sie vom Hügelkamm aus gesehen hatten. Ihm

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