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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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komplett mündliche. Die Druiden mieden die Schrift üblicherweise wie die Katze das Wasser, abgesehen von den Galliern und Helvetiern, deren Kultur durch die römische Besatzung verwässert worden war.
    Tiernans Ankunft beendete ihren kurzen Austausch. Er klatschte kurz in die Hände, woraufhin vier der jüngeren Frauen eilig aufstanden. Zwei von ihnen begannen, unter den Anweisungen derKöchin das Fleisch auf dem Grillrost auf ein Brett zu schichten, während die anderen beiden zu ihnen eilten und Keelin und Brynndrech die Umhänge abnahmen.
    »Setzt Euch!«, meinte er dann zu ihnen. »Ich hoffe, Ihr seid hungrig!«
    Während sie seiner Aufforderung folgten, schöpften die Frauen das Essen auf ihre Teller und einen goldgelben Met in ihre Krüge. Es gab einen Eintopf aus Bohnen, Erbsen, Karotten, Linsen und Mais, das Fleisch war köstlich gewürztes Rindersteak. Der Met war dunkel, beinahe schwarz und schmeckte nach Eichenspänen und Kirschen. Keelin hatte schon
sehr
lange nicht mehr so gut getrunken.
    Sie hatte ein halbes Steak gegessen und war proppevoll, als ein weiterer Mann die Halle betrat. Er war großgewachsen, ein wahrer Riese, aber hager wie eine Bohnenstange. Sein Haar war grau und kurzgeschoren, seine Nase großporig und rot. Er trug einen ledernen Umhang und Hosen aus derber Wolle. Sein auffälligstes Merkmal war jedoch die Tätowierung in seinem Gesicht: Ein blauer Streifen lief unter dem Umhang links am Hals entlang hinauf bis zu seiner Lippe, wurde dort vom Mund unterbrochen und wand sich links neben dem Mund zu einer Spirale, die die ganze Wange oberhalb seines Vollbartes einnahm.
    »Uirolec«, begrüßte ihn Tiernan. »Schön, dass Ihr Zeit gefunden habt.« Die beiden schüttelten sich die Hände, bevor Tiernan fortfuhr: »Darf ich vorstellen, diese beiden hier sind Keelin Urquhart und Brynndrech Mackenzie. Sie sind gekommen, weil sie unsere Hilfe mit einem Artefakt brauchen.«
    Uirolec starrte sie an, während sie hastig aufstanden, um ihn zu begrüßen. Er starrte noch immer, als Keelin ihm ihre Hand reichte und »Ich freue mich, Euch kennenzulernen« sagte. Dann sah er plötzlich zur Seite, zog geräuschvoll die Nase nach oben, wischte sie sich dann mit dem Handrücken seiner Linken ab und ergriff ihre Hand mit der Rechten. »Uirolec«, murmelte er mit tiefer Stimme.
    Nachdem er auch Brynndrech die Hand geschüttelt hatte, forderte Tiernan sie auf, sich wieder zu setzen und noch ein wenig zu essen. Keelin lehnte dankend ab, ließ sich aber gerne noch etwas Met nachschenken. Brynndrech hielt es genau umgekehrt: Er hatte bereits ein Steak gegessen und ließ sich ein zweites geben, mitsamt einer weiteren Portion Gemüse, wollte aber lieber Wasser trinken statt Met.
    »Was für ein Artefakt?«, fragte Uirolec.
    »Es ist ein Buch«, erklärte Keelin. »Wir vermuten, es ist afrikanischer Abstammung. Wir haben es von einem Schatten, der wohl von dort kommt.«
    »Welche Region in Afrika?«
    »Uh …« Keelin wusste es nicht. Hatte Derrien nichts gesagt? Oder hatte sie es vergessen? Nicht einmal das wusste sie noch. Sie nahm einen Schluck Met, um ihre Verlegenheit zu verbergen. Der große Mann machte sie nervös, vor allem sein Blick. Er saß ihr nun direkt gegenüber auf der anderen Seite des Feuers. Seine Art, dem Gesprächspartner starr und fest in die Augen zu starren, war von diesem Platz aus nur noch unangenehmer. Die Spirale unter seinem linken Auge irritierte sie zusätzlich.
    »Kannst du es mir zeigen?«, fragte er.
    »Ja … natürlich …«
    Sie legte die Tasche auf den Tisch, die sie die letzten Tage ständig unter ihrem Mantel oder Umhang über der Schulter getragen hatte, und zog das Buch hervor. Eine eisige Kälte lief durch ihre Hand und stieg von dort langsam in ihren Arm. Mit einem spitzen Schrei ließ sie es auf den Tisch fallen und schämte sich im selben Moment dafür. Sie hatte ganz vergessen, welch unheimliche Eigenschaft das Buch besaß.
    »Was ist?«, fragte Uirolec.
    »Nichts … Alles in Ordnung. Es ist nur … dieses Buch … Es ist unheimlich.«
Du stotterst, Keelin
, stellte sie fest und wunderte sich, wie viel sie wohl schon getrunken hatte. War das ihr zweiter Becher Met oder schon ihr dritter? Sie musste aufpassen. Sie war so magerund absolut keinen Alkohol gewohnt, ein weiterer Becher würde sie vermutlich
umbringen

    »Darf ich einen Blick hineinwerfen?«, fragte Uirolec.
    »Selbstverständlich. Deshalb sind wir ja hier!«
    Uirolec wollte sich schon von der Bank

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