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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hat immer gesagt, eine Prophezeiung werde sich nie erfüllen, wenn wir das nicht wollen.«
    »Das beruhigt mich«, sagte ich mit schiefem Grinsen, das Aal in der Dunkelheit vermutlich gar nicht sehen konnte. »Gehen wir zu den anderen, ja? Vielleicht haben sie uns sogar noch etwas Wein übrig gelassen.«
    »Der Leutnant wird seinen Soldaten kaum erlauben, sich den Wein allzu sehr schmecken zu lassen. Außerdem wissen die Männer selbst ganz genau, dass es kein Vergnügen ist, verkatert in die Schlacht zu ziehen. Mehr als einen Krug Bier dürfen wir wohl kaum erwarten – falls Hallas sich nicht schon alles hinter die Binde gekippt hat.«
    Kaum war am Horizont ein perlmutt-purpurfarbener Streifen zu erkennen, verließen wir das Dorf wieder.
    »Wir bekommen einen klaren Tag«, kündigte Lämpler an, und aus seinem Mund stieg eine Dampfwolke auf.
    »Und einen sehr, sehr kalten«, krächzte Kli-Kli, die inzwischen heiser war. »Gab es unter euch nicht einige, die nicht an Schnee glauben wollten?!«
    Noch vermochte der Schnee die Erde allerdings bloß mit einer braun-weißen Flickendecke zu überziehen. Und gegen Mittag schaffte er selbst das nicht mehr, denn da hatte die Sonne ihn geschmolzen und die Straße zu Matsch aufgeweicht.
    Seit dem frühen Morgen trieben wir die Pferde an. Kli-Kli versicherte, wir hätten die Grafschaft Margend bereits erreicht. Ihre Worte sollten schon bald Bestätigung finden: Wir stießen auf ein Dorf mit niedergebrannten Häusern. Im Unterschied zu jenem Dorf, in dem wir übernachtet hatten, war der Krieg an ihm nicht spurlos vorbeigezogen.
    Kurze Zeit später entdeckten uns einige Reiter, die die Gegend nach Orks durchkämmten. Ihr Anführer teilte uns mit, Rohos Wanderer und die Katzenhellebarden seien bereits am Margender Hufeisen eingetroffen und die Schlacht müsse nun bald losbrechen. Einer der Soldaten bemitleidete die Späher aus tiefstem Herzen, da sie nach Hasenfüßen suchen müssten, während ihre Gefährten in ein paar Stunden in den Kampf zögen. Ich persönlich teilte diese Gefühle nicht. Wenn ich mich entscheiden sollte, ob ich die Grafschaft nach möglichen Gefahren durchstreifte oder mich mit Orks prügelte – ich wüsste, was ich wählen würde. Aber diesen Gedanken behielt ich für mich, sonst würde man mich am Ende noch missverstehen.
    Die Isselina fließt die meiste Zeit so gerade wie ein Stock dahin. Doch einmal mussten sich die Götter aus Langeweile diesen Stock geschnappt und um den mächtigen Hals gelegt haben, um die Enden umzubiegen. So war ein Hufeisen entstanden. Diese nach Westen ausbeulende Flussschlaufe hatte die Bezeichnung Margender Hufeisen erhalten. Hier war dann eine Falle aufgestellt worden – in die die Orks auch prompt getappt waren.
    Die Zweite Südarmee hatte die Ersten in das Hufeisen hineingetrieben und dann den Rückweg abgeriegelt. Damit hatten die Orks nur zwei Möglichkeiten: entweder schwammen sie durch den Schwarzen Fluss zum anderen Ufer (was im Grunde wegen der Breite der Isselina und des kalten Wetters unmöglich war), oder sie durchbrachen die Blockade.
    Als wir das Margender Hufeisen am Nachmittag erreichten, wimmelte es dort von Soldaten. Eine Viertelleague von uns entfernt war jenseits eines Feldes die dunkle Mauer der Orkschilde zu sehen. Ich erschauderte, als ich die Zahl der Feinde gewahrte.
    »Worauf warten die?« Ich beleckte mir die Lippen. Ob ich vielleicht vorschlagen sollte, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden?
    »Auf den Angriff!«, antwortete Aal. »Siehst du die zahllosen Bogenschützen auf unserer Seite? Da würden die Orks niemals durchkommen. Sie wären mit Pfeilen gespickt, noch ehe der Kampf begonnen hätte.«
    »Die sind schon beschossen worden.« Obwohl Hallas ein Auge eingebüßt hatte, vermochte er noch ganz gut zu erkennen, dass das Feld mit Leichen übersät war.
    Die Windspieler hatten unter den Orks in der Tat bereits reiche Ernte eingefahren.
    »Was würdest du an ihrer Stelle tun?«
    »Warten.«
    »Was?«
    »Ich würde warten, bis dem Kommandanten der Menschen ein Fehler unterläuft.«
    »Und wenn das nicht geschieht?«
    »Dann sind diese Orks da drüben tote Orks«, antwortete Egrassa für Aal. »Wer auch immer eure Armee befehligt, Garrett, er ist so klug wie das Dunkel selbst. Einen besseren Platz, um mit den Ersten abzurechnen, hätte er nicht finden können.«
    »Worauf warten die Menschen dann noch?«
    »Auf Verstärkung. Es hat seine Vorteile, wenn drei Menschen einem Ork

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