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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Gäste. Den dicken Schankwirt inbegriffen, zählte ich elf Menschen. Der Wirt nahm uns übrigens mit einer gewissen Beunruhigung zur Kenntnis. Dabei sahen wir doch gar nicht wie Räuber aus. Die anderen Anwesenden schlürften ihr Bier jedoch ungerührt weiter.
    »Ist noch was frei?« Lämpler packte den Stier bei den Hörnern.
    Dem Schankwirt lag eine Lüge auf den Lippen, doch dann fing er den Blick des finsteren Elfen auf. »Ja, edle Herren.«
    »Gut, dann bleiben wir.«
    Der Wirt warf uns einen flehenden Blick zu und geriet plötzlich in Schweiß. Schweigend zeigte er uns die Zimmer. Ich teilte mir wie üblich eins mit Lämpler und Kli-Kli. Nachdem wir ausgepackt hatten, kehrten wir in den Schankraum zurück. Von den anderen war noch niemand da. Die zehn Trunkenbolde hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Wir gingen zum Tresen und warteten auf Hallas, Aal und Egrassa – und auf das Essen. Um die Wartezeit zu verkürzen, bestellten wir ein Bier.
    Kli-Kli verlangte natürlich wie immer Milch – und bekam sogar welche. Der Schankwirt war nach wie vor schweißgebadet. Dabei war es hier gar nicht so warm. Als er Lämpler und mir das Bier einschenkte, ging etwas daneben. Seine Hände zitterten wie Espenlaub.
    »Können wir im Dorf Pferde kaufen?«, wollte Lämpler wissen.
    »Vielleicht, mein Herr. Ich weiß darüber ehrlich gesagt nicht Bescheid.«
    »Aber du lebst doch hier!«
    »Stimmt, aber um Pferde habe ich mich bisher noch nie gekümmert. Ich kann Euch sagen, bei wem ihr Proviant kaufen könnt. Wurst zum Beispiel.«
    »Vergiss die Wurst!«, entgegnete Lämpler. »Verkaufst du deine Pferde?«
    »Ich habe keine.«
    »Und wem gehören dann die zehn Tiere im Stall?!«
    »Meinen Gästen.«
    »Verstehe«, sagte Lämpler enttäuscht und versenkte die Nase im Bierkrug.
    »Was gibt es aus dem Norden für Neuigkeiten?«, wollte ich wissen.
    »Die Menschen fliehen«, sagte der Wirt und blickte unruhig auf eine Stelle in meinem Rücken. »Mit diesem Krieg hat niemand gerechnet.«
    »Was macht der König?«
    »Er zieht die Armee zusammen. Die Schlacht kann schon morgen ausbrechen.«
    »Und der Orden?«
    »Die Magier? Die warten wohl auf bessere Zeiten. Dass der Unaussprechliche uns angreift, ist doch überhaupt nur ihre Schuld.«
    Mit diesen Worten zog er sich zurück und ließ uns allein.
    »Findest du nicht auch, dass unser Wirt ein wenig zu angespannt wirkt?«, wandte sich Kli-Kli an mich. »Als hielte ihm jemand ein Messer an die Kehle.«
    »Vielleicht gefällt ihm deine Fratze nicht.«
    »Könnte sein«, antwortete die Koboldin. »Vielleicht liegt es aber auch an etwas anderem.«
    »Und was sollte das sein?«
    »Findest du nicht auch, dass es merkwürdig ist, dass im Stall zehn Pferde stehen – und hier sitzen zehn Menschen, und zwar zu zweit an fünf Tischen und dabei auch noch so, dass sie den Ausgang versperren?«
    In meinem Kopf schlug eine Glocke Alarm. »Das ist nur Zufall.«
    »Na sicher.« Kli-Kli führte die linke Hand langsam zu ihrem Wurfmesser. »Stimmt doch, oder, Mumr?«
    »Kann gar nicht anders sein.« Lämpler verengte die Augen zu Schlitzen und starrte auf ein Kupfertablett, das an der Wand lehnte. Es war auf Hochglanz poliert, sodass sich der ganze Raum in ihm spiegelte.
    »Und es ist doch überaus erstaunlich, dass niemand auch nur einen Ton sagt. Hier herrscht ja die reinste Grabesstille.«
    »Dann sing doch mal ein Liedchen, Kli-Kli«, schlug ich ihr vor. »Aber schön laut.«
    Kli-Kli stimmte gehorsam ein schlichtes Liedlein an.
    »Was machen wir jetzt?«, raunte ich Lämpler zu.
    »Bier trinken und warten, bis die anderen kommen.«
    »Das tun diese Schweiger glaube ich auch.«
    »Wahrscheinlich wollen sie uns alle auf einen Streich erledigen. Ist deine Armbrust geladen?«
    »Dumme Frage. Wer sind die?«
    »Ist nicht völlig einerlei, wer dir die Kehle aufschlitzt?« Mumr ließ das Tablett nicht aus den Augen.
    Kli-Kli sang unverdrossen ihr Lied und formte mit den Fingern Figuren.
    »Wag es ja nicht!«, zischte ich ihr ins Ohr.
    Die lauten Schritte aus dem Gang, der von den Zimmern in den Schankraum führte, kündigten uns die Ankunft der anderen an. Der Wirt verzog sich vorsichtshalber hinter den Tresen. Dies schien das Zeichen, zur Tat zu schreiten.
    Kli-Kli schnippte mit den Fingern – und hinter uns loderte es grell auf. Schmerzensschreie gellten durch den Raum. Zwei der Schurken rissen die Hände vors Gesicht, einer wand sich auf dem Fußboden, die anderen schienen ob des

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