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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zurückkehren und Vagliostrien herausfordern, dann würde der Orden das Horn des Regenbogens hoffentlich rechtzeitig aus der alten, mit einem Spinnennetz überzogenen Truhe ziehen.
    Während die Armee dem Feind im Norden noch nachsetzte, hielt in der Hauptstadt ganz langsam der Alltag wieder Einzug. Jeder hatte alle Hände voll zu tun – und ging dennoch so unbeschwert und fröhlich seiner Wege, als hätte er höchstselbst dem Unaussprechlichen das Horn des Regenbogens ins Hinterteil geschoben.
    Das Volk maulte nicht einmal, als die Steuern angehoben wurden, damit die Armee unterhalten werden konnte. Alle hatten am eigenen Leib erfahren, was es hieß, den Unaussprechlichen vor den Toren der Stadt zu haben – und keine satte und starke Armee in der Nähe. Mir fiel ein, was For einmal gesagt hatte: »Manchmal braucht das Königreich einen Krieg, um den Staub von seinen Kleidern zu schütteln.« Wahrscheinlich hatte mein alter Lehrer, der heute in Garrak weilte, doch recht. Der Krieg ist eine schreckliche Sache, aber danach stellen sich viele Dinge in einem neuen Licht dar.
    Die Ersten, die das zu spüren bekamen, waren die Spekulanten. Die Lager der Stadt waren voll, Schiffe und Karawanen brachten regelmäßig Waren aus Issylien und Miranuäch. Trotzdem hielten diese Kerle die Waren zurück, um die Preise hochzuschrauben und ein wenig Fett auf Kosten ihrer Mitbürger anzusetzen. Es bedurfte weder des Befehls des Königs noch des Eingreifens der Königlichen Sandkörner oder der Seelenlosen Chasseure, um die Spekulanten abzustrafen. Die ruhmreichen, guten und lieben Einwohner Awendums griffen sich die schlimmsten Schufte, hämmerten ihnen Nägel in alle Körperteile und hängten sie an der Stadtmauer auf, neben die Verbündeten des Unaussprechlichen. Denn für sie bestand zwischen beiden kein Unterschied.
    Im Grunde hatten sie recht. Vielleicht mischte sich der König deshalb auch nicht in ihr Tun ein, obwohl einige die Ansicht vertraten, Frühlingsjasmin müsse die selbst ernannten Henker in die Schranken weisen. Aber letztlich hatten ja alle etwas vom Vorgehen der Städter, von den toten Spekulanten einmal abgesehen. Und danach kam nie mehr jemand auf die Idee, die Preise für Lebensmittel künstlich in die Höhe zu treiben.
    Nach und nach kehrten auch alle in die Stadt zurück, die zuvor aus Awendum geflohen waren. Öffentliche Ausrufer hatten den Sieg der Armee im Norden und den der Vereinten Kräfte Vagliostriens, des Grenzkönigreichs und der dunklen Elfen über die Orks im Süden verkündet. Die Häuser, die im Krieg zerstört worden waren, wurden wieder aufgebaut, das Leben nahm seinen früheren Lauf.
    Unsere kleine Gruppe sollte allerdings noch einige Überraschungen erleben. Kaum hatten die Magier nämlich den Unaussprechlichen erledigt, da musste ich bei ihnen vorstellig werden. Mein alter Freund Roderick hatte mich aufgesucht und Garrett förmlich am Schlafittchen gepackt. Weniger durch die Blume gesprochen hieß das, unsere Gruppe wurde für einen Monat mehr oder weniger in den Königspalast eingesperrt. Warum die anderen, das wusste ich nicht, ich jedenfalls wurde dreimal am Tag von den Erzmagiern vernommen. Sie wollten alles über Hrad Spine wissen, Roderick schrieb mit, was ich zu berichten hatte. Zweimal war es mir auch vergönnt, vor Arziwus zu treten.
    Der Alte schien während meiner Abwesenheit noch hinfälliger geworden zu sein und saß mir abgemagert und von immer stärkeren Hustenanfällen geplagt gegenüber. Die Kälte schien ihn förmlich aufzufressen. Obwohl er stets in eine warme Decke gehüllt war, zitterte er. Roderick brachte seinem Lehrer stündlich Medizin. Der Magier tat mir leid. Ein Blinder sah, welche Kräfte ihn all diese Unterredungen kosteten. Arziwus stellte mir ebenfalls einige Fragen – und bei ihm musste ich mich winden und lügen, um sie zu beantworten. Denn ich wollte nichts vom Herrn, von der Welt des Chaos und von all diesen Scherzen erzählen.
    Nachdem ich dem Orden meine Geschichte vorgetragen hatte, durfte ich sie erst einmal, dann ein zweites und schließlich sogar ein drittes Mal wiederholen. Noch auf die unbedeutendsten Einzelheiten waren die Magier erpicht.
    Meine Freunde sah ich kaum. Nur Kli-Kli, die den jungen König bemutterte (so nannte sie es), kam zuweilen vorbei und berichtete mir, was sich zugetragen hatte. Hallas, Aal und Lämpler waren wieder mit Met und Triumphator vereint. Sie waren zusammen mit den anderen Wilden Herzen untergebracht worden, die den

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