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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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so in dem berühmten Buch der Prophezeiungen des Schamanen Tre-Tre. Keine Ahnung, wie Kli-Kli darauf kam, bei mir handle es sich um einen Schattentänzer (den ersten seit zehntausend Jahren) – aber ich würde eher die Sonne dazu bringen, sich im Krebsgang zu bewegen, als dem Kobold seine Idee ausreden.
    Einen halben Monat lang hatte ich versucht, aus Kli-Kli herauszubekommen, was es mit einem Schattentänzer eigentlich auf sich hatte. Irgendwann hatte mir der kleine Nichtsnutz daraufhin ein Märchen seines halb verrückten Volks aufgetischt. Offenbar gab es einst eine Welt des Chaos, die erste Welt des Universums, in der auch Menschen lebten. Einige von ihnen vermochten neue Welten zu schaffen. Dafür brauchten sie lediglich einen Schatten aus dieser Urwelt. Diese Menschen nannte man Schattentänzer. Sie schufen allerdings derart viele Welten, dass sie die wundersamen Schatten in der Welt des Chaos nahezu aufbrauchten. Die Urwelt starb.
    Nach dieser Koboldtheorie war auch unsere Welt das Werk eines Schattentänzers. So absonderlich wie sie geraten war, musste der Kerl allerdings leicht wahnsinnig gewesen sein.
    Doch was immer Kli-Kli auch faselte, ich verspürte nicht die geringsten Anlagen zum Schattentänzer in mir, obwohl es mir durchaus gefallen hätte, mir eine eigene Welt zu basteln, in der es Berge von Gold gäbe – und keine Stadtwache, die es bewachte. Da die Welt des Chaos aber ohnehin im Sterben lag, brauchte ich mir darüber gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen.
    Plötzlich riss Egrassa den Arm hoch: Wir sollten stehen bleiben. Mit einem weiteren Zeichen hieß er uns, die Waffen bereitzuhalten. Der Elf machte mit gespanntem Bogen und eingelegtem Pfeil einen Schritt nach vorn und zur Seite, um die Wilden Herzen durchzulassen.
    Der Pfad hatte uns zu einer kleinen Waldlichtung gebracht. Auf ihr lagen zwei Figuren, ein H’san’kor, der vom Hals bis zur Leiste aufgeschlitzt und ausgeweidet war wie ein Fisch auf dem Markt, und ein in Stücke gerissener Mann im grauen Umhang. Die Beine und der Unterleib fanden sich neben dem H’san’kor, der Oberkörper einige Dutzend Yard weit weg.
    »Die sind beide tot«, sagte Alistan Markhouse und steckte das Schwert in die Scheide zurück.
    »Wie das hier stinkt!« Hallas verzog das Gesicht und bedeckte Mund und Nase mit dem Ärmel seines Hemdes.
    Der Gnom hatte recht, der H’san’kor stank schlimmer als hundert Tote, die in der Hitze verrotteten.
    »Dieser Bursche hat das Untier nach allen Regeln der Kunst ausgenommen«, bemerkte Lämpler. »Ganz allein eine Schreckliche Flöte zu töten, das ist doch …«
    »Eine Legende«, gab Aal das Stichwort. »Wie er den wohl erschlagen hat? Was geben denn die Spuren her, Egrassa?«
    »Er hat ihm mit diesem Ding hier den Bauch aufgeschlitzt.« Der Elf hielt die schwarze Lanze des Unbekannten in Händen. »Nur hat selbst das ihn nicht gerettet, da sogar ein tödlich verwundeter H’san’kor noch gefährlich ist. Im Sterben hat er den Mann in zwei Stücke zerrissen.«
    »Schlag um Schlag«, murmelte Aal, der das zertretene Gras abspähte.
    »Was meinst du damit, Soldat?«, fragte Mylord Alistan.
    »Jeder von ihnen hat nur einen Schlag ausgeführt, Mylord. Seht Ihr hier das niedergetrampelte Gras? Obwohl ich nicht Kater bin, kann ich sicher sagen, dass alles sehr schnell gegangen sein muss. Der Mann trat vor, schlitzte den H’san’kor von oben bis unten auf und riss ihm die Eingeweide heraus.«
    »Dafür müsste er ungeheuer flink gewesen sein«, gab Deler zu bedenken, den die Worte Aals nicht überzeugten. »Er hätte genauso wendig sein müssen wie der H’san’kor selbst. Und den Mann musst du mir erst mal zeigen!«
    »Du hast doch gesehen, wie schnell dieser graue Kerl an uns vorbeigeschossen ist!«, fuhr Hallas Deler an.
    »Ich weiß nicht«, maulte der Zwerg. »Irgendwie kann ich es trotzdem nicht glauben.«
    »Aber so muss es gewesen sein«, bemerkte Aal. »Der Kerl hat das Untier erschlagen, aber wahrscheinlich hat er es zum ersten Mal mit einem H’san’kor zu tun gehabt, und seine Unwissenheit hat ihn dann das Leben gekostet. Selbst einer tödlich verletzten Flöte reicht eine einzige Sekunde, um ihren Mörder in zwei Teile zu zerfetzen.«
    »Deler, hau ihm mal die Hörner ab!« Hallas strich nachdenklich über den Griff seiner geliebten Streithacke und betrachtete das tote Monster.
    »Wie bitte?«, fragte der Zwerg ungläubig zurück.
    »Was ist das da in deiner Hand?! Eine Streitaxt oder ein Knüppel? Hau

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