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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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körperlich, meine ich.« Ihre Augen sprühten geradezu Funken. Sie erholte sich von ihrer Angst. Und zwar schnell. Ich wette, daß sie aus dem Berg, auf dem die Burg stand, einen Vulkan machen konnte.
    Sie lächelte, und ihre Sommersprossen schienen auf ihrem Gesicht zu tanzen. Da fiel mir auf, wodurch sie sich von den anderen Rothaarigen unterschied. Die hatten keine Sommersprossen gehabt. Selbst Tinnie hatte keine. Jedenfalls nicht viele. Und nicht da, wo man sie sehen konnte.
    Wir hätten den ganzen Abend so weitermachen können, aber ich hatte noch einen Job zu erledigen. Und Dean würde jede Sekunde wiederkommen und eine sauertöpfische Miene schneiden. »Ich bekenne mich in den meisten Fällen für schuldig. Und jetzt will ich Ihnen von der Carla Lindo Ramada erzählen, die vorher hier war. Sie können mir sagen, wo sich ihre Geschichte nicht mit Ihrer deckt.«
    Sie hörte aufmerksam zu. Dabei funkelten ihre Augen die ganze Zeit, und ihre Sommersprossen hörten nicht mit ihrem Tanz auf, selbst dann nicht, als Dean uns den Tee brachte. Er sah, wie sie mich anblickte, und seufzte. Er gibt eben nie die Hoffnung auf, daß er mich mit einer seiner Nichten verkuppeln kann.
    Carla Lindo Ramada trank einen Schluck Tee und stutzte. Dean hatte seine besondere Mischung aufgesetzt. Sie trank noch einen Schluck und sagte: »Genau so ist es passiert, Mr. Garrett. Jedenfalls nehme ich das an.«
    »Sie nehmen es an?«
    »Ich war nicht da. Er hat mich weggeschickt, damit ich in Sicherheit war.«
    »Wirklich? Der Baron wollte Sie vor der Gefahr zu Hause in Sicherheit bringen und hat Sie dann in die noch üblere Stadt geschickt?« Das paßte irgendwie nicht zusammen.
    »Er wollte es nicht. Vermutlich war sie hier, bevor er überhaupt Zeit für einen Entschluß hatte. Aber ihm blieb keine Wahl. Ich bin die einzige, der er trauen konnte.«
    »Warum?«
    »Die Schlange hat versucht, alle anderen auf ihre Seite zu ziehen. Und bei einigen ist es ihr auch gelungen. Diejenigen, die vertrauenswürdig waren, sind alle bei dem Versuch getötet worden, das Buch zu beschaffen. Sie hat nie versucht, mich auf ihre Seite zu ziehen, weil sie wußte, daß ich niemals etwas gegen ihn unternehmen würde.«
    »Warum nicht? Wir sind alle nur schwache Menschen.«
    »Er ist mein Vater, Mr. Garrett. Meine Mutter war auch ein Zimmermädchen, also gab es keine Möglichkeit für ihn, mich als legitimen Sproß anzuerkennen, aber ihre Beziehung war kein Geheimnis. Er hat mich niemals verleugnet, nicht einmal seiner Frau gegenüber. Sie hat mich und meine Mutter gehaßt, aber niemals gewagt, offen etwas gegen uns zu unternehmen.« Sie erschauerte plötzlich furchtsam. In ihrem Satz war ein großes, unausgesprochenes ›Noch nicht‹. Wäre Dean nicht dabeigewesen, wäre ich ihr zur Seite geeilt, um sie zu trösten.
    Die Sache wurde mit jeder Minute komplizierter, und ich war noch keinen Schritt weitergekommen, um sie zu enträtseln. »Moment, ich blick nicht mehr durch. Wir haben eine Ehefrau und eine Hexe und eine Geliebte und eine Tochter, und das alles für einen Kerl, der angeblich zweihundert Jahre alt und bettlägerig sein soll und darüber hinaus noch unter einem Fluch leidet, der verhindert, daß er stirbt?«
    Sie sah mich merkwürdig an. Ich wiederholte das, was die andere Carla Lindo mir erzählt hatte. Vielleicht hatte sie beim ersten Mal nicht genau zugehört.
    »Oh, das stimmt nicht ganz. Vater ist alt und bettlägerig, aber das war er nicht immer. Und er ist auch keine zweihundert Jahre alt. Das behauptet sie nur. Er ist achtundsechzig. Sie hat ihn verflucht, als ich vier Jahre alt war, er jede Zurückhaltung meiner Mutter gegenüber aufgegeben und sie in den Turm verbannt hat.«
    »Wie?«
    Dean kapierte als erster. »Seine Frau ist die Schlange, Mr. Garrett. Und er hat sie in einen anderen Teil des Schlosses verbannt.« Was bin ich doch für ein Blitzmerker. Vielleicht kapierte ich ja schneller, wenn ich etwas weniger Schmerzen hätte und nicht so müde wäre …
    Das Mädchen nickte.
    »Oh, klar, kapiert. Hätte ich gleich sagen sollen.« Ob das etwas änderte? Und ich fragte mich, warum es mich interessierte. Wie die Bewohner eines weit entfernten Schlosses klarkamen, ging mich nichts an. Es sei denn, die Leute ließen mich nicht in Ruhe. Ich dachte laut. »Anscheinend wissen wir, wer und warum, was, Dean?«
    »Die Schlange. Sie wollte verhindern, daß Miss Carla zu Ihnen kommt und Sie um Hilfe bittet.«
    »Das ist ein Teil. Und Wiesel? Hat

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