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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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solche Frage stellt wie sie.
    »Wußte, daß es dir gefällt.« Aber ihr Blick blieb mißtrauisch.
    Farbig war eine Untertreibung. Die Mutter der Untertreibungen.
    Niemand hat einen lausigeren Geschmack und eine wüstere Vorstellung von Kleiderordnungen als Riesen. Dieses Outfit hätte selbst einen kurzsichtigen Riesen aus seinen Lastkähnen gekippt. Giftige Flecken von schrillem Purpur, schreiendem Orange und unerträglichem Grün fritierten einem die Augäpfel. Einige andere Farbtupfer bewegten sich heftig, wenn Winger Luft holte. Was bedeutete, daß diese Kreation ständig changierte. Der Gesamteindruck war so widerwärtig häßlich, daß er fast schon hypnotische Wirkung hatte.
    »Wette, es überrascht dich, mich in einem Kleid zu sehen.«
    »Ja.« Meine Stimme war zu einem Falsett mutiert. Mir tat alles weh. Aber ich wagte nicht, um Gnade zu flehen. Dieses Kleid sollte verboten werden. Es war eine tödliche Waffe.
    »Ein Kleid? Das ist es also?« wollte Carla Lindo wissen.
    Wingers Grinsen verflog, und ich stellte mich rasch zwischen die beiden Frauen. »Friede. Das Kind hier ist neu in der Stadt.«
    »Wer ist denn dieser gedüngte Käfer, Garrett? Ich will nur wissen, bei wem ich mich höflich entschuldigen muß, nachdem ich sie in Froschfutter verwandelt habe.«
    »Immer mit der Ruhe. Sie ist eine Freundin von deinem Boß.«
    »Er hat keine Freunde. Dieser alte Spinner …«
    Endlich hatte der alte Butler sie erreicht. Er klammerte sich keuchend und schnaufend an ihren Arm, als wäre er sechzig Meilen gesprintet. Wie wichtig seine Nachricht auch sein mochte, er schaffte nicht, sie loszuwerden. Statt dessen ließ er Wingers Arm los und wäre prompt fast auf den Schnabel gefallen.
    Winger erwischte ihn am Ärmel und zog ihn wieder hoch. »Paß auf, daß du dich nicht umbringst, Pop.«
    Carla Lindo starrte den alten Mann an. Sie hätte auch gern etwas gesagt, brachte aber kein Wort heraus.
    »Willst du zum Boß, Garrett?«
    »Ja.«
    »Gut. Was ich mit dir zu besprechen habe, kann warten. Vielleicht sage ich es dir, wenn nicht soviel Mauseöhrchen gespitzt sind.« Sie drehte den alten Mann einfach um und schritt auf das Haus zu, wobei sie ihn mit einer Hand aufrecht hielt und vor sich herschob. Er versuchte etwas zu sagen, brachte es aber nicht heraus, weil sein Kragen ihn erstickte.
    »Was war das denn?« Carla Lindo hatte endlich ihre Sprache wiedergefunden.
    »Das war Winger. Sie sollten sie lieber nicht aufregen. Sie ist eine Art Naturereignis. Und sie verfügt nicht über sonderlich viel Selbstbeherrschung.«
    »Das glaub ich.« Ihr Ton verriet vollkommenen Unglauben. »Sehen Sie sich das an!« Jetzt klang sie aufgeregt wie ein kleines Kind. Ihre Aufmerksamkeitsspanne war nicht viel größer als die von Winger.
    Ich sah hin.
    Ostermann hatte seinen Drachen bekommen.
    Eine fliegende Donnerechse hockte auf den Zinnen der schwarzen Burg. Sie wurde von einer ganzen Schar morCartha gehütet, die ihr Bestes gaben, wie böse kleine Teufelchen auszusehen. Ostermann hatte sie mit Anzügen ausgestattet, die ich nicht genau erkennen konnte. Als sie bemerkten, daß wir sie beobachteten, fingen sie an zu heulen und zu kämpfen. Die Donnerechse fauchte. Sie wirkte eher verwirrt als verärgert.
    »Ist das nicht hübsch?« wollte Carla wissen.
    Das Mädchen gab mir langsam Rätsel auf. »Die Verrückten haben die Macht ergriffen. Vielleicht sollte ich anfangen, Papierpuppen auszuschneiden, und lernen, rückwärts zu reden.«
    Carla Lindo begriff nicht, was ich meinte.
    Winger setzte den alten Mann hinter der Eingangstür ab. Er hatte mittlerweile Luft geschöpft und trotz allem nichts von seiner Würde verloren. »Wenn Sie mir folgen würden, Sir? Madame.« Carla Lindo und er tauschten einen wissenden Blick aus.
    Was kam jetzt?
    Er führte uns in das Zimmer, in dem ich Ostermann zuerst getroffen hatte. Es hatte sich verändert. Eine Wand war herausgebrochen worden, um es größer zu machen, und es war in Rot und Schwarz gestrichen. Ein großer, häßlicher, schwarzer Thron stand in der Mitte. Er war mit geschnitzten, ebenso häßlichen Frauenköpfen verziert. Eine Menge rötlich schimmernder Lampen sollte einen glauben machen, das indirekte Licht käme direkt aus der Hölle. Und der durchgedrehte Hausbesitzer hatte einige neue Angestellte auf seine Lohnliste gesetzt. Dazu gehörten sechs der größten, häßlichsten und gefährlich wirkendsten Riesen, die ich jemals gesehen hatte. Und überall standen kichernde morCartha in

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