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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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aufs gebrochene Auge drücken. Vorausgesetzt, ich kam dazu.
    Ich verbrachte eine Stunde auf dem Sockel, auf dem Sinkler stand und sein Wohlwollen unters Volk streute. Allmählich beschlich mich der Verdacht, daß ich ausgetrickst worden war. Jedenfalls machte Sattler es sich nicht leicht. Wobei auch immer. Falls die Nachricht überhaupt von Sattler war.
    War sie. Schließlich tauchte er doch noch auf. Er schlich heran wie jemand, der mit einer halben Million Taler bei den Kredithaien in der Kreide steht und seit einem Jahr keine Zinsen bezahlt hatte. Ich erkannte ihn erst, als er mir praktisch auf dem Schoß saß. Er sah aus wie ein Gammler und hatte keine Ähnlichkeit mit dem tödlichen Typ, den ich kannte und verabscheute.
    Er hockte sich neben mich und kauerte sich zusammen, so daß seine Größe ihn nicht verriet. Dann begann er, Krumen an die Tauben zu verfüttern. Das war die perfekte Tarnung. Keiner würde für möglich halten, daß Sattler Tauben fütterte.
    »Wo hast du gesteckt?«
    »Im Untergrund. Mußte nachdenken. Konnte einfach nicht weitermachen, als ich rausgekriegt hab, warum Kain das Buch haben wollte.«
    »Wie?«
    »Stell dir vor, was er damit anfangen könnte.«
    »Hab ich schon. Das ist einer der Gründe, warum es mir auch gegen den Strich geht, daß er es in seine Griffel kriegt.«
    »Seh ich auch so. Beutler ebenfalls.«
    »Beutler?«
    »Er brauchte etwas länger, aber schließlich hat er es auch begriffen. Er hat mir eine Nachricht geschickt. Wir haben uns getroffen und beraten. Dann haben wir uns entschieden, etwas zu unternehmen. Wir wollen dich ins Spiel bringen.«
    Seine Krumen hatten die Tauben aus einem Umkreis von einer Meile angezogen. Sie kletterten übereinander. Jetzt flatterten sie plötzlich alle vom Bürgersteig hoch. Ich blickte auf und erwartete, einen Schwarm fliegender Donnerechsen landen zu sehen. Doch es war nur eine einsame morCartha, die besoffen zu sein schien. Sattler sprach aus, was ich fühlte. »Jetzt sind sie schon am hellichten Tag unterwegs. Jemand sollte was unternehmen, vielleicht eine Prämie auf sie aussetzen. Dann hätten die Kinder was anderes zu tun, als Handtaschen aufzuschlitzen und Betrunkene auszunehmen.«
    Ja. Die Dinge waren nicht mehr so wie in den alten Zeiten. Als wir noch Kinder waren, wußten wir, was Respekt ist. Und so weiter und so weiter. Ich kannte diese Sprüche auswendig. »Was willst du von mir?«
    »Gerade hast du gesagt, du willst nicht, daß Kain das Buch in die Finger kriegt.«
    »Ich will nicht, daß irgend jemand es bekommt. Er nicht, du nicht, Beutler nicht, die Schlange nicht, Gnorst Gnorst nicht und Fido Ostermann genausowenig. Ich würde nicht mal dem alten Knacker trauen, der mir das Haus führt. Es gibt niemanden unter uns Lebenden, der der Versuchung widerstehen könnte.«
    Er dachte eine Minute nach. »Möglich. Ich wüßte schon, welchen Scheiß ich damit anstellen würde, wenn ich lesen könnte.«
    »Kannst du nicht?«
    »Meinen Namen, ein paar Schilder und Namen von Sachen, die ich mein Leben lang gesehen habe. In der Armee haben sie die Leute nicht lesen und schreiben gelehrt wie bei den Marines.«
    »Das war reines Glück.« Es war etwas, was ich mitgenommen hatte. Vermutlich war ich allerdings auch motivierter gewesen als Sattler. »Aber du hast mir doch eine Nachricht geschickt.«
    »Beutler hat sie geschrieben. Er hat hier und da einen Brocken aufgeschnappt. Ich hatte mir überlegt, uns einen Lehrer zu kaufen, wenn Kain abgekratzt ist und wir die Gilde übernehmen. Nur sieht es jetzt nicht mehr so aus, als wollte er jemals abtreten.«
    »Also möchtet ihr da etwas nachhelfen.«
    »So in etwa.«
    »Ich erledige keine Meuchelmorde.«
    »Du warst beteiligt, als der alte Oberboß ins Gras gebissen hat.«
    »Nicht er hat gebissen, sondern etwas hat ihn gebissen. Und du weißt genau, wie die Sache gelaufen ist. Morpheus hat mich reingelegt. Hätten Eierkopf oder ich gewußt, was da auf uns zukam, wären wir am anderen Ende der Stadt gewesen, statt Ahrm zu helfen, seinen Vampir zuzustellen.«
    »Wenn du uns hilfst, Garrett, gewinnst du Freunde, die dir einen Gefallen tun könnten.«
    »Wie denn? Kain beschämt mich, indem er mich wie seinen Lieblingssohn behandelt.«
    Sattler zuckte zusammen. Warum? Er grinste, sagte aber nichts. Er hatte widerliche Zähne. »Vielleicht. Aber er wird dir trotzdem niemals dieses Buch geben.«
    »Würdest du es tun?«
    »Ich kann nicht lesen, und Beutler ist auch nicht viel besser. Meinst du,

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