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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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Eindruck auf Elpida gemacht, dass sie am Abend ihre Mamma darauf ansprach.
    »Aphrodite war das schönste Wesen, das es je gab, und sie konnte jeden Mann dazu bringen, sich in sie zu verlieben«, erklärte
     Praxi ihrer Tochter. »Das Meer gebar sie und trug sie in einer Muschel nach Zypern, weshalb sie hier auf der Insel so sehr
     verehrt wird.«
    »Nein, Mamma, das stimmt alles gar nicht. Aphrodite war eine ganz schreckliche Göttin!«
    »Wie kommst du denn auf so etwas?«, fragte Praxi.
    Elpida ließ sich auf einen Stuhl fallen und schüttelte den Kopf. »Mamma, Aphrodite war eine Schlampe, die von Huren verehrt
     wurde und aus den Hoden eines Mannes entstanden ist.«
    In diesem Augenblick spiegelte sich auf Praxis Gesicht das Entsetzen ihrer Mutter. Als Loukis später in die Bar kam, aus Anstandsgründen
     begleitet von seinem Vater und Christakis, erzählte sie ihm von Elpidas Frevel, und er konnte sich vor Lachen kaum halten.
    »Das ist wohl die passendste Beschreibung von unserer hochverehrten Gottheit, die ich jemals gehört habe«, prustete er. Da
     ihre Tochter außer Hörweite war, stimmte Praxi ihm zu.
    »Da haben wir wohl etwas ganz Besonderes in die Welt gesetzt, was meinst du?«, flüsterte sie ihm über die Theke zu, durch
     die sie getrennt waren.
    »Ja, Praxi, das haben wir. Wir haben ein kleines Mädchen in die Welt gesetzt, das die umwerfende Schönheit seiner Mutter und
     den scharfen Verstand seines Vaters in sich vereint.«
    »Findest du mich wirklich schön?«
    »Oh, ja«, versicherte Loukis. »Auf der ganzen Welt gibt es keine Frau, die dir das Wasser reichen könnte.«
    Das Kompliment ließ Praxis Augen feucht werden, schnell drehte sie sich weg, da sie fürchtete, ihre Hände könnten nach ihm
     greifen und sie beide preisgeben. Zwei Tage später ließ der Gedanke an Loukis’ Worte ihr Gesicht erneut erröten, als sie aufstand,
     um den Tisch abzuräumen. Die Sonne stand schon tief über dem Meer und die Reste des
souvlakis
waren auf ihren Tellern kalt geworden. Die anderen Frauen folgten Praxis Beispiel und erhoben sich, um die Überbleibsel ihres
     Mahls wegzuräumen. Sie verschwanden damit ins Café und kamen nach ein paar Minuten mit Tabletts zurück, auf denen Kaffee und
     Nachtisch bereitstanden. Als Praxi sich mit zwei Schüsseln Obst wieder zu ihren Freunden gesellte, gefror ihr Lächeln plötzlich,
     während Elpida von ihrem Stuhl aufsprang.
    »Papa!«
    Yiannis hob Elpida hoch in die Luft und küsste sie ungestüm auf Wangen und Stirn. Besitzergreifend schlossen sich seine Arme
     um sie, als er an den Tisch trat, und sein Blick wurde hart. Loukis spürte, wie sich seine Muskeln verkrampften. Schützend
     stellte sich Dhespina an seine Seite, um ihn notfalls auch festzuhalten.
    »Kommt, wir gehen besser zurück ins Dorf«, flüsterte sie.
    Loukis trat einen Schritt vor, und Yiannis wich instinktiv zurück. Als Elpida sich in seinen Armen umdrehte, sah Loukis die
     Frage in ihren Augen. Er hielt sich jedoch zurück und lief schließlich davon.
    Es brach Praxi das Herz.

18
    In einem Dorf zwischen Larnaka und Lemesos schob eine junge Mutter Brotteig in den Tonofen. Ihr Mann würde in einer Stunde
     nach Hause kommen, mit dem Gewehr über der Schulter und einem müden Lächeln auf den Lippen, das verriet, wie jung er eigentlich
     noch war. Ihr ältester Sohn würde sich vom Bett erheben und den Platz seines Vaters am südlichen Tor einnehmen. Erst wenn
     die Sonne unterging, würden ihre anderen Kinder vom Spielen zurückkehren. Wenn sie die Tür vor dem nahenden Winter zuwarfen,
     würde die Frau sich an ihre abgenutzten Pullover erinnern, die im Schlafzimmer der Jungen auf einem Stapel lagen und darauf
     warteten, geflickt zu werden. Es war in jeder Hinsicht ein ganz gewöhnlicher Tag, der durch nichts von all den anderen zu
     unterscheiden war, die ihm in den letzten Jahren vorausgegangen waren – bis sich um zehn vor drei die Tore zur Hölle öffneten.
    Ausgerüstet mit Gewehren, Granatwerfern und Panzerfäusten fielen dreitausend Soldaten in Kophinou ein und feuerten alles ab,
     was sie dabeihatten. Eine Viertelstunde nach dem ersten Schuss kapitulierten die UN-Friedenswächter und zogen sich zurück,
     während sich das Geschützfeuer in jeden Winkel des Dorfes ausbreitete. Kugeln prallten an Hauswänden ab und durchbohrten Körper,
     Mütter rannten schreiend nach ihren Kindern, die draußen auf den Feldern von ihnen abgeschnitten waren, während ihre Väter
     und älteren

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