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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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bei, die sie zur Verzweiflung brachten – alle außer Praxi, die sich nicht in der Position sah, über solche Themen zu sprechen.
     Sie schaute zu Loukis hinüber und begegnete seinem Blick. Ein Blick, der sie nach all den Jahren noch immer bis ins Mark traf.
     Der sie entblößt zurückließ und sie obendrein, was viel skandalöser war, auch seine eigene Nacktheit spüren ließ. Ohne Vorwarnung
     stieg die Aufregung in ihr hoch und platzte mit einem Kichern aus ihr heraus.
    »Was hast du?«, fragte ihre Mutter.
    »Gar nichts«, antwortete Praxi und umarmte sie. »Ich bin nur so froh, euch alle hier zu haben!«
    » Yiamas
darauf!«, rief Christakis von der Männerseite des Tisches her, und alle erhoben sich von ihren Stühlen, um miteinander anzustoßen.
    Sie trafen sich nun schon zum dritten Mal alle gemeinsam im Café. Angefangen hatte es damit, dass sie den neuen Koch testen
     wollten, den Praxi eingestellt hatte. Da das Essen ein voller Erfolg war, beschlossen sie, den Test jeden zweiten Sonntag
     im Monat zu wiederholen, und wenn Praxi sich umschaute, konnte sie sich nicht vorstellen, jemals glücklicher gewesen zu sein.
     Selbst ihre Mutter hatte es geschafft, ihre moralischen Bedenken über dem fröhlichen Geschnatter von Dhespina, Lenya und Yianoulla
     zu vergessen. Und am anderen Ende des Tisches schlüpfte Loukis mit Leichtigkeit in die Rolle des heimlichen Gastgebers, der
     ein Auge darauf hatte, dass die Gläser der Männer immer gefüllt waren und Christakis’ vier Jungs nicht dieKeo-Flaschen in die Hände bekamen. Den einzigen Schatten über diese Gesellschaft warf ihre Tochter, die sich schmollend abseits
     der vergnügten Runde hielt. Auch nach zwei Tagen hatte sie die Standpauke noch nicht verwunden, die Praxi ihr nach dem Zwischenfall
     mit dem fremden Jungen gehalten hatte.
    Anfang der Woche hatten Elpida und Jason im Hafen nach Münzen gesucht, als sie auf das Thema Haarfarben zu sprechen kamen.
     Obwohl er Halbgrieche war, war Jasons Haar eher weiß als blond. Er betonte aber, dass ja auch Niki und Christakis recht hell
     seien.
    »Das bringt Unglück«, verkündete Elpida mit Nachdruck. »Nur weil Niki ein Mädchen ist, haben sie ihr das Haar nicht täglich
     abrasiert, wie sie es bei Christakis gemacht haben.«
    »Eigentlich ist es ein Zeichen von Vornehmheit«, erwiderte Jason. Er war zwar erst zwölf Jahre alt, aber sein Wortschatz versetzte
     Elpida ins Staunen. Er klang wie ein Erwachsener. Außerdem nannte er seinen Papa bei seinem Vornamen, Jack, was es Elpida
     leichter machte zu verstehen, warum seine Mamma weggelaufen war. Keiner von ihnen hielt sich an normale Regeln.
    »Was ist Vornehmheit?«, wollte sie wissen.
    »Die oberen Klassen, die reichen Leute sind vornehm«, erklärte Jason. »Und schau dir nur die antiken Götter an, viele von
     ihnen waren blond, zum Beispiel auch eure Aphrodite.«
    »Die Göttin der Liebe«, seufzte Elpida und sah Jason verschmitzt an. Der Junge lief sofort rosarot an.
    »Aphrodite war gar nicht so liebevoll, wie ihr Zyprer sie darstellt«, widersprach Jason. »Wenn ihr jemand missfiel, konnte
     sie ziemlich grausam sein. Weil Glaukos seinen Stuten die Hengste vorenthielt, damit sie bei den Wagenrennen feuriger waren,
     bestrafte Aphrodite ihn, indem sie ihn von seinen eigenen Pferden zerfleischen ließ. Sie hat sechs Söhne von Poseidon dazu
     gezwungen, ihre eigene Mutter zu vergewaltigen, und als Aigeus sich weigerte, sie zu verehren, sorgte sie dafür, dass er kinderlos
     blieb. Und sie war immer nur auf das Eine aus. Obwohl sie mit dem hinkenden Schmiedegott Hephaistos verheiratet war, hattesie ständig Affären: Sie ist mit Ares, Hermes, Dionysos und Adonis ins Bett gegangen, außerdem mit so vielen Sterblichen,
     dass man sie gar nicht zählen kann. Aber was soll man auch von einer Göttin erwarten, die aus den abgetrennten Genitalien
     des Uranos entstanden ist?«
    Elpida war entsetzt. Solche Geschichten waren ihr nie zuvor zu Ohren gekommen, ganz zu schweigen von solchen Ausdrücken.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte sie.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass Jack Archäologe ist. Solche Sachen zu wissen gehört zu seinem Beruf, und er erzählt mir davon.
     Vor langer, langer Zeit gab es übrigens einen Kult zu Ehren der Aphrodite hier auf der Insel, bei dem praktisch jeder mit
     jedem in den Tempeln und an heiligen Stätten Sex hatte. Ihre Priester waren im Grunde nichts anderes als Zuhälter.«
    Jasons Enthüllungen hatten einen derartigen

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