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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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Prinzipienbasiert. Ich glaube, Athen wäre bereit, einen Teil der Insel der Türkei zu opfern, wenn der Rest dafür mit Griechenland vereint
     wird. Das ist natürlich völlig inakzeptabel, nicht nur für mich, sondern für alle griechischen Zyprer. Diesen Preis für
enosis
will niemand von uns zahlen. Und wenn
enosis
nur erreichbar ist, indem wir eine Teilung riskieren, dann müssen wir dieses Ziel, zumindest fürs Erste, zurückstellen.«
    »Einige behaupten, Sie hätten Ihr Engagement für
enosis
zugunsten eines unabhängigen Zypern aufgegeben, an dessen Spitze Sie als Präsident stehen.«
    »Sie wollen sagen, ich hätte die Interessen meines Landes persönlichen Ambitionen untergeordnet?«, hakte Makarios nach. Sein
     Gesicht war ernst und unbewegt, seine Augen hingegen schienen angesichts einer solchen Behauptung zu lachen.
    »Man hat diesen Vorwurf gegen Sie erhoben«, erwiderte Michalakis vorsichtig.
    »In Zypern oder in Athen?«, wollte Makarios wissen, wischte seine eigene Frage aber sogleich mit einer Handbewegung beiseite.
     »Ich bin nicht taub für die Forderungen gewisser Interessenvertretungen, aber ich habe eine Verpflichtung gegenüber Zypern
     und bin nicht bereit, mich darin manipulieren zu lassen, um den Erwartungen einer verstimmten Macht oder Minderheit gerecht
     zu werden. In diesem Moment der Geschichte müssen wir einen mutigen Kompromiss eingehen. Wir müssen gewillt sein, einen gangbaren
     Weg zu finden, und ja, es ist wahr, dass dieser Weg nicht all unsere Wünsche erfüllen mag, doch er ist zu diesem Zeitpunkt
     der richtige für Zypern und für die griechischen Zyprer.«
    Obwohl völlig klar war, dass die Kompromissbereitschaft des Erzbischofs zu einem großen Teil daher rührte, dass er keine Begeisterung
     für eine politische Vereinigung mit einer Militärdiktatur aufbrachte, sprach keiner der Männer diese Tatsache aus.
    »Was werden also Ihre nächsten Schritte sein?«, fragte Michalakis.
    »Wir bewegen uns auf einem langen, beschwerlichen Pfad. Um meinen eigenen Glauben deutlich zu machen und diesen Neubeginn
     in unserer Geschichte zu verkünden, habe ich die griechisch-zyprischen Streitkräfte angewiesen, ihre Befestigungen niederzureißen
     und die Straßensperren um das türkische Viertel von Lefkosia zu beseitigen. In etwas mehr als einer Woche werden wir mit den
     Verhandlungen über eine Einigung beginnen. Ich glaube fest daran, dass es trotz der schrecklichen Dinge, die unseren beiden
     Gemeinschaften widerfahren sind, auf jeder Seite guten Willen gibt. Darauf müssen wir aufbauen, um eine echte und dauerhafte
     Lösung zu finden, die es uns ermöglicht, ohne Angst vor einer Intervention von Dritten voranzuschreiten.«

21
    Kurz nachdem die Amerikaner einen Mann auf den Mond geschickt hatten, schloss Elena sich einer Gruppe von Untergangspropheten
     zum täglichen Gebet an. Yiannis legte sich dagegen einen Ford Torino Cobra mit Fließheck, Schalensitzen und modernster Innenausstattung
     zu. Er beschloss, Praxi den Chevrolet zu überlassen und ihr Fahrstunden zu geben.
    »Ein kleiner Schritt für eine Frau, ein großer Sprung aus dem Weg für die Menschheit«, witzelte Yiannis, als sie in den Wagen
     stiegen.
    »Sehr komisch«, murrte Praxi, doch ihre schlechte Laune wurde eher durch Nervosität erzeugt, als dass sie ernsthaft böse gewesen
     wäre. Trotz ihrer Differenzen und des ungeliebten Treueschwurs, der sie aneinander band und einst zu ersticken gedroht hatte,
     waren Praxi und Yiannis in eine Freundschaft gestolpert, die sie beide erstaunte. Sie hatten ihren Groll in einer Woge größtmöglicher
     Ehrlichkeit – die Wahrheit über das Blut ihrer Tochter blieb ungesagt – von Bord gespült und lebten nun ihr Leben, statt ihre
     Vergangenheit zu verfluchen. Praxi hatte Loukis, und Yiannis hatte seine wöchentlichen Besuche in der Stadt. Praxi fragte
     nicht nach, was ihr Ehemann in Lefkosia trieb, doch was es auch war, es nahm Einfluss auf die Länge seiner Haare und die Weite
     seiner Jeans. Er schien nahezu glücklich, und Praxi war froh darüber, auch wenn sie die Vorstellung der Dinge ausblenden musste,
     die hinter diesem Glück liegen mochten.
    Jedes Mal, wenn Praxi den Motor abwürgte, brachte sie den Wagen danach nur holpernd wieder in Fahrt, so dass sie sich nur
     sehr langsam vom Hafen entfernten. Dabei fuhren sie an Elpidavorbei. Praxi übersah ihre Tochter, da sie ihren Blick vor Angst starr auf die Straße gerichtet hielt, doch Yiannis winkte
     ihr

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