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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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fröhlich zu und verzog sein Gesicht in leisem Spott. Elpida war entsetzt von dem Spektakel, das ihre Eltern veranstalteten,
     und wandte ihnen schnell den Rücken zu.
    »Das ist so peinlich«, stöhnte sie.
    Jason lachte. »Ich finde es ziemlich cool, dass deine Mutter Autofahren lernt.«
    »War ja klar, dass du das sagst«, erwiderte Elpida. »Du weißt eben nicht, was sich gehört und was nicht.«
    »Ach, ist das so?«
    Jason bückte sich schnell und zog Elpidas Rock hoch, so dass ihre Unterhose für jedermann sichtbar war. Kreischend wollte
     sie auf ihn losgehen, doch Jason hatte instinktiv bereits die Flucht ergriffen und rannte die gepflasterte Straße hinab, während
     Elpida ihm wutschnaubend auf den Fersen war. Die beiden mussten Fußgängern und der ein oder anderen Katze ausweichen, bis
     sie schließlich die Hauptstraße erreichten. Verbissen jagten sie noch eine Runde um den Platz und kamen erst an der Kirche
     erschöpft zum Stehen.
    »Wenn ich erst wieder Luft kriege, wirst du dafür bezahlen«, keuchte Elpida.
    »Daran hab ich keinen Zweifel«, entgegnete Jason und schenkte ihr ein Lächeln, das sie innerlich wie Butter in der Sonne schmelzen
     ließ. Müde streckte er seine Beine vor sich aus. In Elpidas Augen war er unglaublich groß geworden. Letztes Jahr hatte sie
     noch gedacht, sie würde ihn bald einholen, aber als er vom Frühlingsrefugium seiner Mutter auf Kreta zurückkehrte, war er
     einen Kopf größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, und konnte einiges an Geschichten erzählen.
    »Wir haben alle in einem Ort namens Matala gewohnt«, erklärte Jason ihr. »Da hingen ein paar britische Rockstars rum, rauchten
     Dope und redeten eine Menge Unsinn, aber es war ziemlich cool. Weißt du, der Legende nach hat Zeus die Prinzessin Europa zum
     Strand in Matala gebracht, nachdem er sieals weißer Stier verführt hatte. Dann hat er sich in einen Adler verwandelt und ist mit ihr nach Gortys geflogen, wo er Sex
     mit ihr hatte.«
    Elpida zuckte wie üblich bei diesen für ihren Freund so typischen Enthüllungen zusammen. Doch noch in ihrer Verlegenheit spürte
     sie ein unausgereiftes Verlangen nach Sonnenuntergängen in sich aufsteigen, die sie zum Leuchten brachten, nach leiser Gitarrenmusik
     und nach einem Jungen, der seine Gestalt verändern konnte, der weiches, helles Haar hatte und sie sehnsüchtig ansah.
    »Warum geht es in all deinen Geschichten eigentlich immer um Sex?«, wollte sie wissen.
    »Weil es das Einzige ist, woran ich denken kann«, antwortete Jason.
    Elpida wand sich bei dieser Stichelei unbehaglich. »Das ist ungesund«, sagte sie und gab damit die Verdammung alles Körperlichen
     wieder, die ihre Großmutter predigte.
    »Wieso sollte das ungesund sein?«, forderte Jason sie heraus. »Es ist so natürlich wie Essen und Trinken, und eines Tages
     wirst du es auch tun müssen, ob du willst oder nicht. Hoffentlich mit mir.«
    »Jason!«
    »Elpida!«, äffte der Junge sie nach und boxte ihr freundschaftlich gegen den Arm, um ihr zu versichern, dass diese Zeit noch
     nicht ganz gekommen war.
    Sie sahen, wie Marios Hand in Hand mit einer kleinen Frau mit langem Haar, in das sie ein paar winzige Blüten geflochten hatte,
     vom Friedhof kam.
    »Die ist neu«, kommentierte Jason. Elpida stimmte ihm zu und winkte, als Marios zu ihnen herüberschaute.
    »Wer ist das?«, fragte die Frau an seiner Seite auf Englisch.
    »Elpida«, antwortete Marios. Er hätte noch mehr erklärt, aber sein Englisch war schlecht – was seine Freundschaften mit den
     ausländischen Mädchen allerdings nicht weiter behinderte. Seit die Insel nicht mehr von Kämpfen auseinandergerissenwurde, kamen die Touristen in Scharen, und Marios’ Zeit wurde zunehmend von weiblicher Aufmerksamkeit in Anspruch genommen.
     Die griechischen Mädchen zeigten kaum Interesse an ihm, aber die ausländischen, mit ihrer sonnenverbrannten Haut und ihren
     hellen Haaren, ließen sich immer gern an seinem Arm über die Insel führen. Und zu seiner großen Erleichterung war keine allzu
     sehr am Reden interessiert. Marios wusste, dass er anders war. Er hatte nicht den Intellekt seiner Brüder oder der meisten
     anderen Männer in seinem Alter, und oft langweilte er die Leute im Gespräch. Wenn er sich mit Mädchen aus dem Ort unterhielt,
     entging ihm die Enttäuschung in ihren Blicken nicht, bevor sie sich sammelten und in seine Mutter verwandelten. Die Augen
     der Touristinnen hingegen, die in Ferienlaune waren und eine fremde

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